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Arbeitsvisum gegen Bestechung? Polnische Regierung unter Druck

An der polnisch-belarussischen Grenze
Grenzzaun auf der polnischen Seite zu Belarus. An der EU-Außengrenze zum Nachbarland Belarus hat Polen einen 5,5 Meter hohen Metallzaun mit Bewegungsmeldern und Nachtsichtkameras errichtet.

Polens nationalkonservative Regierungspartei PiS vertrat im Wahlkampf eine harte Haltung zur Einwanderung. Wenn es darum geht, den Wählern Angst vor Fremden zu machen, ist kein Klischee zu oberflächlich und keine Karikatur zu düster für Recht und Gerechtigkeit. Premierminister Mateusz Morawiecki behauptete kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Kattowitz, dass man vielerorts in Frankreich, Deutschland oder Schweden nicht im Dunkeln auf die Straße gehen könne. Denn dort grassieren „Banden junger muslimischer Einwanderer“, die „den Frauen die Hölle bereiten“.

Angebliche Korruption bei der Visaerteilung hat die Partei „Recht und Gerechtigkeit“ fast einen Monat vor den Parlamentswahlen am 15. Oktober in eine schwierige Lage gebracht. Die Frage ist, ob Arbeitsvisa massenhaft an Bürger afrikanischer und asiatischer Länder ausgestellt werden und ob sie schneller ausgestellt werden, wenn Antragsteller über Mittelsmänner hohe Bestechungsgelder zahlen. Auch die Bundesregierung äußerte Bedenken und bat Warschau um Aufklärung. Innenministerin Nancy Feser (SPD) möchte mit dem polnischen Innenminister sprechen. Bisher geht Berlin nicht davon aus, dass dies unmittelbare Auswirkungen auf Deutschland haben würde.

Wie groß ist die Auswirkung?

Letzte Woche gab die polnische Staatsanwaltschaft bekannt, dass sie gegen sieben Verdächtige ermittelt, die gegen eine Gebühr die Erteilung von Arbeitsvisa beschleunigt hätten. Drei Personen wurden festgenommen. Die Staatsanwaltschaft sagte, es gebe Unregelmäßigkeiten bei der Ausstellung von „Hunderten Arbeitsvisa“ aus arabischen Ländern sowie Indien, den Philippinen, Singapur, Hongkong und Taiwan. Außenminister Zbigniew Rau sagte, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft betrafen 200 Visa.

Glaubt man den polnischen Medien und der Opposition, ist der Spielraum viel größer. Oppositionsführer Donald Tusk von der liberal-konservativen Bürgerplattform (PO) verwies auf die Zahl von 250.000 ausgestellten Arbeitsvisa in Afrika und Asien in 30 Monaten. Im Rahmen einer möglichen parlamentarischen Inspektion Polens überprüften zwei Abgeordnete der Partei Dokumente des Auswärtigen Amtes, in denen es um 350.000 Visa ging.

Regierung redet von „Kleinigkeiten“

PiS versuchte, die Sache herunterzuspielen. Parteichef Kaczynski spottete, es handele sich dabei nicht um eine Visa-Frage, sondern höchstens um eine „Nebensache“. Doch am Freitag wurde Piotr Wawrzyk, der kürzlich entlassene stellvertretende Außenminister, mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Nach Angaben der Regierung soll er einen Selbstmordversuch unternommen haben. Polnische Medien beschuldigten Walczyk, der Drahtzieher eines korrupten Visa-Vergabesystems zu sein. Er ist für konsularische Angelegenheiten zuständig. Wawrzyk wurde Ende August plötzlich entlassen und seine Abteilung wurde von der gefürchteten Antikorruptionsbehörde CBA durchsucht.

Polen diskutiert derzeit über Einwanderung, aber die Situation ist anders als in der Justiz- und Justizbehörde, die über Einwanderung diskutiert hat. Die Kraft der Fantasie seit 2015. Konservative im ganzen Land rühmen sich, ihr Land geschützt zu haben, das fast eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine sowie Einwanderer aus nichtchristlichen Glaubensrichtungen wie dem Nahen Osten oder Asien aufgenommen hat.

5. 5 Meter hoher Metallzaun an der Grenze zu Weißrussland

Polen hat an der EU-Außengrenze zum benachbarten Weißrussland einen 5,5 Meter hohen Metallzaun errichtet, ausgestattet mit Bewegungsmelder und Nachtsichtkameras. Polen und die Europäische Kommission haben dem belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko vorgeworfen, systematisch Migranten aus Krisengebieten an die Grenze zu bringen. In den Grenzgebieten herrscht militärische Alarmbereitschaft: Neben 5.000 Grenzsoldaten und 500 Polizisten sind 4.000 Soldaten und 6.000 Reservisten im Einsatz. Menschenrechtsgruppen beschweren sich häufig über sogenannte „Boykotte“ – die Zurückweisung von Schutzsuchenden an Außengrenzen –, die nach internationalem Recht illegal sind.

In einem Referendum parallel zu den Parlamentswahlen will Law and Justice über vier Themen abstimmen. Zwei davon befassten sich mit dem Thema Einwanderung. „Unterstützen Sie den Abbau von Barrieren an der polnisch-belarussischen Grenze?“ lautet eine davon – auch wenn derzeit kein prominenter Oppositionsvertreter dies fordert.

PiS-Regierung lehnt EU-Asylkompromiss ab

Ein weiteres Thema betrifft den EU-Asylkompromiss, der eine verpflichtende Aufnahme von Flüchtlingen vorsieht. Die PiS-Regierung bestreitet dies. Die Fragen im Referendum wurden entsprechend beratend formuliert. „Unterstützen Sie die erzwungene Aufnahme Tausender illegaler Einwanderer aus dem Nahen Osten und Afrika durch europäische Bürokratien?“ PiS will mit diesen Themen Wähler mobilisieren. Aber jetzt könnte das nach hinten losgehen.

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