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Auen sollten in die UNESCO-Liste aufgenommen werden

Auenwiesen sind seit Jahrhunderten eine fränkische Tradition. Jetzt können sie zum immateriellen Weltkulturerbe werden und Bewässerungstechniken wieder vertraut machen.

Wassermann Jürgen Zwingel öffnet die Schleusen am Wassergraben im Ortsteil Reichelsdorf. Foto.aussiedlerbote.de
Wassermann Jürgen Zwingel öffnet die Schleusen am Wassergraben im Ortsteil Reichelsdorf. Foto.aussiedlerbote.de

Nominierung - Auen sollten in die UNESCO-Liste aufgenommen werden

Über Jahrhunderte hinweg nutzten die fränkischen Bauern ein komplexes Netz aus Schaufeln, Gräben und kleinen Wehren zur Bewässerung ihrer Wiesen. Nun wird das von Generation zu Generation weitergegebene Wissen über die traditionelle Grünlandbewässerung zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Nächste Woche trifft sich das zuständige Komitee der UNESCO in Botswana, Afrika. Eine Entscheidung wird voraussichtlich bis zum 6. Dezember fallen.

Vor allem in den Landkreisen Nürnberg und Forchheim wird dies mit großer Spannung erwartet. Die beiden Kommunen förderten zusammen mit Quechwiesen im Bundesland Rheinland-Pfalz die deutsche Bewerbung. Beteiligt sind auch traditionelle Bewässerungskulturen aus Belgien, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Darüber hinaus wird das Gremium über zwei weitere Beiträge entscheiden, an denen Deutschland beteiligt ist: Hebammenwesen und handgefertigte Glasproduktion.

Nach Angaben des Deutschen UNESCO-Komitees erhielten alle drei Nominierungen eine positive Vorbewertung. Die Region Franken habe daher gute Chancen, sagt Roland Lindacher, verantwortlich für das Auenprojekt in der Region Forchheim. Er hofft, dass durch die Aufnahme in die UNESCO-Liste altes Wissen besser erhalten und wieder bekannt gemacht wird. „Wie viele Kulturformen sind Auen durch technologische Entwicklungen bedroht.“

An den Ufern der Flüsse Rednitz, Regnitz und Vicente in Franken verbreiteten sich einst Kulturtechniken, die im Mittelalter die Nahrungsversorgung der schnell wachsenden Bevölkerung sicherten. Mit der Industrialisierung verlor dies jedoch an Bedeutung, da elektrische Pumpen, Bewässerungssysteme und künstliche Düngemittel schwere Handarbeit unrentabel machten.

Angesichts der globalen Erwärmung gewinnen Kulturtechnologien jedoch wieder zunehmend an Bedeutung. Auen im Rednitztal bei Nürnberg senken die Temperaturen in der Region und sorgen für frische Luft in der Stadt, erklärt Gisa Farrell vom Umweltamt. „Das für die Bewässerung verwendete Wasser bleibt in der Gegend.“ Dies sei auch wichtig, da sich die Dürre verschärfe und der Grundwasserspiegel sinke. Lindacher fügte hinzu, dass bei starkem Regen auch Wasser in Gräben gespeichert werden könne, was umliegende Gebiete vor Überschwemmungen schützen würde.

Der Landkreis Forchheim ist daher nicht nur bestrebt, die Auen zu schützen, sondern auch ruhende Grabensysteme zu reaktivieren. „Das können Landwirte nicht alleine schaffen“, sagte Lindacher. Zu diesem Zweck wurden in der Vergangenheit Genossenschaften gegründet. Die Behörden versuchen nun, diese Dynamik wiederzubeleben, indem sie auf Landwirte und Kommunen zugehen und sie finanziell unterstützen.

Traditionelle Bewässerung fränkischer Auen. Bewässerung von Wiesen in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim. Tagung des Regierungsausschusses für das immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe

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Quelle: www.stern.de

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