Ab Mittwoch zeigt das Hamburgische Historische Museum eine Ausstellung über den Hamburger Aufstand vor 100 Jahren. Vier Jahre nach den ersten freien und gleichen Bürgerwahlen, im Oktober 1923, versuchten die Kommunisten, in Hamburg gewaltsam die Macht zu ergreifen. Wie der Historiker Ortwin Pelc, einer der Kuratoren, erklärt, griffen Aktivisten der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am Morgen des 23. Oktober 26 Polizeistationen an und stahlen Waffen. Zwei Tage lang kam es zu heftigen Straßenkämpfen, bei denen mehr als 100 Menschen starben. Unter den Toten waren 17 Polizisten und 24 Rebellen. Pelch sagte, die meisten Opfer seien Unbeteiligte gewesen.
Nach der Niederschlagung des Aufstands wurden 870 beteiligte Personen vor Gericht gestellt und zu Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren verurteilt. Zwei Jahre später wurden sie jedoch wieder freigelassen. Perch erklärte am Dienstag, der neue Reichspräsident Paul von Hindenburg habe ihnen eine Amnestie gewährt. Unmittelbar nach dem Aufstand wurden Straßenkämpfe zum Mythos. Ernst Thälmann, Vorsitzender der Hamburgischen Kommunistischen Partei und späterer Vorsitzender der KPD, wurde vor allem in Ostdeutschland als Held der gescheiterten Revolution gefeiert.
Die KPD war bereits von der Komintern abhängig, der von der Sowjetunion kontrollierten Kommunistischen Internationale. “, 1923. Perke sagte. Die Führung um Lenin hoffte, irgendwann eine Revolution in Deutschland durchführen zu können. Ein für Oktober geplanter bundesweiter Generalstreik und Aufstand in Deutschland wurde abgesagt, aber die Hoffnungen der Sowjetunion richteten sich auf Hamburg.
Die Sowjetunion stellte mindestens 300.000 US-Dollar zur Unterstützung des deutschen Oktobers bereit. Perchs Kollege Olaf Mattes. Perch fügte hinzu, dass das Urteil gegen die Rebellen zeigte, dass Schiffe mit Waffen im Hamburger Hafen ankamen. Die sowjetische Führung erwog, die Rote Armee einzusetzen, um den Rebellen in Deutschland zu helfen, wenn notwendig. Ein kommunistischer Bürgervertreter berichtete in seinen Memoiren, dass er mit einem sowjetischen General nach Hamburg gereist sei. Auf dem Michelturm besprachen sie den Ablauf des geplanten Aufstands.
„Es war eigentlich ein Putschversuch, eben.“ wie das, was drei Wochen später in München geschah“, sagte Mattes und spielte damit auf den Ludendorff-Hitler-Putsch an. Zum ersten Mal konnten die beiden Historiker den Bericht von Grigori Sklovskij, dem damaligen sowjetischen Generalkonsul in Hamburg, bewerten. Auch er sprach davon ein „Coup“, sagte Peltz.
Der Titel „Hamburg, 1923“, sagte Museumsdirektorin Bettina Probst. „Stadt in Gefahr“ wurde lange diskutiert. Andere Vorschläge wie „Aufstand gegen die Demokratie“ wurden abgelehnt. Die Ausstellung solle eine Arena sein, in der unterschiedliche Ansichten diskutiert werden können. „Wir können die Menschen nur ermutigen, Fragen zu stellen“, sagte Probst . Das von Perch und Matthes herausgegebene Begleitbuch trägt den Titel „Die bedrohte Stadtrepublik. Hamburg 1923“. Die Ausstellung läuft bis zum 7. Januar 2024. Aufgrund umfangreicher Renovierungsarbeiten bleibt das Museum bis mindestens 2027 halbjährlich geschlossen.