Der Deutschen Bahn droht ein Winterstreik
Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn wird es bei der Bahn zu weiteren Warnstreiks kommen. GDL-Chef Claus Weselsky ließ am Freitag keinen Zweifel: „Nachdem wir die Verhandlungen scheitern lassen, werden wir als nächstes mit der Warnung vor Streiks noch mehr Druck auf die Arbeitgeber ausüben.“ Nähere Angaben dazu macht der Gewerkschaftschef noch nicht.
Die GDL kann jederzeit einen vorübergehenden Warnstreik beantragen. Die Gewerkschaft bittet derzeit um die Zustimmung ihrer Mitglieder zu einem längeren, möglicherweise unbegrenzten Streik. Die Abstimmung hat begonnen.
Wann kommt es zum nächsten Warnstreik?
Das ist offen, einen Termin für Freitag hat Weselski nicht genannt. „Wir werden die Öffentlichkeit über diese Aktivitäten informieren, sobald sie stattfinden“, sagte er schlicht. Weselski fuhr fort: „Wir halten einen Kompromiss mit diesem Arbeitgeber nicht für möglich und befürchten, dass wir den Fahrgästen der Deutschen Bahn weiterhin etwas bieten müssen.“ Kunden entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten.“
Wie lange kann eine Warnung dauern?
Im Detail ist es schwer zu sagen. Aber eines ist sicher: Im Gegensatz zu Streiks müssen Warnstreiks zeitlich begrenzt sein. Auch die Dauer des Streiks muss in einem angemessenen Verhältnis zu den Anforderungen bzw. den Umständen der Verhandlungen stehen – was im Detail viel Spielraum lässt. Ein Abmahnstreik kann verboten werden, wenn ein Arbeitsgericht eine Unverhältnismäßigkeit feststellt.
Wie lange ein Warnstreik als angemessen erachtet wird, lässt sich daher nicht genau sagen und hängt beispielsweise davon ab, wie viele Mitglieder zum Streik aufgefordert werden. Der von der Verkehrsgewerkschaft EVG im Mai geplante 50-stündige Warnstreik auf Bahnstrecken im ganzen Land dürfte an die Grenze des Machbaren gestoßen sein.
Welche Auswirkungen wird der nächste Warnstreik voraussichtlich haben?
Es kommt darauf an, welche Mitglieder der GDL konkret eine Arbeitsniederlegung fordern und wie groß die Streikbeteiligung ist. Nach bundesweiten Appellen zwangen die Gewerkschaften die Deutsche Bahn letzte Woche, 80 % ihrer Fernverbindungen zu streichen. Im Regionalverkehr sind die Auswirkungen teilweise sogar noch größer, in manchen Gebieten verkehren teilweise fast keine Züge.
Wenn die GDL lediglich zu Warnstreiks einzelner Berufsgruppen oder Beschäftigter einzelner Bundesländer aufruft, ist ihre Wirkung schwieriger einzuschätzen. Denkbar ist auch, dass die GDL jeden Tag in verschiedenen Teilen des Landes streikt – diesbezüglich sind die gewerkschaftlichen Möglichkeiten vielfältig.
Die Erfahrung zeigt, dass vor allem in den ostdeutschen Bundesländern, aber auch im Südwesten viele Arbeitnehmer in der GDL organisiert sind. Auch in Stuttgart und Frankfurt hat die GDL viele Mitglieder. In anderen Regionen, beispielsweise Norddeutschland, ist die GDL unter den DB-Mitarbeitern nicht stark vertreten.
Was passiert, wenn auf einem gekauften Ticket eine Warnung erscheint?
Während früherer Warnstreiks haben die Eisenbahnen Fahrkartenverbindungen gestrichen, damit Fahrgäste ihre Fahrten vorziehen oder an einem anderen Tag in den Zug einsteigen konnten. Wer aufgrund von Zugausfällen nicht mehr reisen möchte, kann sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen. Typischerweise richten die Bahnen auch eine Streik-Hotline ein, um alle Kundenfragen zu beantworten.
Wann kann die GDL zu einem unbefristeten Streik aufrufen?
Hierzu ist die Vorlage der Abstimmungsergebnisse erforderlich. „Wir wissen noch nicht, ob wir die Auszählung vor oder nach Weihnachten schaffen werden“, sagte Weselski, der für einen unbefristeten Streik 75 Prozent der Wähler bräuchte.
Dieses Vorgehen stellt sicher, dass der Streik von der überwiegenden Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder unterstützt wird – schließlich drohen ihnen bei einer Verlängerung des Streiks erhebliche Einkommenseinbußen.
Ob Weselski nach Vorliegen der Ergebnisse tatsächlich zu einem unbefristeten Streik aufruft, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlicher ist, dass die GDL-Chefs dann eine genaue Streikfrist festlegen. Allerdings muss er sich nicht mehr an die verschärften Warnstreikregeln halten.
Werden Streikende während des Streiks bezahlt?
Wer streikt, muss damit rechnen, dass sein Arbeitgeber seinen Lohn entsprechend kürzt. Im Falle eines unbefristeten Streiks zahlt die Gewerkschaft jedoch nach einer Streikabstimmung den Streiklohn. Dies ersetzt jedoch in der Regel nicht eins zu eins den entgangenen Umsatz. Nach eigener Aussage der GDL zahlt die GDL auch bei Warnstreiks Streiklöhne – die gewerkschaftlichen Regelungen sind hier sehr unterschiedlich.
Quelle: www.dpa.com