XL-Schläger drohte mit Euthanasie
Die britische Regierung trifft derzeit eine wichtige Entscheidung aufgrund der Zunahme tödlicher Hundeangriffe in England und Wales. Ab 2024 ist die Zucht sogenannter XL-Bullies verboten. Aber es gibt auch Zweifel und neue Sorgen.
Er versuchte, das Tier von seinem Bruder wegzuziehen, aber es gelang ihm nicht. Der 54-Jährige musste mit Entsetzen zusehen, wie sein Hund einen drei Jahre jüngeren Mann zu Tode prügelte. Ihm droht eine Gefängnisstrafe, weil er es versäumt hat, seinen Hund zu kontrollieren. Es sind Vorfälle wie dieser, die in Großbritannien immer wieder für Aufsehen sorgen:
- Oktober: Ein 54-jähriger Mann erliegt seinen Verletzungen, nachdem ihn ein Hund in der Nähe von Sunderland im Nordosten Englands angegriffen hat. Viele Menschen erinnern sich besonders an den Tod des zehnjährigen Jack in Wales. Er besuchte einen Schulfreund, als ihn ein großer Hund namens „Beast“ angriff. Der Junge ist tot.
- September: Zwei Hunde sprangen aus einem Fenster in einen benachbarten Garten und griffen einen Mann an – der starb – in Stoke.
Regierung verbietet Verkauf und Besitz von Hunden
Häufig handelt es sich um sogenannte XL Bullies, eine Mischlingsrasse auf Basis der Pitbull-Rasse. Die öffentliche Empörung war so groß, dass die britische Regierung diese bisher nicht klassifizierten Hunde als eigenständige Rasse anerkannte und sie sofort verbot. Ab dem 31. Dezember dürfen diese Tiere nicht mehr verkauft werden, ab dem 1. Februar 2024 ist auch ihr Besitz strafbar. Es sei denn, der Besitzer kann nachweisen, dass für seinen Hund keine Gefahr besteht, und eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Das Tier muss dann einen Maulkorb tragen, an der Leine geführt und sterilisiert oder kastriert werden.
Die Folgen sind derzeit nicht absehbar. Sky News berichtete kürzlich, dass mindestens 246 Hunde in Tierheimen eingeschläfert werden müssen, wenn bis Ende des Jahres keine neuen Besitzer gefunden werden. Offenbar weiß niemand genau, wie viele Tiere von dem Verbot betroffen sind. Die Regierung schätzt, dass es in England und Wales rund 10.000 XL-Mobber gibt, während Tierschützer die Zahl auf 15.000 schätzen. Die BBC geht davon aus, dass es mindestens 30.000 Hunde gibt, basierend auf Daten des Veterinärunternehmens IVC Evidensia.
Die Zahl der verlassenen XL Bullys steigt
Doch Kritiker sind skeptisch, ob das Verbot die Menschen tatsächlich so gut schützt, wie die Regierung behauptet. Tatsächlich warnt BBC-Experte Dave Martin, dass die Aggressivität von Hunden zunehmen könnte, wenn Tiere nur in Häusern und Wohnungen gehalten werden dürften. Dort fehlt es ihnen an Anregung und Bewegung.
Tierschutzverbände befürchten, dass Züchter sich anderen Rassen zuwenden, etwa dem Kaukasischen Owtschaka. Ein Züchter berichtete der BBC, dass die Tiere „größer, stärker und potenziell gefährlicher“ als „XL Bullies“ seien, wenn sie in die falschen Hände fielen.
Es häufen sich Berichte darüber, dass XL-Bullys in der Natur oder vor Tierheimen ausgesetzt werden. In den sozialen Medien kursieren Videos einer „Rettungsaktion“, bei der Hunde nach Schottland gebracht und verkauft wurden. Die britische Regierung kann ein Verbot nur in England und Wales verhängen.
Standort Deutschland
In Deutschland ist der American XL Bully noch nicht als Rasse eingestuft und erscheint daher nicht auf der Liste der gefährlichen Hunde – im Gegensatz zu Rassen wie Pitbulls, Bullterriern, Staffordshire-Bullterriern oder American Staffordshire-Terriern im Vergleich. Auch für sie gelten Einfuhrverbote. Allerdings gibt es keine bundesweiten Regelungen zur Haltung von Kampfhunden. Jedes Bundesland listet auf, welche Rassen als gefährlich gelten. Für diese Tiere gelten besondere Regeln, wie z. B. Führerscheinpflicht, Leinen- und Maulkorbpflicht sowie Versicherungspflicht. Über die sogenannten Rassenlisten wird lebhaft diskutiert: Befürworter sehen mehr Schutz für Menschen vor Übergriffen. Gegner kritisierten die Diskriminierung einer ganzen Rasse. Unabhängig von der Rasse können Hunde bei unsachgemäßer Erziehung aggressiv werden.
Obwohl sie nicht als Rasse anerkannt sind, zitierte das Verwaltungsgericht der Hauptstadt vor einem Jahr Bestimmungen des Hundezuchtgesetzes der Hauptstadt, um Tyrannen als gefährliche Hunde einzustufen. Wenn also die grundlegenden Merkmale des Tieres mit der Rasse im Gesetz übereinstimmen, sind sie ausreichend. Für die Gerichte war dies beim American Staffordshire Terrier der Fall, der als gefährliche Hunderasse gilt.
Nach Angaben des Zentralverbandes Tierfachbetriebe gibt es in Deutschland mehr als 10 Millionen Hunde. Laut der Online-Datenbank für Gesundheitsberichte des Landes liegt die Zahl der Menschen, die jedes Jahr an Hundebissen oder -tritten sterben, im einstelligen Bereich. Zuletzt verzeichnete Deutschland im Jahr 2020 sechs Todesfälle, im Jahr 2021 fünf und im Jahr 2022 vier. Allerdings wurden laut Hundebissstatistik 2022 allein in Berlin knapp 490 Menschen leicht und 87 schwer verletzt.
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Quelle: www.ntv.de