Bericht: Massiver Anstieg der Obdachlosigkeit
Die Zahl der Obdachlosen in Deutschland ist im vergangenen Jahr neuen Berechnungen zufolge deutlich gestiegen. Die am Dienstag veröffentlichte Prognose der Berliner Arbeitsgemeinschaft Obdachlosenhilfe (BAG W) geht davon aus, dass zum 30. Juni 2022 447.000 Menschen obdachlos sein werden. Zum Stichtag 2021 waren noch 268.000 Menschen obdachlos. Die Arbeitsgruppe erklärte, dass dieser Anstieg vor allem auf die zunehmende Zahl von Flüchtlingen – insbesondere aus der Ukraine – zurückzuführen sei, die keine Bleibe hätten. Die Zahl der deutschen Obdachlosen stieg um 5 % und die Zahl der nichtdeutschen Obdachlosen um 118 %.
Die Gründe für Obdachlosigkeit sind unterschiedlich. Es wurde berechnet, dass die Mehrheit der nichtdeutschen Obdachlosen – vor allem aufgrund ihrer Flucht – noch nie eine Wohnung in Deutschland besessen hat. Unter den Obdachlosen mit deutscher Staatsangehörigkeit verlor jedoch die Mehrheit ihre Wohnung aufgrund der Vertragsbeendigung (57 %). Weitere wichtige Auslöser sind Miet- und Energieschulden (21 %), widersprüchliche Lebensumstände (20 %) sowie Trennung oder Scheidung (16 %).
BAG W-Geschäftsführerin Werena Rosenke warnte, dass Inflation, steigende Kosten und steigende Mieten Haushalte mit niedrigem Einkommen unter Druck setzen würden. „Dies führt zu (Energie-)Armut, Mietschulden und Wohnungsverlusten“, sagte sie. „Besonders gefährdete Gruppen sind einkommensschwache Single-Haushalte, Alleinerziehende und Paare mit mehreren Kindern.“
Die Berechnungen der BAG W umfassen nicht nur Obdachlose, die in Einrichtungen wie Notunterkünften untergebracht sind. Dazu zählen auch diejenigen, die vorübergehend bei Freunden und Verwandten unterkommen, sowie diejenigen, die ohne Unterkunft auf der Straße leben – die Obdachlosen.
Quelle: www.bild.de