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Die Preise für Wohnimmobilien fallen zum ersten Mal seit Jahren

Einfamilienhaus-Siedlung
Einfamilienhäuser in einer Siedlung in Köln-Widdersdorf. Die gedämpfte Immobiliennachfrage schlägt auf die Preise für Wohnungen und Häuser in Deutschland durch.

Der Wohnimmobilienmarkt drehte sich um: Erstmals seit rund acht Jahren fielen die Wohnungs- und Eigenheimpreise im Vergleich zum Vorquartal. Sie waren im Zeitraum Juli bis September im Schnitt 0,4 Prozent billiger als im zweiten Quartal des Jahres, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Der vorherige Quartalsrückgang wurde im vierten Quartal 2014 verzeichnet. Auch im Jahresvergleich zeigte sich eine Nachfrageschwäche. Die Preise stiegen deutlich langsamer. Nach Jahren der Prosperität werden die Zeiten für die Bau- und Immobilienbranche härter.

Wohnimmobilienkosten waren im Zeitraum Juli bis September durchschnittlich 4,9 % höher als ein Jahr zuvor. Das dritte Quartal 2015 verzeichnete diesen Angaben zufolge eine geringere Wachstumsrate von 4,4 %. Im zweiten Quartal dieses Jahres stiegen Ein- und Zweifamilienhäuser und -wohnungen nach neuesten Zahlen innerhalb eines Jahres um 9,7 Prozent.

Die größten Preissteigerungen

Die größten Preissteigerungen im dritten Quartal gab es in dünn besiedelten ländlichen Gebieten. Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser stiegen um durchschnittlich 7,8 Prozent und Eigentumswohnungen um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 6,2 % und für Wohnungen um 5,0 %.

Die Stadt mit dem schwächsten Anstieg war mit 1,8 Prozent Steuersatz für Ein- und Zweifamilienhäuser im Innenstadtbereich. Dort lagen die Wohnungskosten um 4,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Steigende Kreditzinsen sowie eine deutlich höhere Inflation und hohe Baupreise wirken sich nach Jahren des Wohlstands negativ auf die Immobiliennachfrage aus. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) könnten die Preise für Wohnimmobilien im kommenden Jahr um bis zu 10 % fallen. Die DZ Bank rechnet für 2023 mit Negativzinsen von bis zu 6 %.

Experten rechnen nicht mit fallenden Bauzinsen

Experten erwarten eine leichte Entspannung, nachdem die Bauzinsen in diesem Jahr stark gestiegen sind. Für 2023 erwarten sie ein leichtes Wachstum. Dass die Zinsen wieder dauerhaft sinken, halten sie für unwahrscheinlich. Die großen Zentralbanken haben angekündigt, die Leitzinsen weiter anzuheben, um die Inflation zu bekämpfen. Laut Finanzberatern werden die Bauzinsen in den kommenden Monaten jedoch teilweise sinken.

Auch die deutsche Bauwirtschaft spürt die geringere Nachfrage. Die Auftragseingänge haben im Oktober leicht angezogen. Der Auftragswert lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 7,3 Prozent höher als im September. Der bereinigte (reale) Auftragseingang ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,9 % zurück.

Grundsätzlich ist der Trend immer noch negativ. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres gingen die Auftragseingänge real um 7,9 % zurück. Der reale Umsatz ging um 5,3 % zurück. „Der Gegenwind wird stärker. Vor allem der Wohnungsbau steht fast still“, sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauwirtschaft.

Hohe Baukosten, Tendenz steigend Energiepreise

Die Stimmung in der Immobilienbranche zum Jahresende ist Keller, Keller, so eine neue Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Kooperation mit dem Branchenverband Zentrale Immobilienagentur (ZIA) hat einen Tiefpunkt erreicht. Ein wichtiger Grund sind die Zinsen. Der Anstieg führte zur Entwicklung der Fremdfinanzierung. Hohe Baukosten und extrem hohe Energiepreise wirkten sich ebenfalls negativ aus. “Dieses emotionale Bild ist ein echter Warnschuss“, sagte ZIA-Präsident Andreas Matner. Er nannte Planungs- und Bauordnungen „in der Krise teilweise ausgesetzt“.

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