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Der Bedarf an Trauerhilfe wächst in Thüringen

Trauerbegleitung
Stühle sind in einem Kreis zusammengestellt, in der Mitte stehen Kerzen.

Der Thüringer Hospiz- und Palliativverband hat festgestellt, dass der Bedarf an Trauerbegleitung seit der Corona-Pandemie gestiegen ist. „Die Hospizdienste verzeichnen einen durchschnittlichen Anstieg der Beratungen um 30 Prozent“, sagt Ilka Jope, Geschäftsführerin des Vereins. Hinzu kommt eine wachsende Zahl sogenannter schwieriger Trauerprozesse, bei denen Menschen den Verlust eines geliebten Menschen nicht alleine bewältigen können.

Jope glaubt, dass der Grund für diese Entwicklungen hauptsächlich die Erfahrungen während der Corona-Pandemie sind. Aufgrund des Umgangs mit Hygienevorschriften in Pflegeheimen oder Krankenhäusern haben Angehörige keine oder nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, sich von ihren Liebsten zu verabschieden. „In einigen Fällen kamen Menschen ins Krankenhaus und starben im Krankenhaus, ohne dass die Familie sie jemals wiedergesehen hat“, sagte Chopp. „Solche Dinge sind schwer zu verkraften.“ Keines der Angehörigenheime in Thüringen wurde während der Pandemie geschlossen.

Eine der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Jahre wird es sein, eine angemessene und ausgewogene Finanzierung für die Koordinierung der Trauerbegleitung zu finden, um zusätzlichen Bedarf zu decken. Auch in politischen und gesellschaftlichen Fragen sieht der Verband Handlungsbedarf: Diskussionen zum gesellschaftlichen und individuellen Umgang mit dem Recht auf Sterbehilfe stehen ebenso auf der Agenda wie die Verabschiedung von Gesetzen zur Suizidprävention. Seit das Bundesverfassungsgericht das Verbot der kommerziellen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt hat, ist eine Lücke entstanden, die schnellstmöglich geschlossen werden muss.

Grundsätzlich laufe die Hospizarbeit in Thüringen aber gut, sagt Jopp. Seit der Eröffnung des ersten stationären Hospizes in Bad Berka im Jahr 2005 haben sich die stationären und ambulanten Angebote kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es im Freistaat 11 Heime mit 119 Plätzen – darunter eine für Kinder und Jugendliche mit 12 Plätzen, so der Verband. Drei weitere Anlagen in Altenburg, Mühlhausen und Heiligenstadt sind im Bau bzw. in Planung. Hinzu kommen 26 ambulante Hospizdienste für Erwachsene an 33 Standorten und 6 Kinderhospize an 10 Standorten.

Da 5 Prozent aller Kosten stationärer Hospize von diesen Einrichtungen getragen werden müssen, ist es wichtig, dass Spenden auch weiterhin verwendet werden, betonte Chope. Trotz steigender Lebenshaltungskosten sind die Spenden bisher nur leicht zurückgegangen. Die ambulanten Dienste waren jedoch sehr unterschiedlich, mit teilweise starken Spendenrückgängen.

Gerade der ambulante Service ist sehr wichtig, denn laut aktueller Umfrage möchten 80% der Befragten zu Hause sterben können. Es liege auch in der Verantwortung aller, dies zu ermöglichen, da dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten, sagte der Verbandschef. „Jeder sollte mehr über seine eigene Sterblichkeit nachdenken und mit anderen darüber diskutieren.“

Nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums fließen zwischen 2019 und 2021 mehr als 500.000 Euro in die stationäre und ambulante Hospizarbeit. Die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Silke Fließ, sagte, der Großteil der Mittel gehe in ambulante Dienste. Das derzeitige Angebot an stationären Hospizen im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist so hoch wie in keinem anderen Bundesland. “Der Hospizbereich ist in Thüringen sehr weit entwickelt und soll es auch in Zukunft sein.”

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