Abteilung für Rechtsangelegenheiten - Es ist unwahrscheinlich, dass rassistisch motivierte Straftaten vorrangig verfolgt werden.
In der nahen Zukunft gibt es in Thüringen kein Amt, das sich mit der Verfolgung von Hassverbrechen beschäftigt. Die bestehende Struktur für die Bearbeitung dieser Fälle bleibt gleich, wie ein Sprecher aus dem Justizministerium mitteilte. Die aktuelle Aufstellung wird bewertet, um herauszufinden, ob spezialisierte Verfolgungsstrukturen die Bearbeitung dieser Fälle verbessern könnten, aber es gibt keine konkrete Planung, ein solches Amt für diese Aufgabe zu schaffen.
Aktivisten fordern Maßnahmen
Viele Organisationen und Institutionen, die sich mit Hassverbrechen befassen, sind nicht mehr zufrieden mit der aktuellen Struktur. Sie glauben, diese Strukturen seien unzureichend, um effektiv Hassreden und rechtsextreme Übergriffe zu verfolgen. Opferberater von ezra haben seit Jahren für ein spezielles Amt für die Verfolgung von Hassverbrechen geworben.
ezra ist eine Opferberatungsorganisation, die Menschen hilft, die aufgrund rechtsextremen Motiven angegriffen wurden. Von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland finanziert, beraten die Berater von ezra häufig in Gerichtsverfahren, dass das thüringische Justizsystem rechtsextreme Motive nicht ernst genug nimmt. Ein spezielles Amt für diese Verbrechen könnte das ändern, so glaubt ezra. Auch der Thüringer Flüchtlingsrat unterstützt diese Forderung.
Justizministerin Doreen Denstaedt (Grüne) hat kurz nach ihrer Amtsübernahme im Februar 2023 die Schaffung solch eines Amtes ausgesprochen. Sie betonte ihre Bereitschaft, solch ein Amt zu schaffen, insbesondere bei der Bearbeitung von Verbrechen, die von rechtsextremen Ideologien motiviert sind. Sie erkannte jedoch auch ihre Unsicherheit, ob es noch rechtzeitig vor Ende der derzeitigen Legislaturperiode möglich wäre, dieses durchzusetzen.
Sonderstaatsanwälte und ein zentrales Büro
Der Sprecher des Justizministeriums bestätigte, dass jedes der vier Thüringer Staatsanwaltsämter Sonderstaatsanwälte in den Abteilungen für politische Verfahren und staatliche Schutzverbrechen hat. Zudem begann am 1. Januar 2020 ein "Koordinierungsamt für Hassverbrechen im Internet" am Thüringer Generalstaatsanwaltsamt seine Arbeit. Dieses Amt dient als zentraler Kontaktpunkt zwischen anderen Behörden, einschließlich der Landesmedienaufsicht, und Medienunternehmen. Seine Verantwortung umfasst die Sicherstellung einer einheitlichen Anwendung der Verfolgung dieser Verbrechen durch Zusammenarbeit der Staatsanwaltsämter.
In ganz Deutschland haben bereits andere Bundesländer spezielle Staatsanwaltsämter geschaffen, um Hassverbrechen zu bekämpfen. So gibt es zum Beispiel das Niedersachsen Zentrale Amt für die Bekämpfung von Hassverbrechen im Internet im Staatsanwaltsamt in Göttingen. Dort werden regelmäßig Beschwerden gegen Hassreden im Internet bearbeitet.
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Quelle: www.stern.de