Nach dem 15-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr will das Festival «Jamel rockt den Förster» auch 2023 wieder eine Stimme gegen den Rechtsextremismus sein. Die Veranstalter erwarten am Freitag und Samstag je rund 3000 Gäste in dem kleinen Ort bei Wismar. Nach dem langsamen Hochlauf im Anschluss an die Pandemie-Pause wären das mehr als doppelt so viele Menschen als im Vorjahr. Das von dem Ehepaar Birgit und Horst Lomeyer organisierte Festival zieht regelmäßig große Namen der deutschen Musikszene an, die sich dem guten Zweck verschreiben.
Für Spannung sorgt das Lineup, das traditionell bis zum Start des Festivals ein Geheimnis bleibt. Im vergangenen Jahr spielten unter anderem Indierock-Urgestein Thees Uhlmann, die Metal-Band Kreator, die Sportfreunde Stiller und Deichkind.
Erstmals stiften die Organisatoren in diesem Jahr den mit 1000 Euro dotierten «Horst & Birgit Lohmeyer-Demokratiepreis». Dieser soll künftig jährlich vergeben werden und gerade junge Menschen motivieren, «sich an der demokratischen Zivilgesellschaft aktiv zu beteiligen und sich gegen jede Form von Diskriminierung auszusprechen», sagte Birgit Lohmeyer. Die diesjährigen Preisträger sind bereits bekannt: Die Performance «Im Dunkeln ist gut Munkeln» des Grundkurses der Klassenstufe 11 im Fach Darstellendes Spiel der Niels-Stensen-Schule Schwerin. Die Preisverleihung soll am Samstag stattfinden.
Dass das Festival, das 2007 ins Leben gerufen wurde, um auf die starken rechten Strukturen in Jamel aufmerksam zu machen, so bekannt werden würde, damit hatten die Organisatoren nicht gerechnet. Laut Birgit Lohmeyer war es anfangs ein Hilfeschrei. Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie die Öffentlichkeit gesucht, da die regionale Unterstützung für ihr demokratisches Engagement gefehlt habe.
Entscheidend verändert und professionalisiert hat sich das Festival vor allem nach der Brandstiftung im Jahr 2015, als die Scheune des Forsthauses, in dem das Ehepaar lebt, angezündet wurde und niederbrannte. Durch das hierdurch ausgelöste Medienecho ist laut Lohmeyer nicht nur die Band Die Toten Hosen aufmerksam geworden und kam nach Jamel. Die Punkrock-Band vermittelte zudem ein professionelles Management, das noch heute die Organisation unterstützt.
Aus einem kleinen Event mit 30 zahlenden Gästen ist so eine symbolträchtige Veranstaltung geworden, für die sowohl Ministerpräsidentin Manuela Schwesig als auch Landtagspräsidentin Birgit Hesse (beide SPD) als Schirmherrinnen werben.