Die weit verbreitete Verfügbarkeit und Nutzung digitaler Geräte
Überall, wo man hingeht, ist es schwer, ihm zu entkommen. Eine Ablenkung ist nur ein Traum. Wir lieben und hassen sie gleichermaßen: TikTok, Instagram, BeReal und all die anderen Freizeitbeschäftigungen. Social Media ist immer erreichbar, mit einer süchtig machenden Anziehungskraft. Die Ausstellung "BE.LIKE.ME. Social Media und Ich." in Erfurt taucht in diese Welt der Verlockung ein.
Abende hindurch funkeln Smartphones auf dem schön gedeckten Tisch. In Wohn- und Schlafzimmern gesellen sich Computer, Tablets und Fernseher dazu. Nur die digitalen Geräte erhellen die Räume. Jedes Mal, wenn jemand mit ihnen interagiert, leuchten sie auf. Die Verbreitung von digitalen Gadgets ist in der sorgfältig arrangierten Fotoreihe von Maria Mavropoulou, einer von zwölf Künstlern in der interaktiven Ausstellung "BE.LIKE.ME. Social Media und Ich." in Erfurt, deutlich zu erkennen.
Die Stiftung "Welt der Verlockungen" untersucht das verlockende Potenzial von Social-Media-Plattformen in der Ausstellung. Seit der Gründung von Facebook vor 20 Jahren haben sie sich in unseren Alltag eingeschlichen. Social Media, mit seinen Vor- und Nachteilen, ist hier zum Bleiben. Jeder sucht etwas anderes. Einer sucht Informationen oder Einkäufe, ein anderer sucht einen Partner, Ablenkung, soziale Verbindungen oder Bestätigung.
Jeder hat irgendwo ein Profil, ist immer online, kommentiert ständig, fühlt sich aber allein mit sich selbst und seinem Gerät. Der gnadenlos personalisierte Algorithmus hält uns am Haken. Er kennt unsere Präferenzen, bevor wir es tun. Das Werk "YOU:R:CODE" enthüllt diese Mechanismen. Während wir von einem analogen Spiegel zum nächsten Panel übergehen, wird unser Körper von einer Kamera und einem Computer in drei Dimensionen erfasst und in ein digitales Objekt verwandelt. Ein Panel weiter wird unsere Körpergröße, unser Geschlecht und unsere Ethnität berechnet. Nun wird unser Körper zu einer digitalen Benutzeridentität - ein industriell und sozial entschlüsselbarer Code. Schließlich gelangen wir in die Zukunft, wo unsere DNA und unsere ständig überwachten Online-Daten verschmelzen. Auch wenn dies noch ein Zukunftstraum ist.
Es ist Zeit zu chatten!
Die Sonderausstellung diskutiert unsere Beziehung zu Social Media und verbindet Wissenschaft und Kunst. Aktuelle Forschung basiert auf Fakten. Verhaltenssuchtforscher konzentrieren sich largely auf Likes und FOMO (Fear of Missing Out). Kunstvoll personalisierter Inhalt emotionalisiert Nutzer. Likes vermitteln ein Zugehörigkeitsgefühl. Die Angst, etwas zu verpassen, wächst. Man verpasst Sport oder Dates, zieht sich aus dem realen Leben zurück und wird immer mehr in digitale Welten gezogen.
Die ausgewählten Kunstwerke greifen diese Themen auf und laden zum Selbstreflexion und Dialog mit anderen ein. "Social Networks haben sich in unseren Alltag integriert, das Smartphone ist immer griffbereit. Wer verdient meine Aufmerksamkeit in der Familie und unter Freunden? Die Arbeit von Maria Mavropoulou betont dies und ermutigt uns, den Umgang mit Social Media gemeinsam zu überdenken", sagt Susanne Rockweiler von ntv.de. "Wann stört das Smartphone beim Abendessen? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen, um es wegzulegen?" Die Kulturwissenschaftlerin ist Kuratorin der Ausstellung und hat die seit 2021 bestehende Stiftung zwei Jahre lang geleitet.
Ein vielfältiges Programm aus Podiumsdiskussionen, Führungen oder Lesungen ergänzt die Ausstellung "BE.Like.ME.". Apps wie Instagram, YouTube usw. bieten Gelegenheiten, aber auch Gefahren, die süchtig machen können. Social-Media-Sucht ist bisher nicht als Krankheit von der WHO anerkannt. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass etwa vier bis fünf Prozent der Deutschen betroffen sein könnten. Bei jungen Menschen könnte die Quote sogar bei acht Prozent liegen.
