Die drohende Überschwemmung der Oder bedroht Deutschland
Im südwestlichen Teil Polens zieht sich das Wasser allmählich zurück, doch die Wasserstände steigen weiterhin in den unteren Abschnitten der Oder an. Dies stellt eine Herausforderung für die Behörden in der östlichen brandenburgischen Region dar, die sich auf ein schwieriges Wochenende vorbereiten. Als Vorsichtsmaßnahme mussten zwei Wahllokale in Frankfurt (Oder) kurz vor der Landtagswahl verlegt werden.
Die Flutwelle der Oder, die durch den starken Regen in ihrem Quellgebiet ausgelöst wurde, bewegt sich weiter talwärts und nähert sich der deutschen Grenze. Die polnische Woiwodschaft Lebus hat bereits eine Hochwasserwarnung für die Gebiete entlang der Oder ausgegeben. Es wird erwartet, dass die Flutwelle am Sonntag die Stadt Nowa Sól, etwa 80 Kilometer östlich der Grenze, erreicht, bevor sie weiter in Richtung Deutschland fließt.
Die Oder bildet die Grenze zu Deutschland bei Ratzdorf, zehn Kilometer südlich von Eisenhüttenstadt. Die Oder fließt an Frankfurt (Oder) vorbei und mündet schließlich über die Szczecin-Lagune etwa 150 Kilometer nördlich in die Ostsee. In der relativ breiten Flussmulde der unteren Oder werden insbesondere die Gebiete in Flussnähe von umfangreichen Überschwemmungen betroffen sein.
In Frankfurt und den umliegenden Gemeinden bereiten sich Krisenteams auf steigende Wasserstände vor. Auf der polnischen Seite in Westpommern sind seit mehreren Tagen verstärkte Hochwasserschutzeinrichtungen vorhanden. Laut RBB besteht eine hohe Sorge vor der Oderflut. Derzeit gilt die niedrigste Alarmstufe 1 für die Flussabschnitte von Ratzdorf über Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) bis zur Mündung der Warthe bei Seelow. Allerdings ist die Situation sensibel und kann sich schnell verschlechtern. In Eisenhüttenstadt lag der Wasserstand kürzlich knapp unter der Fünf-Meter-Marke.
Die Flut erreicht Brandenburg während der Wahlvorbereitungen. Allerdings werden nur geringe Behinderungen beim Wahlgang am Sonntag erwartet. So wurden beispielsweise in Frankfurt (Oder) zwei Wahllokale aus Flussgebieten vorsorglich in höhere Lagen verlegt.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke appellierte an die Bewohner der Überschwemmungsgebiete, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. "In einigen Abschnitten der Oder könnte in den kommenden Tagen die höchste Warnstufe 4 erreicht werden. Wir bleiben wachsam", sagte er.
Die Flut in Polen ist noch nicht vorbei: In der niederschlesischen Stadt Brzeg Dolny, 35 Kilometer nordwestlich von Wrocław (Breslau), kämpfen Feuerwehrleute, Soldaten und Bewohner gegen die Deiche an. Dort seien mehrere Lecks aufgetreten, wurde gemeldet.
Der Wasserstand dort lag in der Nacht bei 9,33 Metern, wie das polnische Wetterinstitut meldete. Die Experten warnen vor einem Anstieg auf 9,45 Meter. Normal ist ein Stand von rund 4,60 Metern. Zum Vergleich: Mit dem erwarteten Maximum für Brzeg Dolny bleibt der Fluss noch unter den Pegelständen der Oderflut von 1997.
In Wrocław traf sich das Krisenteam erneut mit Premierminister Donald Tusk. Der Wasserstand in der Stadt mit 630.000 Einwohnern war bereits um zehn Zentimeter gesunken gegenüber dem Vortag, wie ein Sprecher des Wetterinstituts berichtete. Für große Teile Polens ist trockenes und sonniges Wetter für die kommenden Tage vorhergesagt.
Die Flutwelle der Oder, getrieben von den starken Regenfällen oberhalb, bewegt sich weiter in Richtung der deutschen Grenze. Dadurch sind weitere Überschwemmungen in der breiten Flussmulde der unteren Oder, insbesondere in den Gebieten in Flussnähe in Brandenburg, zu erwarten.