Europäische Zentralbank verlängert Zinsanpassungsfrist
Die Europäische Zentralbank beließ die Leitzinsen trotz sinkender Inflation und Konjunktursorgen unverändert. Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank im Frühjahr die Zinsen senken wird.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinssätze in der Eurozone zum zweiten Mal in Folge unverändert gelassen. Passend zum Beschluss des EZB-Rats kündigte die Frankfurter Währungsbehörde an, dass der Leitzins für Banken zur Aufnahme neuer Mittel bei der Zentralbank weiterhin bei 4,5 % bleiben werde.
Die Inflation im gemeinsamen Währungsraum hat sich zuletzt unerwartet und deutlich abgeschwächt. Gleichzeitig wachsen die Sorgen um die Konjunktur. Die Federal Reserve hatte die Leitzinsen in den USA zum dritten Mal in Folge unverändert gelassen und versprochen, die Zinsen im nächsten Jahr zu senken.
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungsbehörden der Eurozone auch im nächsten Jahr die Zinsen senken werden. Allerdings warnte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, kürzlich davor, einen Sieg über die Inflation zu verkünden. Im Gegenteil bleibt die Wachsamkeit bestehen, bis die Inflation wieder das mittelfristige Ziel von 2 % erreicht. Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnte: „Es wäre verfrüht, die Leitzinsen kurzfristig zu senken oder darauf zu spekulieren.“
Die Inflation in der Eurozone schwächte sich im November deutlich ab. Laut Eurostat stiegen die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 %, verglichen mit 2,9 % im Oktober. Im vergangenen Jahr erreichte die Inflation aufgrund des russischen Krieges in der Ukraine zeitweise zweistellige Werte. Mittelfristig strebt die EZB im gemeinsamen Währungsraum mit ihren 20 Mitgliedstaaten eine Preisstabilität und eine Inflation von 2,0 % an.
Eine Reihe von Zinserhöhungen zur Bekämpfung der hohen Inflation
Nachdem die Währungsbehörden zur Bekämpfung der hohen Inflation zehn Mal in Folge die Zinsen erhöht hatten, hörten sie im Oktober zum ersten Mal auf, die Zinsen anzuheben. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremst und die hohe Inflation ausgleicht. Teurere Kredite belasten die Wirtschaft auch, weil durch die Kredite finanzierte Investitionen teurer werden.
Die Wirtschaft der Eurozone schwächt sich ab. Laut Eurostat schrumpfte die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 %. Im zweiten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 %, nachdem es zu Jahresbeginn stagnierte. Laut Bundesregierung und Wirtschaftsexperten wird die deutsche Gesamtwirtschaft im Jahr 2023 weiterhin leicht schrumpfen. Nach dem jüngsten Beschluss des EZB-Rats liegt der Einlagenzinssatz für Bankparkgelder weiterhin bei 4,0 %. Dies ist der höchste Stand seit Gründung der Währungsunion im Jahr 1999.
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Quelle: www.ntv.de