"Welt der Verlockungen"
Die Ausstellung möchte ein Licht auf Sucht, Abhängigkeit und Intoxikation in all ihren Facetten werfen, ohne zu verurteilen oder zu dämonisieren. Wann wird das Gewöhnliche zu einer Besessenheit, die unser Leben kontrolliert? Die Fragen und Themen sind zahlreich, von Glücksspiel, Tabak, Alkohol, Cannabis bis hin zu Social Media.
Es sind Pläne für ein Ausstellungshaus im Jahr 2027 in Arbeit. Der Architekturwettbewerb endet am 3. Dezember. Das Freistaat Thüringen und die Bundesregierung unterstützen dieses ambitionierte Projekt, bei dem Suchtexperten, Glücksforscher, Neurowissenschaftler und Künstler mit dem Publikum zusammenkommen werden.
Anregende Nahrung für Gedanken
"Sucht ist oft mit Vorurteilen behaftet und ist largely ein Tabuthema", sagt Susanne Rockweiler. Sie glaubt, dass Kunst ein Mittel ist, um in der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen und viele Menschen zu erreichen. Durch Malerei, Installationen, Skulpturen oder Videoarbeiten finden Menschen, die mit Sucht zu kämpfen haben, Verständnis. Durch ihre Einfachheit können auch komplexe Themen leicht interagiert werden. Anregende Gedanken haben einen länger anhaltenden, nachhaltigeren Effekt als Abschreckung, die oft nur kurzfristig wirkt.
Ein grundlegender Aspekt des Ausstellungskonzepts ist die Integration von Schulklassen, sagt Rockweiler. Sie haben am Projekt "Wie geht's? Social Media und du." teilgenommen. Als Antwort haben sie ein Bild mit einem poetischen, kurzen Text erstellt. Einige Ergebnisse werden auf Smartphones innerhalb der Ausstellung angezeigt und einladen die Besucher zum Durchscrollen. Acht- und Zehntklässler überraschend geben an, dass Social Media sie zu lange gefangen hält. Fünf Minuten vergehen wie im Flug. "Es fühlt sich an, als wäre ich gefangen. Abhängig von der Aufregung. Vom ständigen Dopamin, das das Scrollen bietet", schrieb ein Schüler.
Die Erkenntnis: Jeder ist auf den Netzwerken, aber niemand hat eine Lösung für die Minimierung der Nutzung. Die Nachteile müssen angegangen werden. Gespräche werden durch Interaktion ausgelöst - und diese Ausstellung ermutigt dazu. Die Installation "#Sugarmacht" lädt das Publikum ein, Influencer zu werden. Natürlich in einer spaßigen Umgebung mit pinkem Licht, einem riesigen Bett und verspiegelten Wänden. Das Nachdenken darüber, wie man sich auf der Selfie-Bühne verhält, ist unterhaltsam.
Okay, wir wechseln jetzt das Thema, die Ausstellung verwandelt sich in einen Spiegel für unsere digitale Identität. Warum können wir uns nicht von unseren Smartphones trennen? Die Kreativität hinter Apps hält uns fest, es ist schwer, ihnen zu widerstehen. Bei ihrem Konzert in München bat Coldplay das Publikum, ihre digitalen Geräte in die Tasche zu stecken. Vorübergehende Freiheit von Ablenkungen gelang es, uns für ein Lied zu begeistern. In Erfurt wird Kunst genutzt, um sich von der digitalen Welt zu entgiften: Du hältst einen Pinsel voller blauer Farbe in der Hand, zeichnest eine Linie mit geschlossenen Augen und beim Ausatmen. Ist es wirklich so schwer, unsere Smartphones loszulassen?
BE.LIKE.ME Digital Hub und ich, bis zum 31. Oktober, Anger 28, 99084 Erfurt
Für den Katalog und weitere Einblicke in Das Reich der Verführung
In der Ausstellung wird ein digitales Kunstwerk namens "YOU:R:CODE" präsentiert, das die Mechanismen hinter den personalisierten Algorithmen der sozialen Medien enthüllt und zeigt, wie sie die Nutzer engagieren und abhängig machen. Die Kunst dient als mächtiges Werkzeug, um komplexe Themen wie Sucht zu erkunden und eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen und langfristige Auswirkungen zu erzielen.
In der interaktiven Ausstellung betont Susanne Rockweiler, die Kuratorin, dass "soziale Netzwerke einen integralen Teil unseres täglichen Lebens geworden sind". Sie glaubt an die transformative Kraft der Kunst und ermutigt die Gesellschaft, sich über die Nutzung von Social Media und Sucht zu unterhalten.