- Einwände gegen die geplanten Wohnungsbauprojekte für Flüchtlinge in Lichtenberg
Lichtenbergs Bezirksbürgermeister, Martin Schaefer, hat Bedenken gegen das Vorhaben des Berliner Senats, ein Hotel an der Landsberger Allee als Unterkunft für bis zu 1.200 Flüchtlinge zu nutzen. Er argumentiert gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass Hotelunterkünfte zwar in puncto Hygiene und Verpflegung besser seien als Container, die hohe Menschenkonzentration in begrenztem Raum jedoch Sorgen bereite. Schaefer betont die Notwendigkeit begleitender Maßnahmen, gibt jedoch an, noch nicht über solche informiert worden zu sein. Er betont, dass Lichtenberg gerne in die Integration einbezogen werden möchte, jedoch nahe seiner Kapazität angelangt sei und eine fairere Verteilung der Flüchtlinge über die Stadt hinweg notwendig sei.
Missfallen und Bedenken im Bezirksparlament
Auch andere Parteien und die Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung äußern Bedenken gegen das Projekt, da es die Belastung der bestehenden Bewohner verschärfen und die notwendige Infrastrukturverbesserung behindern könnte. SPD-Politiker haben kürzlich die Entwicklung von sozialen Einrichtungen im Hohenschönhausen-Viertel gefordert, insbesondere im Bereich Schulplätze, verbesserte medizinische Versorgung und bessere öffentliche Verkehrsanbindungen.
Die SPD-Fraktionsvorsitzenden von Lichtenberg, Tamara Lüdke und Erik Gührs, betonten vergangene Woche, dass der Bezirk für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen in Berlin einstehe. Dies sei jedoch nur möglich, wenn Flüchtlingsunterkünfte die bestehenden Bewohner nicht zusätzlich belasten und als Katalysator für Infrastrukturverbesserungen dienen. Sie forderten zudem eine bessere öffentliche Kommunikation zum Projekt.
Protestkundgebung der AfD
Die AfD-Fraktion im Bezirksparlament hat für diesen Donnerstag eine Kundgebung unter dem Motto "Es wird zu viel! Lichtenberg ist voll!" angekündigt und für den 12. September eine Sondersitzung der Bezirksverordnetenversammlung beantragt. Die AfD-Fraktion argumentiert, dass bestehende Flüchtlingsunterkünfte in Lichtenberg bereits eine considerable Belastung darstellten und fürchte, dass die geplante Massenunterbringung im City Hotel an der Landsberger Allee die Wohnsicherheit der Bewohner beeinträchtigen und zu unzureichender Gesundheitsversorgung, Kindergärten und Schulen führen könnte.
Berlin sucht nach alternativen Flüchtlingsunterkünften
Angesichts der fortlaufenden Ankunft von Flüchtlingen und der aktuellen Unterbringung von rund 10.000 Flüchtlingen in Notunterkünften wie Tegel und Tempelhof sucht Berlin nach menschenwürdigeren Unterbringungsmöglichkeiten. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) erwartet, dass das Hotelkomplex an der Landsberger Allee, bestehend aus drei Hochhäusern, bis Ende des Jahres 470 Flüchtlinge aufnehmen wird, möglicherweise ab November. Der Komplex wird vollständig vermietet und für zehn Jahre an einen Betreiber übergeben, wobei nach Renovierungen in zwei Gebäuden ab 2025 zunächst 800 Bewohner untergebracht werden können. Bis 2026 könnten in dem dritten Gebäude weitere 400 Plätze hinzukommen, was eine Gesamtkapazität von 1.200 ergeben würde.
Planung notwendiger Infrastruktur
Im Rahmen dieses Projekts sollen auch die Infrastrukturanforderungen berücksichtigt werden, so ein LAF-Sprecher. Das LAF plane bereits seit Jahren den Bau neuer Einrichtungen wie Kindergärten oder Tageseinrichtungen. Der LAF-Vertreter erwähnte, dass am Standort Landsberger Allee Möglichkeiten zur Schaffung von Lernräumen genutzt werden könnten, darunter Willkommensklassen für Flüchtlingskinder und Jugendliche.
Lichtenberg beherbergt eine signifikante Anzahl von Flüchtlingen
Mehr als 4.000 der etwa 35.000 Flüchtlinge, die in regulären LAF-Einrichtungen in Berlin leben, wohnen derzeit im Lichtenberger Bezirk, was ihn zu einem der Bereiche in Berlin macht, die eine beträchtliche Anzahl von Flüchtlingen aufnehmen. Nach Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Tempelhof-Schoeneberg gehört Lichtenberg zu den Bezirken, die eine große Anzahl von Flüchtlingen beherbergen. Drei der 16 Containerdörfer, die bis 2025/26 gebaut werden sollen und eine Gesamtkapazität von 1.280 Plätzen haben, befinden sich in Lichtenberg.
Obwohl das Hotel an der Landsberger Allee, das bis zu 1.200 Flüchtlinge aufnehmen soll, Kritik von Lichtenbergs Bezirksbürgermeister und anderen lokalen Parteien hervorgerufen hat, setzt das Berliner Senate seine Suche nach alternativen Flüchtlingsunterkünften fort.