Justiz - Das Justizministerium plant, die Selbstmordpräventionsmaßnahmen im Gefängnis zu verstärken
Die Berliner Senatsjustizverwaltung will das Suizidrisiko von Gefängnisinsassen verringern und hat dafür spezielle Haftzellen eingerichtet. Am Donnerstag schlug Justizsenator Felor Badenberg (parteilos) Pläne zum Bau eines sogenannten Suizidpräventionsraums in der Justizvollzugsanstalt Moabit vor. Daher sollten diese Arbeiten Anfang 2024 beginnen und spätestens im dritten Quartal abgeschlossen sein. Die geschätzten Kosten des Projekts belaufen sich nach Angaben der Senatsjustizverwaltung auf 438.000 Euro. Es ist geplant, in allen geschlossenen Justizvollzugsanstalten Berlins über solche Räume zu verfügen.
Nach Angaben des Justizministeriums wurden Häftlinge, die als suizidgefährdet galten, bisher in der Regel in speziellen Sicherheitszellen mit Kameraüberwachung festgehalten. Diese Einrichtungen sind jedoch sehr spärlich und enthalten keine gefährlichen Materialien. „Gefangene vermeiden es manchmal, Selbstmordgedanken zu offenbaren, weil sie befürchten, in diese Räume verlegt zu werden“, sagte das Justizministerium. „Die neuen Räume sollten eine andere Atmosphäre ausstrahlen und gleichzeitig Risiken minimieren, beispielsweise durch Möbel mit abgerundeten Ecken oder Fußbodenheizung.“ Wie gesagt, auch diese werden von Kameras überwacht.
Nach Angaben des Justizministeriums gab es in diesem Jahr bislang acht Selbstmorde in Berliner Gefängnissen. Das sind deutlich mehr als die drei Fälle, die im gesamten letzten Jahr aufgetreten sind. Es wird davon ausgegangen, dass es im Jahr 2021 5 Fälle geben wird. Wie bundesweit schwankt die Zahl der Suizide im Berliner Justizvollzug von Jahr zu Jahr erheblich.
Nach Angaben des Justizministeriums gab es vor einem Jahrzehnt fünf Selbstmorde in Berliner Gefängnissen, im Jahr 2019 war es noch keiner. Doch im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, begingen neun Insassen Selbstmord. Aus Sicht der Justiz kann dies nicht auf die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zurückgeführt werden: Die ersten vier Fälle ereigneten sich angeblich vor Beginn der Covid-bedingten Maßnahmen. In anderen Fällen konnte nach Auswertung kein Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus festgestellt werden.
In den sieben Berliner Gefängnissen sind rund 3.500 Menschen untergebracht. Nach Angaben der Justiz gibt es zahlreiche Maßnahmen, um Suizid zu verhindern. Beispielsweise wird zu Beginn der Haft untersucht, ob Anzeichen einer erhöhten Gefährdung vorliegen. Liegen bei einem Insassen bestimmte Risikofaktoren vor, werden medizinische oder psychologische Dienste in Anspruch genommen.
Berlin soll auch mit anderen Bundesländern in Kontakt stehen, um deren Erfahrungen zu berücksichtigen. Der Staat ist aktives Mitglied der Bundesarbeitsgruppe zur Suizidprävention in Gefängnissen.
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Quelle: www.stern.de