Es regnet heftig, aber wo?
ntv.de: Fühlt sich der Sommer dem Ende zu?
Bjoern Alexander: Noch nicht, zumindest nicht bis zum Wochenende. Stattdessen müssen wir uns mit einigen ungewöhnlichen extremen Wetterbedingungen auseinandersetzen.
Was ist hier los?
Zum einen braut sich ein kräftiger Wintersturm oberhalb von 1500 Metern in den Alpen zusammen. Zum anderen gibt es erheblichen Regen und eine potenzielle Überflutungsgefahr für Deutschland.
Was hat diesen plötzlichen Wetterumschwung verursacht?
Letzten Sonntag wurden Temperaturen von über 30 Grad gemessen, doch der Beginn der Woche brachte einen scharfen Einbruch aufgrund einer Kaltfront von Tief "Yonca". Nun nähert sich eine weitere Kaltfront von Tief Nummer 2, "Zilan", das starke Sturmwinde auf die Britischen Inseln bringt und am Mittwoch und Donnerstag Nacht mit den Alpen zusammenstößt. Gleichzeitig bildet sich ein weiteres Tief über Genua und Norditalien, das kalte Luft von Norden mit warmer, feuchter Luft aus dem überhitzten Mittelmeer mischt.
Was sind die damit verbundenen Risiken?
Der Fokus liegt auf Niederschlag, der in höheren Lagen als Schnee fallen wird. Auch in höheren Tälern bis hinunter auf 1200 bis 1300 Meter kann bei geeigneten Temperaturen Schneefall auftreten. Also, Wanderer und Skifahrer, seid vorsichtig! Es könnte gefährlich werden. Außerdem werden in den Schichten oberhalb von 1500 bis 2000 Metern beträchtliche Neuschneeansammlungen erwartet.
Wie viel Schnee ist zu erwarten?
In den Windschattenbereichen der Alpen könnten es je nach Modell 50 bis 100 Zentimeter sein - einige Modelle prophezeien sogar noch mehr. Über 2 Meter sind nicht ausgeschlossen. Dazu kommen lebhafte bis stürmische Winde, Schneeverwehungen und eine erhöhte Lawinengefahr, was winterähnliche Straßenbedingungen auf höheren Straßen und Pässen erwarten lässt.
Auf wie viel Regen müssen die tiefer gelegenen Gebiete vorbereitet sein?
Standort und Intensität sind in den Wetterberechnungen noch sehr unterschiedlich. Fakt ist jedoch, dass das Tief aus Norditalien sich über die Alpen nach Nordosten bewegen wird. Es handelt sich um eine sogenannte Vb-Situation, die durch extrem starke Regenfälle und unzuverlässige Vorhersagen gekennzeichnet ist. Nach jüngsten Berechnungen könnte beispielsweise der Süden und Südosten Deutschlands ab Freitag schwer betroffen sein. Mit über 200 Litern pro Quadratmeter besteht eine erhebliche bis katastrophale Überflutungsgefahr.
Wie sieht die aktuelle Prognose für Deutschland aus?
Bis Montag früh könnten je nach Modell zwischen 60 und 250 Liter pro Quadratmeter möglich sein. Das Berchtesgadener Land, der Bayerische Wald und Ostsachsen werden wohl am meisten betroffen sein. Dies würde immer noch eine kritische bis gefährliche Situation darstellen. Die meisten Wettermodelle zeigen jedoch nicht mehr den stärksten Regen in unserer Region an.
Wo würde der Schaden am größten sein?
Die Antwort auf diese Frage ist noch ungewiss und hängt von der weiteren Entwicklung der Wetterlage ab.
Aktuelle Schätzungen deuten darauf hin, dass Österreich, die Tschechische Republik und Polen am stärksten betroffen sein werden. In extremen Szenarien prophezeien Modelle 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter. Wenn dies einträfe, würde auch die Elbe über die Überschwemmung aus Tschechien betroffen sein.
Was die Regenmengen betrifft: Wie vergleichen sich diese Werte?
Berlin bekommt durchschnittlich etwa 600 bis 650 Liter pro Quadratmeter im Jahr, während Köln etwa 800 Liter hat. Während der Ahr-Talflut im Juli 2021 wurden lokale Mengen von 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter gemessen. Der höchste 24-Stunden-Regen wurde am 12. August 2002 in Zinnwald-Georgenfeld in Sachsen während einer Vb-Wetterlage mit 312 Litern pro Quadratmeter gemessen. Dies erinnert uns an das Potenzial dieser Wetterbedingungen und die verheerenden Folgen, die sie haben können.
Trotz der jüngsten Hitzewelle prophezeit Bjoern Alexander, dass der Sommer noch nicht vorbei ist, da wir derzeit mit einigen ungewöhnlichen extremen Wetterbedingungen zu kämpfen haben. Die kommende Woche wird ein kräftiger Wintersturm in den Alpen bringen, begleitet von erheblichem Regen und einer potenziellen Überflutungsgefahr für Deutschland.