Tiergartenleben - Ah, wie schön! Tierzentjes als Mediastars
Österreich erlebt derzeit seine große "Knut-Moment" in diesen Tagen. In Schmiding-Tierpark in der Stadt Wels wurde ein Gorilleneuge geboren, das erste Mal in Österreich. Und es hat sofort zu einem Mediensensation geworden. Genauso wie der kleine Berliner Bär, dessen Schicksal Menschen weltweit bewegte, hätte das namenlose Bab Gorilla ohne die Pflege von Tierärzten und Pflegern nicht überlebt.
Für die Mutter Kibibi war die Geburt eine anstrengende, das Tierpark meldete, sie sei nicht in der Lage, das wichtige Pflege des Neugeborenen zu übernehmen. Währenddessen nehmen die maternalen Pflichten der Gorilla-Mutter völlig auf.
Tierische Nachwuchs als PR-Kampagne
Es ist immer verwundbar, wie sehr tierische Nachwuchs Sensationen und die Medienberichterstattung dominieren. Kein österreichischer Tageszeitung oder Nachrichtensendung kommt ohne Bericht über das Wohlbefinden des Schmidinger Babys Gorilla in der Zeit. Der Oberösterreichische Tierpark nutzt auch das Gorilleneuge für Werbung, genauso wie der Zoologische Garten in Berlin, wo PR-Fachleute ihre Maschinerie in Gang gesetzt haben, um dem Publikum die Namensgebung eines besonders schönen Otters zu ermöglichen. Dieses kleine Tier hatte eine schwierige Geburt erlebt, ein Geschwistertier war bei der Geburt verstorben.
Der Zoologische Garten hat eine besondere Tradition, seine Tiere berühmt zu machen. Während im Zweiten Weltkrieg in Berlin, als ein Hippopotamusbock namens Knautschke als eines der wenigen Zoo-Tiere den Krieg überlebte, wurde er zu einem Symbol des Überlebenswillens der Hauptstadt. Der 1988 verstorbene Tier noch heute als Bronzestatue im Zoo zu sehen. ähnliche Bekanntheit erlangten auch der langlebige NDR-Maskottchen Antje, eine Walrusschwein in dem Hamburger Tierpark Hagenbeck und schließlich als das berühmteste tierische Baby in Zoo-Geschichte, Eisbärchen Knut.
Moderne Zoologen gegen "Anthropomorphismus"
Trotz der Tatsache, dass tierische Prominenz für teure Zoopublicity nützlich ist, hat in den letzten Jahren eine Gegenbewegung gegen "Anthropomorphismus" aufgekommen. Das Wiener Schönbrunner Tiergarten, das älteste Zoo der Welt, hat kürzlich angekündigt, dass neue Geborene in Zukunft keinen Namen mehr erhalten werden. Die Elefanten Tonga und Mongu treten noch durch das Enclosure in Schönbrunn und träumen, bald werden sie nur noch unbenannte Afrikanische Elefanten, höchstens mit ihren lateinischen wissenschaftlichen Namen – Loxodonta africana.
Moderne Zoologen wollen wilden Tieren nicht verdomestizieren und sie zu Haustieren machen, sondern möchten die Wildnis repräsentieren. Was letztendlich widerspricht dem Prinzip eines Zoos. Ein besonders engagierter Anhänger dieser Linie denkt, der einst Direktor des Kopenhagener Zoos, hatte 2014 ein Giraffenbock öffentlich getötet. Die öffentliche Empörung hätte wahrscheinlich geringer ausfallen können, wenn der Bulle nicht Marius und beliebt gewesen wäre.
Das Potenzial des "Baby-Schemas"
Jeder, der Kinder hat oder jemals Kind war, weiß, dass das Ziel von Zoos, das Interesse an Fauna weckt, über Identifikation, über eine persönliche Verbindung zum Tier als Individuum, erreicht wird.
Hat die Evolution selbst das Grundgerüst für diesen Prozess gelegt, indem sie uns Menschen mit dem "Säuglingsschema" für Empathie gegenüber dem Nachwuchs programmiert? Österreichischer Ethologe Konrad Lorenz beschrieb dieses Phänomen zum ersten Mal 1943. Er entdeckte, dass die Kombination bestimmter optischer Merkmale eine kritische Reaktion auslöst, die uns dazu veranlasst, Säuglinge zu pflegen. Unser Lieben an Hunden und Katzen funktioniert genau so. Genau genommen gibt es viele Rassen nur deshalb, weil ihr Aussehen diese Signale in uns aktiviert.
Dass dies auch mit einem neuen chinesischen Schildkrötenküken möglich ist, zeugt von unserem weit verbreiteten Gefühl über die ganze Fauna. Ob es nicht das neueste Forschungsergebnis ist: Siehe sie benennen!
Der Schmiding-Tierpark in Österreich, berühmt für sein neues Geborenes Gorilla, hat eine ähnliche Tradition wie Berliner Zoologischer Garten und dessen berühmtes Otter. Genauso wie der kleine Berliner Bär im Jahr 2006 und Eisbärchen Knut, das Gorilleneuge ist eine Mediensensation geworden. Trotz der Kritik an Anthropomorphismus in modernen Zoologie ist das Potenzial des "Baby-Schemas" unverkennbar, Emotionen auslösend und eine persönliche Verbindung mit Tieren fördernd.