Das Museum des einstigen Bunkers der Bundesregierung im Ahrtal bietet an diesem Wochenende erstmals längere Tunnelführungen an. «Wir werden am Samstag und Sonntag (11./12.2.) mit Taschenlampen nochmals 200 Meter tiefer reingehen und auch Seitengänge besichtigen», sagte Jörg Diester, Autor mehrerer Bücher über den früheren Regierungsbunker bei Marienthal. Dazu gebe es Erklärungen zur Geschichte eines der bizarrsten Bauwerke Deutschlands. «Die Nachfrage danach ist extrem groß.» Auch an späteren Wochenenden seien Führungen mit maximal 30 Teilnehmern geplant, etwa am 18. und 19. März mit Erklärungen zum 100. Geburtstag des verstorbenen DDR-Geheimdienstchefs Markus Wolf (19. Januar).
897 Büro- und 936 Schlafräume zählte der Bunker südlich von Bonn einst – er war damit eines der teuersten deutschen Bauwerke. Der tunnelreiche Bunker unter Weinbergen sollte 3000 Amtsträger vor einem Dritten Weltkrieg mit Atomwaffen schützen. Regelmäßig gab es in der 17 Kilometer langen Anlage auch Nato-Übungen. Nach dem Mauerfall versuchte der Bund vergeblich, den Bunker zu verkaufen. Schließlich ließ er ihn bis auf 200 Meter entkernen. Von der Ahr-Flutkatastrophe im Juli 2021 mit mindestens 134 Toten war das einst geheime Bauwerk nicht betroffen – es befindet sich gut 40 Meter über dem Fluss.
Diester sagte, das Museum hoffe, die Tunnelführungen in Abstimmung mit den zuständigen Behörden noch in diesem Jahr erneut ausweiten zu können – auf sogar fünf Kilometer Länge. Das wäre bundesweit einmalig. «Dafür muss aber zum Beispiel noch eine Funkverbindung installiert werden», sagte der Experte. Handys hätten in dem Tunnelsystem im Ahrtal keinen Empfang.
Angesichts von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine begann zwar bundesweit eine Bestandsaufnahme von Zustand, Funktionsfähigkeit und möglicher Reaktivierung von Bunkern. Diese bezieht sich aber nach früheren Angaben des Bundesinnenministeriums nicht auf schon «entwidmete Anlagen» wie den einstigen Regierungsbunker.