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Cannabis-Clubs sprießen in Thüringen aus dem Boden

Cannabis-Clubs in Thüringen
Hanfpflanzen wachsen auf einem Feld.

Angesichts der geplanten Cannabis-Freigabe finden sich derzeit vielerorts in Thüringen Menschen zu sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC) zusammen. «Es ist absehbar, dass es in jeder größeren Stadt so einen Verein geben wird», sagt der Landessprecher des Hanfverbands Thüringen, Friedemann Söffing. Er gehe von 2000 bis 3000 Menschen aus, die Lust hätten, einen CSC zu machen. Nicht nur in Erfurt oder Weimar, sondern auch in kleineren Städten wie Weida, Arnstadt oder Saalfeld gebe es solche Bestrebungen. Noch seien aber wenige Vereine tatsächlich gegründet, da es noch kein fertiges Gesetz gebe und die Interessierten Repressalien befürchteten.

Die Bundesregierung will den Anbau und die Abgabe von Cannabis innerhalb solcher Vereine mit bis zu 500 Mitgliedern unter womöglich strengen Regeln erlauben. Zudem sollen Erwachsene 25 Gramm des Rauschmittels besitzen sowie maximal drei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen dürfen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnete zuletzt damit, dass sich das Kabinett diese Woche mit dem Gesetzentwurf befasst. Es werde «noch kleine Änderungen geben».

In Weimar hat Söffing gemeinsam mit Mitstreitern schon einen Verein gegründet. Die Eintragung solle in den kommenden Wochen folgen, wenn die rechtliche Lage etwas klarer sei. Rund 250 Menschen hätten sich bereits online in eine Interessentenliste eingetragen. Sobald das Gesetz da sei, könne schnell losgelegt werden. «Wir haben bereits Räumlichkeiten in Weimar für den Anbau und die Abgabe», erzählt er.

Auch in Erfurt haben Hermann Klatt und Dennis Gottschalk bereits einen Cannabis Social Club aus der Taufe gehoben. Bislang gebe es rund 80 Voranmeldungen. Er bewerte das als großes Interesse, sagt Klatt. «Dass sich 80 Menschen, denen eine Leben mit der Prohibition in den Knochen steckt, mit Name, Adresse und einem Teil ihrer Konsumgewohnheiten auf eine Liste setzen lassen, ist schon ein großer Schritt.» Natürlich seien das dann auch besonders sensible Daten. Wenn alles laufe wie geplant, könne im Januar der Anbau losgehen.

Eine Halle dafür sei bereits in Aussicht – allerdings liege 100 Meter weiter eine Kita. Zu befürchten sei aber ein gesetzlicher Mindestabstand von 200 Metern – das sieht der Gesetzentwurf zumindest für den Konsum vor. Klatt und Gottschalk hoffen daher noch auf Änderungen, machen aber auch klar: «Niemand will, dass vor Schulen oder Kindergärten Cannabis konsumiert wird.» Denkbar seien etwa explizite Verbotszonen oder das Arbeiten mit Sichtlinien.

Auch Ausrüstung im Wert von 20.000 Euro hätten sie bereits angeschafft – vorgestreckt aus eigener Tasche. Am Ende gehen sie von rund 250.000 Euro Materialkosten aus. Ein weiteres Problem: Für den Anbau sollen sie nach aktuellem Gesetzesentwurf nur geringfügig Beschäftigte einstellen dürfen. Neben der teuren Technik werde aber auch mit Starkstrom und Hygienekonzepten gearbeitet. Die Pflanzen seien zudem schimmelanfällig, da brauche es Leute mit Ahnung. «Der Gesetzgeber will einerseits ein hochprofessionelles Produkt. Und andererseits gibt es die Vorstellung, dass man in einem großen Trommelkreis ausmacht, wer die Blümchen gießt – und am Ende gibt es auf wundersame Weise dieses hochprofessionelle Produkt», so Klatt.

Auch der Transport von Anbauort zu Abgabeort sei noch nicht vernünftig geregelt, monieren sowohl Söffing, als auch Klatt und Gottschalk. Dazu müsste aus Söffings Sicht sichergestellt werden, dass nicht nachverfolgt werden könne, welche Mitglieder wann etwas abgeholt haben. Das wäre ein Grund, gar nicht erst zu starten.

Generell sei es aber gut, dass sich überhaupt etwas bewege, sagt Klatt. «Natürlich sind ein paar Regelungen dabei, die verbessert werden müssen. Aber am Ende will keiner eine unkontrollierte Abgabe.» Gut sei auch, jetzt den Jugendschutz vernünftig mitzudenken. Ihnen gehe es nicht darum, Konsum zu befeuern, sondern Konsumenten ihr Cannabis in guter Qualität bereitzustellen. «Bei einer Freigabe hätten die amerikanischen und kanadischen Multis hier große Filialen eröffnet und hätten die Werbetrommel gerührt. Dann hätten wir schnell einen Markt gehabt, den wir heute schon mit Alkohol haben.»

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