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"Es ist notwendig, dass wir handeln" - Demonstration gegen Arbeitsplatzverluste bei ZF

Für den Betriebsrat ist dies ein direkter Angriff, für die Führungsriege eine bedauerliche Notwendigkeit: zahlreiche ZF-Mitarbeiter wehren sich gegen eine umfangreiche Entlassungswelle, die möglicherweise erst der Anfang ist.

Widerstand von Autoherstellern - "Es ist notwendig, dass wir handeln" - Demonstration gegen Arbeitsplatzverluste bei ZF

In einer bundesweiten Demonstration protestierten Mitarbeiter des Automobilzulieferers ZF gegen die geplanten Entlassungen des Unternehmens. Der Vorsitzende des ZF-Betriebsrats, Achim Dietrich, schätzt, dass mehr als 20.000 Personen teilgenommen haben. Selbst in der Firmenzentrale in Friedrichshafen gingen Tausende von Mitarbeitern auf die Straße. Dietrich äußerte nach einer Kundgebung am Bodensee: "Heute war etwas Einmaliges, ich habe so etwas noch nie erlebt." Der Betriebsratsvorsitzende forderte die Streichung der Entlassungen und eine Erhöhung der Investitionen in deutschen Standorten.

ZF hatte Ende Juli bekanntgegeben, bis zu 14.000 Jobs in Deutschland in den nächsten vier Jahren abzubauen. Das Unternehmen, das im Besitz von Stiftungen ist, will dazu mehrere Standorte mit schlankeren Strukturen bilden.

Momentan sind rund 54.000 Menschen in einem der größten Automobilzulieferer des Landes beschäftigt. Der genaue Einfluss dieser Entlassungen auf die 35 deutschen Standorte wird "in den kommenden Wochen" festgelegt, wie das Board damals mitteilte. Das Unternehmen kämpft bereits seit längerer Zeit mit erheblichen Schulden und Investitionsdruck.

Die Entlassungen werden nicht nur die Produktion betreffen. Auch Stellen in der Verwaltung und der Forschung und Entwicklung sind bedroht. "Wir kämpfen um jeden Job, weil es davon Lebensunterhalte und Kaufkraft abhängt", betonte Dietrich, der auch in die anstehenden Lohnverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie involviert ist. "Natürlich können wir keinen Erfolg garantieren. Aber nach heute, mit Tausenden auf der Straße, bin ich sehr optimistisch, dass wir etwas erreichen können."

Eine schwierige Zeit für die Automobilindustrie

Der deutsche Automarkt steht derzeit vor Herausforderungen. Der Verkauf von Neuwagen ist im Vergleich zum Vorjahr im August deutlich gesunken. Dies ist principalmente auf die schwache Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zurückzuführen, wie Daten der KBA zeigen. Allerdings sind auch die Zahlen für fast alle anderen Antriebsarten drastisch gesunken. Die Branche beobachtet auch die Volkswagen-Gruppe genau, wo Plant closures und Entlassungen realistisch sind.

"Wir bei ZF können die schwierigen Umstände in der Automobilindustrie nicht ignorieren, wie die verzögerte Einführung von Elektrofahrzeugen und hohe Produktionskosten, insbesondere an den deutschen Standorten", erklärte Lea Corzilius, Personal- und Arbeitsdirektorin von ZF. "Wir müssen ZF für die Zukunft anpassen und die deutschen Standorte weiterentwickeln, um sicherzustellen, dass sie wettbewerbsfähig und stabil bleiben. Unser Ziel ist es, so viele langfristig sichere Jobs wie möglich zu erhalten."

Die Führung als Ziel der Kritik

Allerdings führt der Vorsitzende des Betriebsrats, Dietrich, die Probleme vor allem auf Fehler der Führung zurück. Er glaubt, dass die Führung zu viele Initiativen gleichzeitig verfolgt und das Personal als Sündenbock verwendet. "Das motiviert die Mitarbeiter natürlich nicht, dem Board zu folgen", sagt er. Stattdessen führt es zu Produktions- und Entwicklungsstillständen auf nationaler Ebene.

Laut dem IG Metall Gewerkschaft haben 3.500 Mitarbeiter an der Demonstration in Schweinfurt teilgenommen. Eine Autokundgebung war für den Standort in Mannheim geplant und die Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) war bei einer Kundgebung in Saarbrücken erwartet. "Wir müssen etwas tun, sonst sind wir weg", sagte ein ZF-Mitarbeiter in Friedrichshafen. Weitere Demonstrationen werden von der Gewerkschaft nicht ausgeschlossen.

Die geplanten Entlassungen bei ZF, die bis zu 14.000 Menschen betreffen könnten, sind Teil des Plans des Unternehmens, seine Operationen mit schlankeren Strukturen zu führen. Trotz der schwierigen Umstände in der Automobilindustrie ist der Vorsitzende des Betriebsrats, Achim Dietrich, optimistisch, dass er Jobs retten und positive Ergebnisse für die Demonstranten erzielen kann.

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