Die kalte Kölner Erde schlug leise auf den Sarg im tiefen Brunnen. Als Mary zehn Jahre alt war, starb ihre Mutter. Jetzt stand sie in ihrem kleinen blauen Mantel buchstäblich am Abgrund. Im Sarg lag ihre 48-jährige Mutter, die an Krebs gestorben war. Links und rechts gibt es nur Männer, die ihre Gefühle nicht in Worte fassen können. Die kleine Hand, die sie ausstreckte, fand die Hand ihres Vaters nicht. Vom Schmerz betäubt, versuchte er, die Weisheit seiner Wehrmachtszeit zu nutzen, um seine verbleibende dreiköpfige Familie durch die frühen 1960er Jahre zu führen.
Das autobiografische Drama „Motherland“ erzählt die Geschichte, wie ein Mädchen ihren Platz in einem Leben findet, das von enormer emotionaler Gleichgültigkeit umgeben ist. Dies ist die eigene Geschichte von Petra Seeger, die das Drehbuch geschrieben und den Film gedreht hat und auf vielen der alten Fotos und Filme, die dort hängen, zu sehen ist. Jeder, der den Bestseller der französischen Anne Hernault schätzt, wird diesen Film genießen. Die Serie wird am Mittwoch (13. September) um 20.15 Uhr auf Arte ausgestrahlt.
Der größte Trumpf dieser Eigenschau ist im besten Sinne des Wortes die starke weibliche Besetzung. „Tator“-Star Margarita Brojic glänzt in der Doppelrolle einer erwachsenen Mary im 21. Jahrhundert und ihrer Mutter im Zeitalter des Wirtschaftswunders, wobei Rückblenden durch Fotos ihrer echten Mutter im Familienarchiv widergespiegelt werden. Felicia Troube („The Teacher“), Momo Bell („The End of Words“) und Stella Holzapfel („Mary Brand“) verkörpern Heldinnen unterschiedlicher Altersgruppen. Der Film beschönigt seinen wichtigsten Charakter nicht. Wenn Mary wütend war, wünschte sie sich manchmal, ihre Mutter würde sterben.
In der Hintergrundgeschichte ist die erwachsene Mary im gleichen Alter wie ihre Mutter, als sie starb. Sie befand sich in einer tiefen beruflichen, emotionalen und zwischenmenschlichen Krise. Als eine Kiste mit unzähligen alten Fotos und Filmen ihres inzwischen verstorbenen Vaters eintrifft, blickt sie auf diese turbulenten Jahre zurück. Sein Vater war Fabrikfotograf für eine Firma in Köln. Am Wochenende nimmt er seine Familie und seine Ausrüstung mit. Lieben müssen lächeln, egal wie sie sich fühlen. Der Erwachsene erinnerte sich, dass die Kamera immer zwischen ihnen war. Der Vater versuchte schnell, seinen ältesten Sohn für eine Karriere als Fotograf zu begeistern. Doch jedes Mal, wenn Mary zur Kamera greift, blafft er sie an: „Die Mädchen sollten vor der Kamera sein.“
Dies ist ein gelungener Film, der ein sehr starkes Gefühl von Atmosphäre erzeugt. Dies liegt zum einen an dem reichhaltigen Archivmaterial, das eine Überschneidung von Fiktion und Realität ermöglicht. Aber auch das Drama entspringt zu einem großen Teil einem liebevollen Porträt des Rheinlands in den 1960er Jahren – irgendwo zwischen der Muffigkeit einer Klosterschule und dem Optimismus der Zeit.
Beim Deutschen Filmfest 2021 in Ludwigshafen wurde „Vaterland“ mit dem kritischen Rheingold-Publikumspreis ausgezeichnet.