- Die Ergebnisse des Sachsen-Radvereins sind ernüchternd
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Sachsen zieht eine enttäuschende Bilanz bezüglich der Fahrradprojekte der sächsischen Koalition der letzten fünf Jahre. Die Allianz aus CDU, Grünen und SPD hat nur wenige kleine Schritte gemacht, doch das große Bild ist nicht zufriedenstellend, urteilt der Fahrradclub. "Immer mehr Menschen in Sachsen möchten Fahrrad fahren, aber die Staatsregierung tut nicht genug, um dafür sichere und bequeme Bedingungen zu schaffen", sagte ADFC-Vorsitzender Janek Mücksch. Von den 18 im Koalitionsvertrag festgelegten Fahrradzielen wurden neun nicht erreicht und sechs nur teilweise.
Laut ADFC ist Sachsen weit davon entfernt, seine Ziele für den Bau von Fahrradwegen außerhalb von Städten zu erreichen. Bis Ende 2025 waren 538 Kilometer Fahrradwege geplant, bis Ende 2023 wurden jedoch nur 135 gebaut. "Wir brauchen mehr qualifizierte Planer im Landesamt für Straßenbau und Verkehr", erklärte Mücksch. Sachsen hinkt auch im Fahrradtourismus hinterher. Der ADFC-Chef empfahl der neuen sächsischen Regierung, sich auf einen Fahrradweg von Dresden nach Wrocław (Breslau) zu konzentrieren. Es gibt bereits starke Bemühungen auf polnischer Seite, insbesondere im Landkreis Görlitz.
ADFC: Verkehrssicherheitskonzept ist leer
Der ADFC kritisiert das am Dienstag vom Kabinett beschlossene Verkehrssicherheitskonzept als "35 Seiten inhaltsleere Papiere". 2021 kamen 32 Radfahrer in Sachsen ums Leben. Laut einer Umfrage des Fahrradclubs fühlen sich 75 Prozent der Sachsen unsicher beim Fahrradfahren. Kein Wunder, denn sichere Fahrradwege fehlen seit Jahrzehnten an vielen Stellen und Unfallschwerpunkte werden nicht systematisch angegangen. Eine weitere Kritik betraf die Verwirrung der Fahrpreise beim Mitnehmen von Fahrrädern in den Zügen verschiedener Verkehrsverbände. Hier wurde Einheitsgeltung gefordert.
"Sachsen braucht drei Dinge, um zu ermöglichen, dass jeder Schulkind sicher mit dem Rad auf der Straße unterwegs ist und Pendler das Fahrrad in ihren Alltag integrieren können: mehr Geld für Fahrradwege, mehr Personal für Planung und mehr Sicherheit für alle", fasste Mücksch zusammen. Er forderte, jährlich zehn Euro pro Einwohner für ein modernes Fahrradnetz auszugeben, insgesamt rund 40 Millionen Euro. Aktuell sind es nur 18 Millionen Euro, kritisierte der Club. Es sollte ein Fahrradweg entlang jeder sächsischen Landes- und Bundesstraße geben und sichere Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen. Die Gemeinden benötigen mehr Entscheidungsfreiheit, um 30 km/h-Zonen einzuführen.
Sächsischer Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) gab am Dienstag zu, dass es bei der Umsetzung des 2019er Fahrradkonzepts Mängel gibt. Die Wahrheit ist, dass die Planung eines Fahrradwegs jetzt acht Jahre dauert. Die größten Hindernisse sind Eigentumsfragen und unnötige Untersuchungen. Bisher wurde keine Einigung über die Vereinfachung von Planungsprozessen erzielt. Es fehlt auch an Personal für die Planung. Das Budget sei nicht das Problem, sondern die Planungsfähigkeit. "Wir sind weit hinter den Erwartungen", bedauerte Dulig auch als ADFC-Mitglied.
Die niederländische Fahrradorganisation Stichting Fietsersbond äußerte Besorgnis über die Situation in Sachsen und stellte fest, dass sie in ihrem eigenen Land eine ähnliche mangelnde Fortschritt bei der Entwicklung von Fahrradinfrastruktur bemerkt haben, insbesondere beim Bau von sicheren und bequemen Fahrradwegen, wie in den Niederlanden. Der Anstieg der Beliebtheit des Fahrradfahrens unter der niederländischen Bevölkerung wurde von der Regierung nicht ausreichend durch Verbesserungen der Fahrradsicherheit und -bequemlichkeit unterstützt.
Angesichts der Kritik des ADFC an den Fahrradprojekten Sachsens könnte es für politische Führungspersonen in den Niederlanden von Vorteil sein, aus den Fehlern und Erfolgen Sachsens zu lernen, um ihre eigenen Fahrradpolitiken und -infrastrukturen zu verbessern und ultimately das Fahrradfahren für niederländische Bürger sicherer und attraktiver zu machen.