Bewohner von Berliner Stadtwohnungen könnten nach längerer Pause mit Mieterhöhungen rechnen. Am Mittwoch gaben Landeshauptmann Kay Wegener (CDU) und Bausenator Christian Gabler (SPD) bei einem Rundgang durch den Neubau bekannt, dass der Senat derzeit neue sogenannte Kooperationsverträge mit sechs kommunalen Körperschaften für den Zeitraum 2024 bis 2026 unterschreibt Verhandlungsprojekte. Das Programm soll bis Ende September in Kraft treten und enthält Bestimmungen zu Mietpreisen und möglichen Erhöhungen.
Einerseits gehe es darum, bezahlbare und stabile Mieten für die Anwohner zu gewährleisten, so Wegner. Rund 360.000 kommunale Wohnungen. Kommunale Wohnungsunternehmen, die ein Fünftel des Berliner Mietwohnungsbestands ausmachen, müssen eine gewisse Kontrolle über den gesamten Markt haben.
„Andererseits müssen wir auch dafür sorgen, dass kommunale Wohnungsbaugesellschaften wirtschaftlich arbeiten können“, sagte Wegner. Sie müssen in der Lage sein, sich selbst zu finanzieren und auch in Zeiten deutlicher Preissteigerungen und wachsender Nachfrage, etwa im Hinblick auf den Klimaschutz, Wohnungen mit starker Energie weiterhin bauen zu können. Wegner sagte, es sei wichtig, in diesem Spannungsfeld gute Lösungen zu finden.
Gaebler verwies auf die Bemühungen des Senats, Wohnbauförderung und andere Instrumente für städtische Gemeinschaften zu unterstützen. Aber auch ihre Wirtschaftlichkeit durch Mieteinnahmen ist wichtig. „Kein Mieter sollte überlastet werden“, versicherte der Senator. Die bestehenden Härtefallregelungen bleiben bestehen.
Aber es ist auch klar: Für eine hochwertige Wohnung mit gutem Service muss man einen fairen Preis zahlen. Die Mieteinnahmen sollten auch zur Finanzierung von Tariferhöhungen für die Mitarbeiter des Unternehmens verwendet werden.
Wie ihr Sprecher und Gesobau-Geschäftsführer Jörg Franzen klarstellte, halten die sechs städtischen Wohnungsunternehmen Mieterhöhungen für unumgänglich. Er erinnerte daran, dass Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und gleichzeitig massiv in neuen Wohnraum investieren müssen. Insgesamt lässt sich sagen, dass deutlich gestiegene Baukosten, hohe Zinsen, Lieferengpässe, hohe Inflations- und Energiepreise sowie der Wegfall der Bundesförderung es den Unternehmen enorm erschweren, weiterhin wirtschaftlich zu wirtschaften.
„Wir brauchen einen erneuten Ausbau der Mietwohnungen“, forderte Franzen. „Zur Erinnerung: In den vergangenen anderthalb Jahren konnten wir keine bestehenden Mieterhöhungen durch Mietmoratorien erreichen.“ Bis dahin gilt für kommunale Körperschaften ein politisch festgelegter „Mietpreis“. Damals durften die Mieten je nach Kriterien nur um 1 bis 2,5 Prozent pro Jahr steigen.
Laut Franzen betragen die Bestandsmieten in kommunalen Körperschaften derzeit durchschnittlich 6,39 Euro pro Quadratmeter. Das sind laut Mietspiegel 0,77 Euro weniger pro Quadratmeter als der Durchschnittspreis aller Berliner Wohnungen.
Wegner und Gabler besuchten im Rahmen ihrer jährlichen Neubautour vier Bauprojekte in der Stadt. Beide sagten, kommunale Körperschaften seien für den Bau neuer Wohnungen von entscheidender Bedeutung. Franzen sagte, von den rund 17.000 Wohnungen, die im Jahr 2022 in Berlin fertiggestellt werden sollen, seien 6.046 gebaut und weitere 11.644 gekauft worden. In diesem Jahr werden die Kommunen rund 5.300 Wohnungen fertigstellen. Bei einer „längerfristigen Perspektive“ von 2022 bis 2037 sind 51.300 neue Wohnungen in 367 Projekten gelistet.