Die Bundesregierung will mehr Ostdeutschen den Weg in hohe Positionen in Bundesbehörden und Bundesgerichten ebnen. Im Hintergrund stehen neue Zahlen: Einheimische Ostdeutsche, die rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen, bekleiden nur 13,5 Prozent der Führungspositionen in den oberen Rängen und Spitzeneinrichtungen des Bundes. Würden nur die fünf ostdeutschen Bundesländer ohne Berlin als Geburtsorte herangezogen, wären es nur 7,4 %. Ostkommissar Carsten Schneider leitete eine Untersuchung ein. Am Mittwoch präsentierten SPD-Politiker dem Bundeskabinett eine Gegenstrategie.
“Mehr als 32 Jahre nach der Wiedervereinigung sind Ostdeutsche in Führungspositionen in unserem Land deutlich unterrepräsentiert – ein Problem, das nach wie vor ungelöst ist”, sagte Schneider von der Deutschen Presse. „Diese Bundesregierung macht daraus ein Problem.“ Nicht nur in Politik und Verwaltung, sondern auch in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Justiz und Medien sollen mehr Ostdeutsche in Führungspositionen sein. „Das ist entscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stabilität unserer Demokratie“, sagte Schneider.
Nach seiner Definition waren „Ostdeutschland“ Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wurde geboren. Schneider erfasste die Geburtsorte von fast 4.000 Führungskräften aus 94 Bundesbehörden, vier Verfassungsbehörden und der Justiz in fünf Bundesgerichten. Die Ergebnisse umfassen auch Ostdeutsche, die nur 7,1 Prozent der eingetragenen Richter ausmachen, und 5,1 Prozent ohne Berlin. Auf höheren Führungsebenen sind Ostdeutsche weniger vertreten als in unteren Führungspositionen.
Schneider will dem nun mit „niederschwelligen Maßnahmen“ entgegenwirken. Erstens: Geburtsortdaten systematischer erfassen. Bundesbehörden sollen auf der Grundlage freiwilliger Selbstverpflichtungen arbeiten. Auswahlgremien sollten vielfältiger besetzt, Führungskräfte gezielt auf ihre Aufgaben vorbereitet und Networking ermöglicht werden. Nach einer Halbzeitbewertung am Ende der Legislaturperiode sollten “gegebenenfalls weitere Schritte unternommen werden”.
Das reicht der Opposition nicht. Der linke Ostbeauftragte Soren Perlman forderte die Bundesbehörden auf, “Ostquoten” zu verhängen, und kritisierte die derzeitige Situation als verfassungswidrig. „Artikel 36 des Grundgesetzes fordert eine gerechte Verteilung des Personals auf alle Bundesländer“, sagte Perlman. Diese Zahlen werden sich nicht von alleine verbessern.
Sepp Müller, ostdeutscher Abgeordneter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, kritisierte, es sei unfair, dass Ostdeutsche in Führungspositionen abgehängt würden, betonte Le. «Wir haben in Ostdeutschland hochqualifizierte Arbeitskräfte. Sie verdienen gebührende Beachtung. »