Alternative für Deutschland gewinnt Wahl im sächsischen Pirna: Die Partei ernennt erstmals Oberbürgermeister
Lochner gehört der AfD-Fraktion im Stadtrat an, ist aber selbst kein Parteimitglied. Er betreibt eine Tischlerei. Lochner kandidierte 2017 für das Bürgermeisteramt, verlor jedoch deutlich gegen den ehemaligen Bürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos), der dieses Mal aus Altersgründen nicht mehr kandidierte. Lochner setzte sich am Sonntag gegen den CDU-Kandidaten und einen Bewerber aus dem Freien Kurfürstentum durch.
„Danke an die vielen Wähler, die es der Alternative für Deutschland ermöglicht haben, dieses historische Ergebnis zu erzielen“, schrieb die Vorsitzende der Alternative für Deutschland, Alice Weidel, im Onlinedienst X (ehemals Twitter). Ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla sagte, Lochna werde „die Interessen der Pirnaer Bürger sehr gut vertreten“.
Die Grünen haben Bedenken geäußert. „Wir sind enttäuscht über die Oberbürgermeisterwahl letzte Woche, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextreme Partei eingestuft wurde“, schrieb der Verband der sächsischen Grünen in einem Brief zur erneuten Stärkung unserer Demokratie.
Die Linken-Landesvorsitzende Lisa Thea Steiner warnte Pirna vor einer Politik der „sozialen Apathie“ in den kommenden Jahren. Steiner erklärte: „Wir werden den neuen Bürgermeister in den kommenden Monaten und Jahren dazu befragen. Wenn er versucht, eine asoziale Politik zu betreiben, werden wir uns zu Wort melden. Wir werden zeigen, wo er seine Wahlversprechen gebrochen hat.“
Der Sächsische Verfassungsschutz hatte vergangene Woche die AfD des Freistaats als ausgesprochen rechtsextremistisch eingestuft. Nach Thüringen und Sachsen-Anhalt ist die sächsische AfD bereits der dritte Landesverband, der über eine solche Einstufung verfügt.
Diese Klassifizierung bedeutet, dass das Amt des Verfassungsverteidigers uneingeschränkten Zugriff auf geheimdienstliche Ressourcen hat, um Informationen über extremistische Aktivitäten regionaler Verbände zu erhalten.
Lochner hatte bereits im ersten Wahlgang am 26. November mit knapp 33 Prozent die meisten Stimmen erhalten. Der Freie Wähler Ralf Thiele kam mit rund 23 % auf den zweiten Platz, die CDU-Kandidatin Kathrin Dollinger-Knuth landete mit 20 % auf Platz zwei und landete mit rund % der Stimmen auf dem dritten Platz. Da keiner der fünf Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erhielt, war ein zweiter Wahlgang erforderlich.
Die beiden unterlegenen Kandidaten, Einzelkandidat Andre Liebscher und der von SPD und Grünen unterstützte Sozialdemokrat Ralf Watzig, verzichteten auf eine erneute Kandidatur und unterstützten stattdessen den CDU-Bündniskandidaten. Auch im zweiten Wahlgang unterstützte die Linke Dollinger-Knut. Sie liegt nun mit 31,39 Prozent auf dem zweiten Platz, vor Thiele mit 30,08 Prozent.
Die Wahlbeteiligung am Sonntag lag bei 53,8 %, in der ersten Runde lag die Wahlbeteiligung bei 50,38 %. Die Amtszeit des Bürgermeisters beträgt sieben Jahre. Insgesamt waren rund 31.700 Wahlberechtigte aufgerufen, für einen neuen Stadtoberhaupt zu stimmen.
Damit bekleidet die AfD nun die beiden höchsten kommunalen Ämter in Deutschland. Im Juni gewann der AfD-Politiker Robert Sesselmann erstmals den Landesvorstand der Partei im thüringischen Sonneberg.
Die Alternative für Deutschland hat bereits zuvor versucht, ihre Kandidaten bei Bürgermeisterwahlen in anderen Städten durchzusetzen. Bislang scheiterte sie jedoch spätestens im zweiten Wahlgang oder in einer Stichwahl.
Pirna liegt südöstlich von Dresden am Rande des Elbsandsteingebirges und hat rund 40.000 Einwohner. Die Stadt ist bekannt für ihre nahezu unberührte Altstadt und ihre Nähe zu den Touristengebieten der Sächsischen Schweiz.
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Quelle: www.stern.de