Forscher haben neue Einblicke in die Dinosaurierart Europasaurus holgeri gewonnen, indem sie fossile Schädelreste untersuchten. „Wir haben erstmals den Hohlraum rekonstruiert, der einst Gehirn und Innenohr eines Tieres beherbergte“, sagte Marco Schade von der Universität Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) am Dienstag.
Das Team aus Greifswald Universität und der Universität Wien haben mit einem hochauflösenden Computertomographen die Schädel des Europasaurus von juvenilen bis hin zu erwachsenen Tieren durchleuchtet. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt von der Online-Fachzeitschrift „eLife“ veröffentlicht. Laut Schade deutet dies darauf hin, dass Europasaurus ein Frühaufsteher war, der der Gruppe früher folgte.
Europasaurus lebte vor 154 Millionen Jahren
Europasaurus lebte vor 154 Millionen Jahren auf einer Insel im heutigen Norddeutschland. Die Art mit einer Kopfhöhe von etwa drei Metern ist nur von einem Ort bekannt, den Kalksteinbrüchen Langenberg bei Goslar im Harz. Inzwischen sind schätzungsweise 2.000 Einzelknochen gefunden und werden im Saurierpark Münchehagen im Nordwesten Hannovers präpariert. Der etwa 6 Meter lange Europasaurus war ein sehr kleiner, langhalsiger Sauropode, der ein klassisches Beispiel für Zwergwuchs bei vielen Inselarten ist.
Der “kleine Riese” war ein idealer Kandidat für die Studie, weil es so viele Schädelmaterialien aus verschiedenen Altersstufen gibt, sagen Paläontologen. Die Lagan oder Cochlea, die beim Europasaurus für das Hören verantwortlich war, war relativ lang. „Diese Tatsache deutet darauf hin, dass diese Tiere ein bemerkenswert gutes Gehör haben und innerhalb ihrer Herden eine innerartliche Kommunikation stattfindet.“
Die Hülle des Gleichgewichtsorgans im Innenohr von Jungtieren ähnelt der von Erwachsenen. Einige der untersuchten Schädelreste waren laut Schade nur etwa zwei Zentimeter groß und könnten von Dinosauriern stammen, die gerade aus Eiern geschlüpft waren. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass bereits sehr junge Tiere auf ihren Gleichgewichtssinn angewiesen sind. „Wahrscheinlich sind sie frühreif geworden und sehr früh mit der Gruppe ausgewandert“, sagte Schade.