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„Besucher mit russischem Pass unerwünscht.“

„Besucher mit russischem Pass, sind bei uns im Haus unerwünscht. Es ist uns bewusst, dass der ‚normale‘ russische Staatsbürger keine Schuld an dem kriminellen Handeln der russischen Regierung trägt, es ist jedoch Zeit ein Zeichen zu setzen. Dies ist uns Beitrag, damit unsere Kinder in einem friedlichen Europa leben können.“

Diese Zeilen wurden auf der Homepage eines Restaurants in Baden-Württemberg veröffentlicht. Ob gut (oder wie auch immer) gemeint, ging diese „Solidaritätsaktion“ ziemlich nach hinten los. Die Nachricht verbreitete sich in sozialen Medien wie ein Lauffeuer. Binnen weniger Minuten explodierten die Negativbewertungen bei Google. Die Besitzer haben den Text auf der Homepage schließlich abgeändert, doch das Internet vergisst bekanntlich nie.

Solidarität geht anders

„Diese Aktion hat nichts mit Solidarität zu tun! Das ist Antislawismus pur!“, schrieb ein zorniger Nutzer auf Instagram, der wohl selbst russische Wurzeln hat. Nicht nur bei den Google-Rezensionen, auch auf dem Instagram-Profil der Gaststätte sammeln sich wütende Kommentare. Alle russischen Menschen pauschal als Putinversteher und Kriegsbefürworter hinzustellen, sei „unter der Gürtellinie“.

„Die Situation ist für uns alle schwer genug, müsst ihr auch noch zusätzlich Hetze betreiben?“, schrieb eine junge Frau auf Instagram und forderte von der Gaststätte eine Entschuldigung. Auf der Homepage wurde der ursprüngliche Text von „Besucher mit russischem Pass“ in „Menschen welche den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine befürworten“ geändert, doch nun fragen sich die Internetnutzer amüsiert, wie man das beim Einlass „kontrollieren“ möchte.

Die Kommentare und Beschwerden kommen übrigens nicht nur von Bürgerinnen und Bürger mit russischem Pass, sondern auch von anderen russischsprachigen Menschen wie Spätaussiedlern, oder auch Menschen ohne Migrationsgeschichte, die diese Aktion alle scharf verurteilen.

„Wo kommen wir denn hin, wenn wir die Menschen nach ihrer Nationalität und Herkunft trennen?“, fragen sich die entsetzten Kommentatoren. In Zeiten, wo man auf Deeskalation und Verständigung setzen sollte, empfinden viele solche Zeilen als unangebracht. Einige Nutzer drohten sogar mit Anzeigen und riefen dazu auf, das Restaurant zu boykottieren.

„Restaurant der Hetze“

Bei den Google-Rezensionen überschlagen sich derweil die negativen Bewertungen. Besonders wütende (oder auch „kreative“) Nutzer machen Vorschläge und möchten die Gaststätte in „Restaurant der Hetze“ umbenennen, kategorisieren das Lokal als „russisches Restaurant“ oder geben an, dass das Restaurant dauerhaft geschlossen sei.

Die Homepage des Restaurants war zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels ebenfalls nicht abrufbar. Der Besitzer äußerte sich bei Google noch einmal zu seinen Absichten und kritisierte, dass er und seine Familie und Mitarbeiter bedroht werden.

Ein Kommentar:

Der Unmut der Menschen, der nun dem Lokal und seinen Besitzern entgegenschlägt, ist nachvollziehbar. Aufgrund des Krieges zwischen Russland und Ukraine, kühlten sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf das Minimum ab.

Viele Russen haben aber Verwandte und Freunde in der Ukraine – und umgekehrt. Die aktuelle Situation ist für viele Menschen eine Tragödie, die sie regelrecht lähmt. Trotz allem, werden zum Beispiel in sozialen Medien immer mehr Stimmen von beiden Seiten laut, die zum Frieden aufrufen und davor mahnen, nicht noch mehr in Hass und Hetze zu versinken.

Angesichts dieser sowieso schon tragischen Situation, war es mehr als unangebracht, pauschal gegen eine ganze Nation zu hetzen und alle Russen unter Generalverdacht zu stellen, den Krieg in der Ukraine zu unterstützen und zu befürworten. Solidaritätsbekundungen und Positionierungen sind keineswegs ein Verbrechen, doch mit dieser Aktion schnitt sich der Besitzer wohl ins eigene Fleisch. Denn auch in Russland sprechen sich viele Menschen gegen den Krieg aus und gehen mit Protesten auf die Straße.

Bleibt zu hoffen, dass die Besitzer dieser Gaststätte ihre Lektion gelernt haben und dieser Vorfall auch anderen eine Lehre sein wird. Die negativen Bewertungen und Kommentare, die sich nun ungebremst häufen, lassen sich jedoch wohl nicht so schnell und einfach ausradieren.

Trotz der tragischen Hintergründe dieser Geschichte, zeichnete sich aber eine erfreuliche „Kleinigkeit“ ganz klar ab: Hass und Hetze gegen Menschen anderer Herkunft oder pauschale Unterstellungen werden wohl nicht mehr so einfach hingenommen und toleriert.

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