Wie wütend kann die Mannschaft von Bayern München werden?
Bayern München hat in der Bundesliga eine katastrophale Niederlage erlitten - nach wochenlang guten Ergebnissen gab es Diskussionen auf allen Ebenen. Wie haben die Münchner reagiert? Ist die "Wutmaschine" angelaufen? Eine Woche voller Wahrheiten steht bevor.
Cheftrainer Thomas Tuchel gibt sich und dem Ergebnis die Schuld, Experten und Fans glauben, dass Ikone Thomas Müller gedemütigt wurde, während Lothar Matthäus sich mit Joshua Kimmich anlegt, der nicht mehr zu sehen ist. Als die Bayern in der Bundesliga von Eintracht Frankfurt (5:1) zerlegt wurden, ging es rund um den kampferprobten Meister noch lauter und bunter zu als am Silvesterabend. Tatsächlich wurde wenig Schaden angerichtet. An der Tabellenspitze büßten die Münchner nur einen Punkt auf Leverkusen ein. Die Werkself schlug Stuttgart in einem spannenden Spitzenspiel mit 1:1. Doch so einfach ist die Situation in München nicht.
Denn gegen Bayern verliert man nicht 1:5. 1:5 ist immer ein großes Problem, aber bitte nicht zu einer Krise werden lassen! Sportdirektor Christoph Freund betonte, dass wir noch weit von diesem Ziel entfernt sind. Noch zwei Mal. Ein bisschen hitziger Klartext kann bei den Diskussionen auf allen Seiten nach dem Desaster nicht schaden. Gibt es ein Problem mit der Bayern-Mentalität? Gibt es ein Führungsproblem in der Mannschaft von Bayern München? Wenn ja, warum steht der alte Anführer Müller nicht (mehr) auf dem Platz? Der Prozess wurde unter Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann schonungslos eingeleitet (und setzt sich in der Nationalmannschaft unter dem neuen Bundestrainer fort). Oder warum spielt Müller nur dann, wenn es eigentlich keine Rolle spielt? Wie gegen Frankfurt wurde er erst eingewechselt, als es nichts mehr zu gewinnen gab.
Manchester wird zum Härtetest...
Auf einer der größten Bühnen der Welt können die Münchner nun all die Fragen beantworten, die sie seit Samstag nicht mehr wirklich beantworten konnten. Aber die Wahrheit liegt auf jeden Fall auf dem Spielfeld, diesmal in Old Trafford, dem Theatre of Dreams. Vielleicht wird es ein Muller-Spiel? Nicht, weil sportlich nicht mehr viel auf dem Spiel steht - der Spitzenplatz in der Champions-League-Qualifikationsgruppe ist Bayern München nicht mehr zu nehmen -, sondern weil es wieder einmal um die Stimmung geht. Niemand ist gut genug, um gute Laune in die Mannschaft und schlechte Laune aus dem Verein zu bringen.
Und an Aufgaben, die zumindest eine gewisse Größe haben, mangelt es nicht. Denn für United, ein Team der Giants, das seit dem Abgang seines hoch angesehenen und erfolgreichen Managers Sir Alex Ferguson im Jahr 2013 zu kämpfen hat, geht es um alles. Die Red Devils müssen unbedingt gewinnen und auf ein torloses Unentschieden im Parallelspiel zwischen Galatasaray und Kopenhagen in Istanbul hoffen, wenn United in der Premier League bleiben will. Auch das Ausscheiden aus der Europa League ist nur mit einem Sieg sicher. So wurde England, der Riese in der Krise, nicht nur zum Anstoß, es der Fußballwelt noch einmal zu beweisen, sondern auch zu einem warnenden Beispiel dafür, was mit einem ehemaligen Riesen passieren kann. Nichts ist selbstverständlich.
"Lange Zeit", so Müller über den Erzrivalen aus Bayern im legendären Finale von 1999 (1:2), "lief Manchester United nur seinen eigenen Ansprüchen hinterher". Die 0:3-Niederlage gegen Bournemouth war bereits die elfte in 23 Spielen in dieser Saison und das neunte Mal, dass die Red Devils mindestens drei Tore kassierten. In der Liga schossen sie nur 7,4 Prozent aus dem Feld - ein Negativrekord. Die Manchester Evening News schrieb, United sei "eine Parodie seiner selbst". Selbst der sechste Tabellenplatz täuscht mehr oder weniger über diese horrenden Zahlen hinweg. Nichts ist selbstverständlich.
