Finanzen - Die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und MSC Port macht Fortschritte
Die Pläne der Stadt Hamburg und der Reederei MSC zur Neugestaltung des Hafenlogistikunternehmens HHLA sind einen entscheidenden Schritt vorangekommen. MSC gab am Dienstag in einer Pflichtmitteilung bekannt, dass die Partner nach einem Übernahmeangebot der HHLA-Aktionäre durch die weltweit größte Reederei nun 92,3 % der Anteile besitzen.
Wie Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) nach Bekanntgabe der Ergebnisse sagte, bedeute dies, dass Stadt und MSC zusammen „mit Abstand die Mehrheit der Handlungsfähigen“ hätten. Die Senatoren rechneten „aufgrund der umfangreichen vorherigen rechtlichen Prüfung“ nicht damit, dass es zu kartellrechtlichen Problemen kommen werde. Da die rot-grüne Koalition im Rathaus über eine satte Zweidrittelmehrheit verfügt, dürfte auch die Zustimmung der Bürger im nächsten Jahr sicher sein.
Hamburg will mit MSC die Zukunft des Hafens sichern
Ziel des Senats ist es, durch die Zusammenarbeit der Hansestadt mit der weltweit größten Reederei in den kommenden Jahren die Entwicklung des drittgrößten Seehafens Europas voranzutreiben. Damit der Hafen mit den viel größeren Konkurrenten Rotterdam und Amsterdam konkurrieren kann, sind erhebliche Investitionen zur Modernisierung der Containerterminals erforderlich. Dies dient vor allem der weiteren Automatisierung und damit einer schnelleren und kostengünstigeren Abwicklung für die Kunden. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat mehrfach betont, dass „wir auch in Hamburg weitere Terminalinvestitionen brauchen, wie es in Rotterdam, Antwerpen und allen großen Häfen weltweit der Fall ist.“
Zuvor hielt der chinesische Staatskonzern COSCO eine Minderheitsbeteiligung an einem HHLA-Terminal in Hamburg, was selbst innerhalb der Bundesregierung für große Diskussionen und Ärger sorgte. Allerdings geht es Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Fall MSC/HHLA nicht um die öffentliche Sicherheit. „Ich möchte es klarstellen: Es gibt einen Unterschied zwischen chinesischen Unternehmen und europäischen Unternehmen wie MSC“, sagte der Grünen-Politiker im September auf einer nationalen maritimen Konferenz in Bremen.
MSC und die Stadt haben vereinbart, das Grundkapital der HHLA um 450 Millionen Euro zu erhöhen. Auch ab 2025 hofft die Reederei, das Ladungsaufkommen ab Hamburg deutlich steigern zu können. Ab 2031 sollen es mindestens 1 Million TEU pro Jahr sein. Bei der Bekanntgabe der Pläne sagte MSC-Chef Søren Toft, die Partnerschaft werde die Hansestadt zu einem Zentrum für sein Unternehmen machen.
Neuer Hafenpartner ist weltweit größte Containerreederei
Hamburgs neuer Hafenpartner ist nach Angaben des Branchendienstes Alphaliner mit knapp 20 % der weltweiten Schifffahrtskapazität die mit Abstand größte Containerreederei der Welt und liegt damit deutlich vor dem ehemaligen Marktführer Dänemark Maersk. Das Containersegment umfasst nach Angaben des Unternehmens rund 800 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen.
Über Tochtergesellschaften, beispielsweise über das Joint Venture mit Eurogate in Bremerhaven, ist das Unternehmen bereits an rund 70 Terminals weltweit beteiligt. MSC ist ein privat geführtes Unternehmen der Familie Aponte und betreibt mit MSC Cruises auch ein bedeutendes Kreuzfahrtgeschäft. Unabhängig davon ist es für die Stadt wichtig sicherzustellen, dass Hamburg seine HHLA-Mehrheit behält.
Nur noch 7,7 % der HHLA-Aktien befinden sich im Besitz unabhängiger Aktionäre
Nach Angaben von MSC verkauften Aktionäre innerhalb einer Annahmefrist von rund sechs Wochen 9,74 % ihrer HHLA-Aktien an die Reederei. Das Angebot betrug 16,75 € je HHLA-Aktie. Gleichzeitig erwarb MSC weitere 12,21 % der Anteile am HHLA-Markt. Darüber hinaus befinden sich derzeit rund 70,35 % der Anteile im Besitz der Hansestadt Hamburg. Insgesamt besitzen Stadt und MSC derzeit 69,43 Millionen HHLA-Aktien. „Dies entspricht einem Gesamtanteil von rund 92,30 % des zum Stichtag bestehenden Grundkapitals und der Stimmrechte der Gesellschaft“, heißt es in der MSC-Pflichtmitteilung.
Im Gegenzug befinden sich nur 7,7 % der Aktien in den Händen anderer Aktionäre – zu wenig, um zu verhindern, dass sogenannte Minderheitsaktionäre wichtige Unternehmensentscheidungen blockieren. Die beiden Gesellschafter haben zudem die 90-Prozent-Grenze erreicht, was eine wichtige Marke darstellt, da verbleibende Aktionäre dadurch gezwungen werden können, ihre Anteile auch gegen ihren Willen zu übertragen – in der Fachsprache heißt das Squeeze-out. Das MSC hat klargestellt, dass „ein Delisting im besten Interesse der HHLA sein kann“, also ein Delisting.
Kritik von Gewerkschaftsmitgliedern und Opposition
Politiker im Hamburger Landtag aus CDU, Linken, AfD und FDP kritisierten den Deal zwischen Senat und MSC und forderten eine stärkere Einbindung weiterer Hafenakteure wie der Reederei Hapag-Lloyd. Sie warfen Rot und Grün vor, durch „geheime Verhandlungen mit MSC“ andere Reedereien und deutsche Hafenstandorte sowie HHLA-Mitarbeiter zu beleidigen.
Arbeitnehmer, Betriebsrat und Verdi bangen um Arbeitsplätze. Auf Plakaten der Demonstration war zu lesen: „Kein Verkauf von städtischem Eigentum! Unser Hafen – nicht Ihr Casino.“ HHLA-Mitarbeiter veranstalteten aus Protest sogar einen wilden Streik. Die Stadt wehrte sich gegen die Kritiker der Gewerkschaft und erklärte, sie habe erhebliche Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern eingegangen. Beispielsweise wird es für mindestens fünf Jahre keine betriebsbedingten Kündigungen geben. „Außerdem wurde den Mitarbeitern schwarz auf weiß klar gemacht, dass die bestehende gemeinsame Entscheidungsfindung bestehen bleibt.“
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Quelle: www.stern.de