Der Mobilfunkbetreiber 1&1 schließt einen Vertrag mit dem Rivalen O2
Vor dem Start seines vierten deutschen Mobilfunknetzes hat der Telekommunikationskonzern 1&1 seine Marktposition durch eine Vereinbarung mit dem Rivalen Telefónica Deutschland (O2) gestärkt. Wie das Unternehmen am Mittwoch in Montabaur mitteilte, wurde der bestehende National-Roaming-Vertrag auf den 5G-Funkstandard ausgeweitet. Außerdem gab es den Starttermin für das neue Mobilfunknetz bekannt: Am 8. Dezember soll der Schalter umgelegt werden, bis dahin soll das Netz "voll funktionsfähig" sein. Deutschland hat dann ein anderes Mobilfunknetz, bisher funken nur die Antennen von Telekom, Vodafone und O2. Der Wettbewerb dürfte sich verschärfen.
Für den Fall, dass 1&1 noch keine eigene Antenne hat, werden sich die Kunden an das O2-Netz anschließen. Im alten Vertrag zwischen 1&1 und O2 stand dafür nur das 4G-Netz von O2 zur Verfügung, jetzt kommt 5G hinzu. Zu den Konditionen des neuen Vertrags wurden keine Angaben gemacht. Was die Gunst der Kunden angeht, hat 1&1 aufgrund der bevorstehenden Einführung von 5G-Roaming möglicherweise bessere Karten als bisher angenommen.
Mit dem neuen Vertrag ist 1&1 in der Lage, sich in der Anfangsphase seines Mobilfunknetzes 5G-Roaming von Wettbewerbern zu sichern. Roaming bedeutet, dass Kunden auch dann eine Verbindung bekommen, wenn der Anbieter keine Antenne aufgestellt hat - und das ist bei dem noch kleinen Netz von 1&1 der überwiegende Teil von Deutschland, weshalb gutes Roaming für Neueinsteiger so wichtig ist. Der Roaming-Vertrag mit Vodafone wird im Sommer oder Herbst 2024 in Kraft treten - ab dann ist 1&1 ohnehin relativ gut aufgestellt, und die Partnerschaft mit O2 läuft langsam aus.
Derzeit ist 1&1 kaum mehr als ein so genannter virtueller Netzbetreiber, der für seine Mobilfunkdienste das Netz eines Wettbewerbers nutzt und dafür Miete zahlt. Mit seinem neuen Mobilfunknetz wird das Unternehmen auf eigenen Füßen stehen können. Das hat seinen Preis: Bei der Frequenzversteigerung 2019 hat die United-Internet-Tochter das Recht zur Nutzung von Frequenzen für rund 1,1 Milliarden Euro erworben. Hinzu kommen Milliarden Euro an Ausbaukosten. Beim Ausbau hinkt die Gruppe aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei Partnerunternehmen hinterher.
Bis Ende 2022 sollte 1&1 1.000 5G-Standorte aktiviert haben, in Wirklichkeit sind es aber nur fünf. Bis Ende September waren es 60. Ein Unternehmenssprecher betonte, dass sich das Tempo des Ausbaus beschleunigt: "Das Netz wächst immer mehr."
Bislang hat das Unternehmen die aktivierten Standorte nur für sein Festnetzersatzprodukt genutzt, das einen Nischenmarkt bedient: Haushalte greifen über eine nahe gelegene Antenne auf das Internet zu, so dass kein Festnetzvertrag erforderlich ist. 1&1 Kunden, die mit einem Smartphone an der Antenne vorbeigehen, sind jedoch noch nicht angeschlossen. Mit dem Start des mobilen Dienstes wird das Mobilfunknetz voraussichtlich am 8. Dezember in Betrieb genommen und steht dann auch Neukunden zur Verfügung. Bestehende 1&1-Kunden bleiben jedoch vorerst im O2-Netz und werden bis Ende 2025 ins 1&1-Netz wechseln.
Verbraucherschützer erwarten, dass das vierte deutsche Mobilfunknetz mehr Wettbewerb auf dem Markt, mehr Auswahl und ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis für Internetkunden bringen wird.
Quelle: www.dpa.com