EU-Diplomat: In iranischer Gefangenschaft innere Stärke entdeckt
Zwei Jahre und zwei Monate, Johan Floderus hat in der berüchtigten Evin-Haftanstalt in Iran verbracht. Im Juni ist der Schwedier schließlich durch eine Gefangenaustausch freigelassen. Nun spricht Floderus über die schwierige Zeit und was ihn überlebt hat.
Er hat fast 800 Tage in der berühmten Evin-Haftanstalt in Iran verbracht, acht Monate davon allein. Im mittleren Juni konnte der schwedische Staatsbürger Johan Floderus aus der Haft entlassen und nach Hause gehen. Er spricht von einer "Kraft", die ihm dabei half, die "Hoffnung, die man nicht steuern kann", übertraf. Der 33-jährige EU-Diplomat lacht ruhig und wählt seine Worte sorgfältig aus, wenn man ihn darüber fragen will, wie er sich fühlt. "Ich bin gut", sagt er. "Meine Familie hat alles getan, um mir bei meiner Rückkehr ein sanftes Landungsbereich zu geben."
Floderus und ein weiterer Schwede, Saeed Azizi, wurden am 15. Juni gegen den 63-jährigen Hamid Noury - einem ehemaligen hohen Gefängnisbeamten aus Iran, der in Schweden lebenslänglich verurteilt war, wegen seiner Rolle in den 1988er Massenexekutionen von Häftlingen, die von Teheran befohlen wurden - ausgetauscht. Floderus wurde mehr als zwei Jahre zuvor, am 17. April 2022, am Teheraner Flughafen verhaftet, als er von einer Ferienreise zurückkam. "Ich schrieb nur meinen Freunden, dass ich gerade am Flughafen angekommen war, aber etwas war los", erinnert sich Floderus. "Jemand hat mir mein Handy weggenommen und mir mitgeteilt, das sei nicht erlaubt." Er wurde in ein Auto gesteckt, in dem er die Evin-Haftanstalt erkennen konnte. "Ich nehme meine Kleidung ab, trage ein Gefängnishemd an und signiere einige Papiere", berichtet er. Mit den Augen bedeckt wurde er durch die Korridore der massiven Haftanstalt geführt. "Ich konnte nur meine Füße auf dem Boden sehen", sagt er.
Nach zwei oder drei Tagen allein in der Zelle, wurde er vor "was sie 'Richter' nennen", gesetzt. "Ich war erleichtert, denn ich dachte, dass die Sache endlich aufgeklärt werden würde", sagt Floderus. "Stattdessen sagte mir dieser Mann, dass ich wegen Spionage gegen die Islamische Republik Iran angeklagt wurde, und in diesem Moment gingen alles schwarz aus", erinnert er sich. Der Richter hatte ihm gesagt, nicht zu sorgen, er wäre "ein Gast für zwei oder drei Tage". "Ich verbrachte schließlich zwei Jahre und zwei Monate dort", sagt er. Die ersten zwei Monate verbrachte er "voller Verwirrung, Angst und Verzweiflung" allein und wurde später in eine Gemeinschaftszelle verlegt, berichtet er. "Ich konnte mit den anderen Häftlingen frei sprechen", sagt er. "Als ich ihnen erzählte, was mir passiert war und wer ich war, sagten sie: 'Johan, du bist ein Geisel'."
Nach einem Monat mit anderen Häftlingen wurde er wieder in die Einzelhaft gesteckt, in der er sechs Monate verbrachte. "Währendsechse Monate in Einzelhaft verbracht hatte, erkannte ich, dass ich nicht überleben könnte, wenn ich mich den schlechten Nachrichten oder dem Fehlen von Nachrichten hingebeugt habe", sagt Floderus. "Ich versuchte etwas anderes als Hoffnung zu leben", fügt er hinzu. "Ich entdeckte eine konstante Kraft in mir, die ich auf mich verlassen und die mir auch in den schlimmsten Zeiten nicht verließen". Im Dezember 2023 erschien Floderus vor Gericht in Schweden und wurde wegen "Verbrechen auf Erden", einer der schwersten Anklagen in Iran, für die die Todesstrafe vorgesehen ist, angeklagt. In demselben Monat bestätigte ein schwedischer Berufungsgericht das Todesurteil des Iraners Hamid Noury für seine Rolle in den 1988er Massenexekutionen von Häftlingen, die von Teheran befohlen wurden.
"Ich wusste sehr früh, dass ich meine Familie und meine Geliebten nur durch einen Gefangenaustausch wiedersehen werde", sagt Floderus. "Schweden ist nicht die erste Nation, die solche Entscheidungen trifft". Er glaubte wirklich an seine Freilassung jedoch erst, als er zum Teheraner Flughafen gefahren wurde. Als er aus dem Flugzeug stieg und in Stockholm stand, kniete er sich vor seinem Freund und heiratete ihn vor der schwedischen Premierministerin Ulf Kristersson. "Ich will wieder zur Lebensweise zurückkehren, die meine Verlobte und ich vor der Gefangenschaft geführt haben", sagt Floderus. "Zwei Jahre und zwei Monate wurden uns gestohlen und jetzt wollen wir sie wieder zurückbekommen".
Floderus wurde aus der Evin-Haftanstalt in Stockholm entlassen, kehrte in seine Heimat in Schweden zurück, nachdem ein internationaler Gefangenaustausch mit Iran durchgeführt wurde. Während seiner Haftzeit fand er Stärke in einer Kraft, die ihm über das Kontrollieren der Hoffnung hinaus half, die schwierigen Bedingungen zu überleben.