Der Mainzer Notarzt Gerhard Trabert äußerte sich besorgt zu den gesundheitlichen Risiken durch den Hungerstreik usbekischer und georgischer Lkw-Fahrer im Rastplatz Grafenhausen in Südhessen. Am vergangenen Dienstag begannen rund 30 Fahrer einen Hungerstreik, als es zu Zusammenstößen mit einer polnischen Reederei kam. Seit mehr als zwei Monaten versuchen sie, durch einen A5-Streik ausstehende Löhne einzufordern. Einige hätten seit Monaten kein Gehalt erhalten, sagten diese Leute. Die Verhandlungen mit dem Unternehmen waren schon vor Wochen ins Stocken geraten.
Trabert, Gründer der Deutschen Gesellschaft für Armut und Gesundheit, hat mit seinem Team in den letzten Wochen mehrfach Streikteilnehmer besucht und behandelt. Außerdem reiste er am Wochenende mit einem Team aus vier Ärzten und Pflegern nach Grafenhausen. „Ein Hungerstreik ist eine lebensbedrohliche Situation“, sagte er am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Selbst mit medizinischer Unterstützung können wir das Risiko nicht reduzieren.“
Viele Autofahrer sind dehydriert und entwickeln dadurch Blutdruckprobleme, andere sind aufgrund einer Infektion immungeschwächt. Diese Situation ist für Autofahrer gefährlich, insbesondere nach fünf Tagen ohne Essen beginnt sich der Stoffwechsel zu verändern und der Körper beginnt, Skelettmuskeln abzubauen. Es wirkt sich aber auch auf den Herzmuskel aus; längeres Fasten kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen. Laut Trabert riet er einem Fahrer mit extrem hohem Blutdruck dringend, seinen Hungerstreik zu beenden. Aber auch für andere, die sich noch im Hungerstreik befinden, ist die Situation gefährlich.
Die Situation von Autofahrern aus Drittstaaten, die monatelang ohne Krankenversicherung auf deutschen Rastplätzen verbracht haben, zeigt den dringenden Handlungsbedarf“, sagte Trabert, der sich öffentlich für die Einrichtung eines medizinischen Ansprechpartners auf der Europäischen Autobahn ausgesprochen hat Punkte. „Es sollte in Europa ein Netzwerk geben, das diesen Fahrern medizinische Dienste bietet“, betonte der Arzt.