Über das neue Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast ist seit dem Start vor einem halben Jahr in Mecklenburg-Vorpommern eine einzige Warnmeldung verschickt worden. Das ergibt sich aus Daten des Mobilfunkanbieters Vodafone, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Demnach wurde am 2. August bei einem Feuer auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma in Friedland (Mecklenburgische Seenplatte) vor Brandgasen gewarnt.
Deutschlandweit wurde Cell Broadcast Vodafone zufolge bereits 175 Mal ausgelöst – am häufigsten in Nordrhein-Westfalen (39) und in Rheinland-Pfalz (34). Anlässe für Warnmeldungen waren unter anderem Unwetter, Brände oder Funde von Weltkriegsbomben. Das System sei bis heute technisch reibungslos gelaufen, sagte Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn.
Laut Schweriner Innenministerium können die Landkreise und kreisfreien Städte in MV bisher nicht selbstständig Cell Broadcast-Warnungen auslösen. Eine Auslöseanfrage ans System müsse im Lagezentrum des Ministeriums bestätigt werden. «Nur hier können Warnungen an das System Cell Broadcast übermittelt werden», erklärte eine Sprecherin.
Das Warnsystem mit der Warn-App Nina hingegen sei in Mecklenburg-Vorpommern flächendeckend eingeführt, es sei ein Multiplikator des satellitengestützten Warnsystems «Modulares Warnsystem (MoWaS)». Hier entschieden die Landkreise und kreisfreien Städte selbstständig, ob Warnungen ausgelöst werden. Wie viele es im letzten halben Jahr waren, könne das Ministerium nicht sagen.
Anlass für die Einführung des Warnsystems Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Dass diese beiden Bundesländer mit Abstand am häufigsten darauf zurückgreifen, könnte an einer höheren Sensibilität der dortigen Behörden liegen.
Lösen Behörden eine Warnmeldung aus, wird diese dann von den drei Mobilfunk-Netzbetreibern Vodafone, Deutsche Telekom und O2 übermittelt. Das Cell-Broadcast-Warnsystem ergänzt die bereits vorhandenen Warnkanäle, also Sirenen, Rundfunk, TV und Apps wie Nina oder Katwarn. Bei dem in Deutschland recht neuen System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher der Name «Cell Broadcast». Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist, und es schrillt laut.
Für den 14. September ist ein bundesweiter Warntag geplant – alle kompatiblen Geräte sollen um 11.00 Uhr eine Nachricht bekommen, um die bundesweite Funktionsfähigkeit des Systems zu testen. Nach Schätzung von Vodafone werden dann mehr als 50 Millionen kompatible Handys schrillen.