„Geopolitisch gesehen, steht die Kryptowährung jetzt im Zentrum der Debatte“, meint Liat Shetret von Solidus Labs, einem Software-Anbieter für Compliance. „Das gab es in der Vergangenheit nicht. Daher stellt die Situation eine Probe für die Kryptowährung dar, die das zukünftige Wachstum wirklich beeinflussen wird.“
Die Bedenken liegen darin, dass russische Oligarchen versuchen werden, die Sanktionen mit Kryptowährungen zu umgehen. Allerdings sind Börsen, welche der Crypto Market Integrity Coalition angehören und zu Beginn diesen Monats von Solidus und anderen Unternehmen gegründet wurden, „gewillt als auch fähig“. Sie sind bereit, solche Akteure an der Auszahlung ihrer Kryptowährungen zu hindern. Hier ist der eigentliche Angriffspunkt, da die sanktionierten Personen und Organisationen im Normalfall Kryptowährungen in Fiat-Währung umtauschen müssten, um sie auszugeben.
Wie überwachen Kryptobörsen ihre Transaktionen?
Kryptobörsen überprüfen ihre Vorgänge aktiv mit Hilfe von Blockchain-Tracing und Marktmonitoring. So wird versucht, möglicherweise unerlaubte Transaktionen zu bewerten und Spuren zu legen. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt an dem das US-Finanzministerium Krypto-Börsen offiziell davor gewarnt hat, Transaktionen für Personen und Organisationen zu ermöglichen, die neu auf der Sanktionsliste stehen.
Gleichwohl zeigt man sich nicht übermäßig besorgt über die Möglichkeit der Verwendung von Kryptowährungen in Russland als Alternative zu SWIFT, wenn der Westen die russischen Banken wie angekündigt aus dem Interbanken-Nachrichtensystem ausschließt. „Die Krypto-Infrastruktur ist noch nicht so ausgereift, wie es wünschenswert wäre, damit sie den größten Teil der russischen Wirtschaft übernehmen kann.“ Als Instrument zur Umgehung von Sanktionen sei die digitale Währung der russischen Zentralbank (CBDC) ebenfalls noch nicht ausgereift. Die Bank von Russland hat erst in diesem Monat mit der Erprobung des digitalen Rubels begonnen.
Vorteile von Krypto im Krisenfall
Im Krisenfall bieten Kryptowährungen einige Vorteile, z.B. als bessere Alternative zu einer abstürzenden nationalen Währung oder als Kanal für Kapitalflucht. Es gibt jedoch nach wie vor gewisse Risiken. „Tatsache ist, dass sie keinen zuverlässigen und skalierbaren Ausweg für eine nationale Regierung bieten, um das internationale Währungssystem zu umgehen“, sagte Prasad.
Auch wenn Kryptowährungen in nie dagewesenen Zeiten an Popularität zulegen, „können sie in keinster Form verhindern, dass eine Landeswährung gegenüber den wichtigsten Reservewährungen an Wert verliert. Diese Werte werden nämlich auf den offiziellen Finanzmärkten bestimmt.“
Quellen: www.coindesk.com