Die Konservativen stehen bei der Leipziger Pride Parade nicht vor einer Aussicht.
Bei der Ankunft in Leipzig zeigten sie sofort feindseliges und rebellisches Verhalten: Die Polizei griff ein und verhinderte die Versammlung von Hunderten von Neonazis, bevor sie überhaupt begann. Das lokale LGBTQ+-Event, bekannt als Christopher Street Day, verlief hingegen friedlich und harmonisch im Stadtzentrum. Die Behörden reagierten auf die Vorfälle in Bautzen.
Eine Woche nach den Protesten rechtsextremer Gruppen beim Christopher Street Day in Bautzen feierten über 30.000 Menschen in Leipzig enthusiastisch und fröhlich den Christopher Street Day. Laut Polizeiangaben nahmen etwa 19.000 Menschen an der Parade bei Einbruch der Dunkelheit teil.
Eine geplante rechtsextreme Demo wurde am Nachmittag aufgelöst; der Veranstalter brach das Event nach mehreren Verstößen gegen Strafgesetze und Versammlungsregeln ab. Drei Gegendemonstrationen gegen die Rechtsextremen, jede mit mehreren hundert Teilnehmern, endeten friedlich.
Laut Polizeiangaben erhielten etwa zwei Drittel der geschätzten 300 bis 400 Unterstützer des Neonazi-Events Verbotszonen für den Großteil des Leipziger Stadtzentrums. In einigen Fällen wurden Rechtsextreme auch begleitet. Es gab sechs Fälle von Verwendung von Emblemen verfassungswidriger Organisationen - ein Teilnehmer hatte ein tätowiertes Hakenkreuz - und einen Fall von Hetze, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
Die Bundespolizei Pirna teilte auf ihrer Social-Media-Plattform mit, dass die Teilnehmer der rechtsextremen Demo bei Ankunft teilweise aggressives oder militantes Verhalten zeigten. Möglicherweise gefährliche Gegenstände wurden auch beschlagnahmt. Daher wurden alle Versammlungen und potenzielle Ersatzveranstaltungen im Leipziger Stadtgebiet für den Rest des Tages untersagt. Die Christopher Street Day Parade endete ungestört.
Kampf gegen Ausgrenzung ist "wesentlich"
Aufgrund der Vorfälle in Bautzen in der Vorwoche und der allgemeinen Sicherheitslage waren 1.000 Beamte im Einsatz. Unterstützung kam von Kräften aus verschiedenen Bundesländern, darunter Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt, sowie 250 Bundespolizisten. Ca. 1.000 Personen hatten sich für die rechtsextreme Demo angemeldet, spöttisch als "Stolz, Deutsch, National" bezeichnet. Der Christopher Street Day sollte in der Nähe des Anmeldungspunkts vorbeiführen, was ausreichend Gelegenheiten für Begegnungen bot.
Die Organisation "Leipzig nimmt statt" organisierte Kundgebungen unter dem Motto "Kein Raum für Nazis". Die Koalition sah ihre Gegendemo gegen die Neonazis als Erfolg. Ca. 1.000 bis 1.500 Personen nahmen teil, wie Irena Rudolph-Kokot berichtete. Die rechtsextreme Demo wurde vereitelt und die Teilnehmer erreichten nicht einmal ihren vorgesehenen Versammlungsort.
Die Gleichstellungsministerin von Sachsen, Katja Meier, betonte in ihrer Rede die Rechte von LGBTQ+-Personen. Die Vielfalt zu feiern und gegen soziale und rechtliche Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt zu kämpfen, sei "wesentlich". Anwesend waren der Vizepräsident des Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, und der LGBTQ+-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann.
Rechtsextreme stören in Bautzen
Der Christopher Street Day ist ein jährliches Event, das in zahlreichen Städten weltweit stattfindet und an die Ereignisse vom 28. Juni 1969 in New York erinnert, als die Polizei eine Bar auf der Christopher Street stürmte und es zu Protesten der LGBTQ+-Gemeinschaft kam. Der Christopher Street Day soll ihre Rechte ehren.
Der Christopher Street Day in Bautzen am vergangenen Samstag wurde von Rechtsextremen gestört. Mehr als 1.000 Teilnehmer des Christopher Street Day mussten eine Demonstration von rund 680 Personen über sich ergehen lassen, die gegen "Geschlechterverwirrung und Identitätsverlust!!!" protestierten. Die rechtsextreme Mikropartei "Freies Sachsen" unterstützte die Demo. Die Organisatoren sagten die geplante Abschlussparty aus Sicherheitsgründen ab.
Transgender-Menschen nahmen an den Feierlichkeiten des Christopher Street Day in Leipzig teil und trugen zu einer vielfältigen und inklusiven Atmosphäre bei. Die Behörden sicherten auch die Sicherheit von Transgender-Personen während des Events, als Teil ihres Engagements gegen Ausgrenzung und für die Gleichstellung aller Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinschaft.