Bürgermeisterwahlen im Übergang
Bürgermeisterwahlkämpfe sind im Wandel; was lange Zeit als Erfolgsrezept galt, ist nicht mehr unbedingt richtig. In den 1970er Jahren wurde vor allem das Modell der "externen unabhängigen Experten" angewendet, sagt der Politikwissenschaftler und Wahlkampfberater Erich Holzwarth. Für die Oberbürgermeisterwahl in Ulm am 3. Dezember gilt das nicht mehr. Zugleich, so Holzwarth, können Experten gegen Nicht-Experten verlieren. Hinzu kommt, dass immer weniger Menschen in traditionellen Verwaltungsberufen an Bürgermeisterwahlen teilnehmen.
Christian Ruf und Georg Ruf bestätigten den Wandel im Wahlkampf. Christian Ruf (CDU) ist Bürgermeister von Rottweil, wo sein Vater ab 1983 mehr als 20 Jahre lang Bürgermeister von Abtsgmünd (Ostalbkreis) war. Während der Diplom-Betriebswirt Georg Ruf mit anderen Betriebswirten konkurriert, ist das Bewerberfeld für seinen Sohn, der Jurist ist, im Jahr 2022 vielfältiger.
Ein Sprecher des baden-württembergischen Städtetags sagt, es sei schwierig, eine Grenze zwischen Verwaltungsfachleuten und Nicht-Fachleuten zu ziehen. Es gibt eine Grauzone zwischen diesen beiden. Wer lange in der Finanzverwaltung gearbeitet hat und Bürgermeister wird, hat auf jeden Fall einen Verwaltungshintergrund. "Geographen, Polizeibeamte, Forstwissenschaftler und andere Berufe, die mit der Kommunalverwaltung zu tun haben, sind seit langem von der Kommunalverwaltung oder dem Bürgermeisteramt angezogen".
Quelle: www.dpa.com