Die neue digitale Suchtberatung in Sachsen-Anhalt eröffnet Betroffenen und Angehörigen neue zeit- und ortsunabhängige Möglichkeiten, sich Rat zu suchen. In der Magdeburger Suchtberatungsstelle Drobs, einer von drei am Projekt beteiligten Einrichtungen, wurden in diesem Jahr 37 digitale Beratungen angenommen und in deren Rahmen 175 Nachrichten geschrieben, wie die Suchtberaterin Jasmin Kant der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Ratsuchenden schätzten die Anonymität und die Flexibilität – sie schrieben ihre Nachrichten auch mal um 23.58 Uhr nach einem langen Arbeitstag. Die Beraterinnen antworten in der Regel binnen 24 oder 48 Stunden.
Laut Jasmin Kant melden sich sowohl Angehörige etwa mit Fragen zum Medienverhalten ihrer Kinder oder zum Alkohol- oder Medienkonsum ihrer Angehörigen wie auch direkt Betroffene. Jasmin Kant hat den Eindruck, dass es sich teils um gut situierte Betroffene handelt, die viel arbeiten und die ihre Suchtprobleme auf jeden Fall diskret behandeln wollen. Es meldeten sich aber ebenso Minderjährige, die sich mitteilen wollten und eine «erwachsene Rückmeldung» suchten. Den Jugendlichen gehe es darum, keine Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Zudem sparten sie sich mit dem digitalen Beratungsangebot lange Wege und Zeit.
Angehörige schickten teils sehr lange, intensive Nachrichten. Jasmin Kant berichtete von einem Scheiben, das ausgedruckt drei A4-Seiten umfasst habe. Die Antworten seien für die Beraterinnen sehr anspruchsvoll und kosteten teils viel Zeit. Im persönlichen Beratungsgespräch könne man dem Gegenüber direkt Reaktionen ansehen und reagieren. Teils würden viele Nachrichten im Lauf eines Beratungsprozesses ausgetauscht, manchmal bleibe es bei einer einschätzenden Rückmeldung und die Fragenden meldeten sich dann nicht mehr, so Kant.
Wer DigiSucht nutzen will, muss sich anmelden – es reicht auch ein frei wählbarer Nutzername – und seine Postleitzahl angeben. Zudem sind erste Angaben zum Anliegen hilfreich. Es wird so die Verbindung zur passenden beziehungsweise zuständigen Beratungsstelle hergestellt. Die Beratung ist kostenfrei. Alkohol- und Drogenkonsum, Glücksspiele und die übermäßige Nutzung digitaler Medien können Thema sein.
Die erste Online-Beratung startete in Magdeburg am 5. Dezember vergangenen Jahres. Noch handelt es sich um ein Modellprojekt, an dem drei Beratungsstellen in Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau beteiligt sind. Das Angebot soll verstetigt werden.
Online-Beratungen machen bislang einen kleinen Teil der Hilfsangebote im Land aus. Die Suchtberatungsstellen in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr rund 9700 Ratsuchende betreut. Damit lag die Zahl unter den stets fünfstelligen Werten der Vorjahre. Laut der Landesstelle für Suchtfragen im Land Sachsen-Anhalt sind legale Substanzen, allen voran Alkohol, nach wie vor das Hauptproblem. 2022 stand Alkohol im Zentrum von knapp 4300 Betreuungen in den Suchtberatungsstellen. Um illegale Drogen ging es in 3130 Fällen.