Es besteht ein erneutes Interesse an Alphabetisierungskursen.
Erwachsene lernen Lesen und Schreiben: Nachdem die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu lernen, während der Corona-Pandemie zurückgegangen ist, nehmen nun immer mehr Menschen an Alphabetisierungskursen an Volkshochschulen in Sachsen teil. Lisa Edler, Programmkoordinatorin der Koordinierungsstelle für Alphabetisierung und Grundschulbildung, sagte jedoch, dass diese Angebote bisher nur einen kleinen Prozentsatz der Menschen mit Legasthenie erreichen.
Wie Sie wissen, hat sich die Teilnehmerzahl des Lehrgangs 2022 gegenüber dem Vorjahr auf knapp 400 verdoppelt. Im Jahr 2019, vor der Pandemie, nahmen fast 700 Menschen an den Kursen teil. In den Jahren 2020 und 2021 mussten aus Infektionsschutzgründen einige Lehrveranstaltungen online abgehalten werden, wobei die Teilnehmerzahl zunächst auf 400 und dann auf 200 reduziert wurde.
Neben Alphabetisierungskursen an der Volkshochschule bieten auch andere Institutionen wie das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft, der Deutsche Christliche Jugenddorfverband, der Internationale Bund (IB) und die Dresden International University (DIU) von der Europäischen Union geförderte Kurse an von Sozialfonds.
Schätzungsweise 300.000 Menschen in Sachsen verfügen nach Angaben des Kultusministeriums über schlechte Lese- und Schreibfähigkeiten und sind nicht in der Lage, die Mindestanforderungen an die Schriftsprache zu erfüllen und diese im täglichen Leben anzuwenden. Landesweit sollen rund 6,2 Millionen Menschen betroffen sein. In diesem Jahr übergab das Kultusministerium die sächsische Landeskoordinierungsstelle für Alphabetisierung und Grundbildung „ALFAplus“ an den Sächsischen Verband für Erwachsenenbildung als Anlaufstelle.
Zwischen 2014 und 2020 wurden landesweit rund 19 Millionen Euro für Alphabetisierungskurse bereitgestellt. Nach Angaben des Ministeriums werden EU und Freistaat von 2021 bis 2027 insgesamt rund 29 Millionen Euro für Alphabetisierung und Grundbildung bereitstellen.
Edler glaubt, dass familiäre Probleme, negative Schulerfahrungen, mangelndes Selbstvertrauen oder einfach Schwierigkeiten beim Erlernen der Schriftsprache die Ursache sein könnten. Für die meisten von ihnen ist Deutsch ihre Muttersprache. Mehr als die Hälfte ist über 45 Jahre alt und etwa 60 Prozent sind berufstätig.
Edler sagte, solange Menschen zu Hause und am Arbeitsplatz mit etwas zurechtkommen, werde das Thema oft zum Tabu – sowohl für die Betroffenen als auch für ihr Umfeld. „Manche rezitieren Arbeitsabläufe, um nicht aufzufallen.“ Alphabetisierungskurse seien den Betroffenen oft nicht bekannt. Menschen mit schlechten schulischen Erfahrungen haben oft nicht den Mut und die Motivation, als Erwachsene wieder zur Schule zu gehen oder neben der Arbeit und dem Privatleben reguläre Kurse zu besuchen.
Die Benediktschule in Zwickau ist auf Integrationskurse und Alphabetisierungstraining für Zuwanderer spezialisiert. Derzeit gibt es fünf einjährige Studiengänge mit insgesamt 69 Teilnehmern. 41 interessierte Gruppen stehen auf der Warteliste. „Leider können wir nicht so viele neue Kurse anbieten, weil es weniger Lehrer gibt, die eine Lizenz für das Unterrichten von Alphabetisierungskursen haben“, sagte Daniela Bittman von der Benedict School. Aufgrund der begrenzten Kapazität von bis zu 16 Teilnehmern pro Kurs kommt es oft zu langen Wartezeiten.
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Quelle: www.dpa.com