Dutzende Projekte in Hamburg wegen Haushaltskrise gefährdet
Auch in Hamburg sind Dutzende milliardenschwere Projekte durch die Haushaltskrise der Bundesregierung gefährdet. Auf eine Kleine Bürgerfrage von Linken und AfD listete der Senat insgesamt 36 Projekte auf, die von der vorübergehenden Haushaltssperre betroffen sein könnten. David Stoop, der Haushaltssprecher der Mitte-Links-Partei Civic, sprach von einer „Terrorliste“. „Die größten und wichtigsten Zukunftsprojekte der Stadt stehen nun in Frage“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Was mit den geplanten Bundesmitteln geschieht, für die noch kein rechtskräftiger Förderbeschluss vorliegt, konnte der Senat noch nicht sagen. „Erst wenn die Bundesregierung die Überarbeitung des KTF-Wirtschaftsplans abgeschlossen hat, kann der Senat gegebenenfalls erforderliche Entscheidungen über Projekte treffen, die zuvor zur Kofinanzierung mit der Bundesregierung geplant waren“, heißt es in der Erklärung.
Neben der geplanten Großanlage für grünen Wasserstoff in Moorburg, bei der der Bund laut Senat 70 Prozent der geplanten 152 Mio. Euro-Investitionen tragen soll, unterliegt der Einsatz von industriellem Wasserstoff auch bei anderen Projekten Einschränkungen. Auswirkungen, darunter 43,4 Millionen Euro Förderung für emissionsfreie Flüge oder 74 Millionen Euro Förderung für den Ausbau der Landstrominfrastruktur in Häfen.
Stöpp mahnte, dass „wir diese Transformation nicht aufschieben dürfen“, wenn Hamburg die wirtschaftliche Entwicklung aufrechterhalten, gesellschaftliche Beschäftigung dauerhaft sichern und eine industrielle ökologische Transformation erreichen wolle. Betroffen sind jedoch nicht nur Großprojekte der grünen Technologie und des wirtschaftlichen und ökologischen Umbaus, sondern auch Projekte in ganz anderen Bereichen.
Nach Angaben des Senats könnten zahlreiche Projekte in den sieben Bezirken der Stadt von der derzeit in Rede stehenden Bundesförderung betroffen sein. Beispiele hierfür sind der Bau eines neuen Lehrschwimmbades in Wandsbeek, die Sanierung des Webers Park Theaters in Amsbüttel oder die energetische Sanierung des Bezirksamtes.
Stoop sagte, der Senat müsse nun dringend darlegen, „wie er diese Projekte retten wird, wenn die Bundesregierung weniger Mittel bereitstellt als erwartet.“
Er kritisierte auch die Schuldenbremse, die von Anfang an „eine schlechte Idee“ gewesen sei. Die Bundesregierung versucht, die Schuldenbremse durch den Klima- und Transformationsfonds (KTF) und den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zu umgehen. „Nachdem dieser knifflige Weg zur Umgehung der Schuldenbremse bei nachhaltigen Investitionen nicht mehr möglich ist, müssen sowohl die Bundesregierung als auch Hamburg von diesem Ansatz abrücken“, forderte er.
Das Bundesverfassungsgericht erklärt die Umverteilung von 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2021 für ungültig. Das Geld wurde als Corona-Kredit bewilligt, sollte dann aber für Klimaschutz und wirtschaftliche Modernisierung verwendet werden. Gleichzeitig entschieden die Richter, dass der Staat Notkredite nicht für künftige Jahre reservieren könne. Dadurch werden Milliarden Menschen durch künftige Projekte gefährdet.
Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel betonte bereits letzte Woche: „Angesichts der ernsten Haushaltslage ist es grundsätzlich unmöglich, den Verlust von Bundesmitteln aus dem Hamburger Haushalt auszugleichen.“
Quelle: www.dpa.com