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Wisent-Schutzprojekt stellt Insolvenz-Antrag

Wisente
Wisente stehen in der Wisent-Wildnis im Sauerland auf einer Wiese.

Der Träger des Artenschutzprojekts für Deutschlands einzige freilebende Wisent-Herde hat einen Insolvenz-Antrag gestellt. Angesichts offener Forderungen von klagenden Waldbesitzern in Höhe von jährlich 250.000 Euro sei dies die einzige Möglichkeit, die Arbeit des Vereins fortzusetzen, teilte der Wisent-Trägerverein am Montag in Bad Berleburg mit.

Auf diese Weise soll gewährleistet sein, dass Gehälter von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen weiter gezahlt werden. Außerdem soll damit die Wisent-Wildnis geöffnet bleiben. Auf dem großen eingezäunten Gelände können Besucher eine zweite Herde bestaunen und so mehr über die einst fast ausgestorbenen Kolosse lernen. Mit dem Antrag wolle man sich nicht aus der Verantwortung nehmen, sondern die Handlungsfähigkeit bewahren, betonte der Verein.

Seit Jahren gibt es in Südwestfalen Streit um die ausgewilderten Tiere: Eine zunächst achtköpfige Herde war 2013 im Wittgensteiner Land freigesetzt worden – auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Bezirksregierung Arnsberg. Die Herde wanderte und verursachte große Schäden an Bäumen.

Streitigkeiten darüber mit Waldbesitzern wurden teilweise auch vor Gericht ausgefochten. Dabei war den Waldbauern auch Schadenersatz zugesprochen worden, zudem erwirkten sie ein «Betretungsverbot» der Tiere für ihre Wälder. Laut Waldbauernverband verursachten die Wisente aber weiterhin erhebliche Schäden auf privatem Gelände der Waldbesitzer.

Im Herbst 2022 erklärte der Trägerverein die Tiere für «herrenlos» – und sich selbst für nicht mehr zuständig. Der Kreis und das Land Nordrhein-Westfalen reagierten verärgert. Der Kreis verkündete die Abwicklung des Projekts. Seither ringt ein Runder Tisch um die Zukunft der Wisente in freier Wildbahn.

Den Antrag auf Insolvenz bezeichneten Artenschützer am Montag als weiteren «schweren Schlag» für das Projekt. «Die einzige Lösung ist jetzt, dass das Land Nordrhein-Westfalen die Verantwortung übernimmt und das Artenschutzprojekt mit veränderter Struktur und mehreren kompetenten Beteiligten neu aufstellt», teilte Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF, mit.

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