Zahl antisemitischer Vorfälle versechsfacht
Die landesweite Informations- und Dokumentationsstelle Antisemitismus in Schleswig-Holstein hat nach dem Massaker an israelischen Zivilsten einen Anstieg antisemitischer Fälle im Norden registriert. Die Zahl der Meldungen habe sich in den vergangenen zwei Wochen merklich erhöht, sagte Projektleiter Joshua Vogel am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. «In diesem Zeitraum sind bei uns sechs mal so viele Vorfälle gemeldet worden wie im Jahresdurchschnitt 2022.» Bundesweit seien zwischen 7. und 15. Oktober 202 antisemitische Vorfälle mit Bezug zum Massaker dokumentiert worden – 5 davon im Norden. Zuvor hatten die «Lübecker Nachrichten» berichtet.
«Das Erstarken von israelfeindlichen Vorfällen hat sich bereits in 2022 abgezeichnet: Jetzt bricht sich Bahn, was bis dahin als alltägliches Grundrauschen schon vorhanden war», sagte Vogel. 2022 hatte die Dokumentationsstelle 79 antisemitische Vorfälle in Schleswig-Holstein erfasst, 9 mehr als 2021.
«Wir haben es mit einer sehr dynamischen und brandgefährlichen Situation zu tun: Israelsolidarische Kundgebungen werden gezielt gestört, Teilnehmende angespuckt und bedroht, Israelfahnen vor Rathäusern abgerissen und in den Dreck geworfen», sagte Vogel. Mit Israel solidarische Menschen würden beleidigt und bedroht.
Auch wenn die jüdischen Gemeinden im Land noch nicht im Fokus der Anfeindungen und Angriffe stünden, bereite das massive Aufkommen israelfeindlicher Vorfälle den Nährboden für größere Gewalttaten gegen jüdische und oder israelische Einrichtungen sowie ihre Mitglieder, sagte Vogel. «Wir alle sind gerade in äußerster Alarmbereitschaft, täglich muss die Sicherheitslage in den jüdischen Gemeinden neu eingeschätzt werden.»
Terroristen hatten im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet und mehr als 200 Menschen verschleppt. Seither bombardiert Israels Armee Ziele in dem abgeriegelten Küstengebiet und bereitet eine Bodenoffensive vor. Auch auf deutschen Straßen kommt es infolgedessen immer wieder zu Demonstrationen von Palästinensern und Unterstützern, bei denen einige Teilnehmer die islamistische Hamas bejubelten.
Quelle: www.bild.de