Ist es ein kultureller Brauch oder eine Quelle der Störung? - Ein Schweizer Alpendorf entscheidet über das Schicksal der Kuhglocken.
Mehrere Tausend Jahre lang war der Klang von Rindern, die auf den Schweizer Wiesen weiden und mit Glocken um den Hals hingen, ein Symbol für das idyllische Landschaftsbild des Landes, wie Käse, Schokolade und die Berge. Allerdings findet nicht jeder den Klang der Rinderviecher komfortabel. In Aarwangen, im Kanton Bern, brach ein Streit aus, als die Stadt mehr Einwohner erhielt und Neuankömmlinge kamen, die sich nicht für die Klangmuster der Kühe interessierten.
Letztjahr zogen zwei Paare in Aarwangen ein und klagten über die Störungen, die die 15 oder so Kühe verursachten, die nachts ihre Glocken anzuprallen. Das hielt sie von Schlaf ab, sodass sie eine Petition starteten, um die Kühe dazu zu zwingen, während der Dunkelheit keine Glocken mehr zu tragen. "Dieser Konflikt symbolisiert den urban-ruralen Gegensatz, wo einige Menschen das Geschrei der Stadt bevorzugen, während andere die beruhigenden Geräusche der Natur bevorzugen", sagte der Präsident der Gemeinde, Niklaus Lundsgaard-Hansen, in einem Interview bei der Schweizer Radio- und Fernsehgesellschaft SRF.
Fanatiker der Kuhglocken treten hervor
Die Einheimischen sahen dies als Angriff auf ihre Kultur und Tradition. Als Reaktion wurde eine Initiative gestartet, um nicht nur die Glocken für Kirchen, sondern auch für die Kühe zu schützen. Bekannt als die "Kuhglockeninitiative", soll sie die alten Glocken mit den modernen Bedürfnissen für Schlaf und Ruhe versöhnen.
Die Initiative sammelte schnell mehr als die erforderlichen 319 Unterschriften und erreichte fast 1.100 Unterstützer. Der Gemeinderatstag ist für den 17. Juni angesetzt, um die "Kuhglocken-Verordnung" abzustimmen, wie aus schweizerischen Medienberichten berichtet. "Die Schweizer Geschichte enthält unsere Glockentürme und Kuhglocken, sie gehören zur Identität des Landes", sagte Andreas Baumann, einer der Initiatoren, in einem Interview bei der Schweizer Rundfunk- und Fernsehanstalt SRF.
Streit um die bovinen Glocken könnte am 17. Juni eine Lösung finden
Am 17. Dezember wurde der Gemeinderatstag-Vorschlag eingereicht. Seitdem wurde ein Regelungsrahmen entwickelt, der diskutiert wird. Im Entwurf erkennt Aarwangen seine Tradition als ländliche Gemeinde an, die Glocken während des Tages und der Nacht klingen lässt und den Wohlstand der Einwohner berücksichtigt. Sie planten auch, Neuankömmlingen über die Geschichte der Stadt mit einem Beschwerdeschalter zu informieren. Wenn der Vorschlag angenommen wird, tritt er am 1. August in Kraft.
Während des Entwurfs wurde vorgeschlagen, Maßnahmen gegen Lärmprobleme zu ergreifen, wie zum Beispiel die Installation von Schallschutzfenstern oder Schallschutzmauern. Lundsgaard-Hansen fügte hinzu: "Wir wollen nicht alles auf ein Haar regeln."
In der Schweiz, wo Rinder und Kuhglocken wie Käse und Schokolade zu den Markenzeichen des Landes gehören, gibt es keine Einigkeit über den Einfluss des Glockenklangs. Einst gab es Gerichtsverfahren über die Glocken in Aarwangen, Basel und Zürich, aber die Entscheidungen waren unterschiedlich. Kuhglocken werden nicht mehr verwendet, um Kühe in den Weiden zu verfolgen - GPS-Trackern wurden sie ersetzt. Trotz der Bedenken über den Lärm und die Tierwohlfahrt bleiben Kuhglocken ein unersetzliches Symbol des idyllischen Schweizer Landeslebens.
Der Gemeinderatstag soll eine Entscheidung treffen, aber wenn die Entscheidung negativ ausfällt, müssten die 15 Kühe ihre Nachtglocken ablegen, wenn sie über den zulässigen Lärmgrenzwert hinaus sind.