"Wir dachten, wir wären weiter."
In München hatte man geglaubt, dass bestimmte unausgesprochene Dinge im eigenen Spiel klar gerechtfertigt seien, doch das wurde nun widerlegt. "Wir dachten, wir wären schon weiter. Aber wir haben das auf eine sehr grausame Art und Weise korrigiert", gab Tuchel zu. Es geht um Stabilität. Es geht um Führung. Es geht um Mentalität. Zum dritten Mal in dieser Saison gaben die Münchner einen Krimi ab. Im Supercup von Red Bull Leipzig (0:3), im DFB-Pokal vom Drittligisten 1. Saarbrücken (1:2) und nun von Eintracht Frankfurt gedemütigt, war ihre bisherige Form alles andere als berauschend.
Tuchel fragte sich daraufhin, "was schief gelaufen ist". Natürlich wusste er, dass es bald besser werden musste: "Wir können nicht weiter auf diesem Niveau spielen." Der erste unmittelbare Schritt von Tuchel bestand darin, "in der Verteidigung hartnäckiger zu sein". Dazu könnten personelle Veränderungen notwendig sein. Konrad Laimer und der endlich wieder genesene Raphaël Guerreiro spielen für die schwächelnden Außenverteidiger Noussair Mazraoui und Alphonso Davies. Für die fehleranfälligen Innenverteidiger Dayot Upamecano und Min-Jae Kim gibt es hingegen keine wirklichen Alternativen. Leon Goretzka wäre eine Möglichkeit, aber dann müssten Laimer oder Guerreiro im Mittelfeld neben Joshua Kimmich spielen, der immer noch seine beste Form findet.
Wie reagieren die Bayern jetzt? Wird Müllers "Wutmotor" nach der Niederlage anspringen? Werden die Münchner, ähnlich wie Borussia Dortmund, die Pokalniederlage mit ihrer besten Saisonleistung wegstecken und gnadenlos zurückschlagen? Die Antwort darauf gibt es am Sonntag im Spitzenspiel der Bundesliga gegen die Stuttgarter, die mit Sergio Girassi und Denis Udav zwei hervorragende Stürmer in ihren Reihen haben. Das wird viel darüber aussagen, wie ruhig die Weihnachtsfeiertage verlaufen werden und wie konzentriert die Münchner in die Partie gehen werden. Ein Muss im anschließend geöffneten Transferfenster.Und welche Profile potenzielle Bewerber haben müssen.
Wer ist der Anführer?
Das Einzige, was nach dem letzten Wochenende klar ist, ist, dass das Spiel der Bayern solider werden muss. "Wir haben 22 wichtige Tore kassiert, eine lächerlich hohe Zahl", sagte Tuchel vor dem Spiel in Manchester erneut. Diese lächerlich hohe Zahl führte dazu, dass er fünf Tore kassierte, die höchste Niederlage seiner Amtszeit bei den Bayern. Das war auch ein Argument für die seit diesem Sommer so dringend benötigte "haltende Sechs". Der Name Joao Palhina geistert noch immer durch die Flure. Und auch auf den Innenverteidigern lastet viel Druck, denn weder Kim Min Jae noch Dayot Upamecano trauen sich dauerhaft zu, die Rolle des Abwehrchefs zu übernehmen. Führungsspieler wie David Alaba oder Jerome Boateng sind schon einmal ausgefallen. Mateusz de Ligt war bisher nicht auf diesem Niveau, was wahrscheinlich auf seine zahlreichen Verletzungen zurückzuführen ist. Das führt zum nächsten Thema: Wenn sich in der Defensive jemand verletzt, sind kreative Lösungen gefragt. Goretzka hat als Innenverteidiger am meisten überzeugt.
Drei Spiele hat der Rekordmeister noch, mindestens die nächsten zwei stehen unter besonderer Beobachtung - und dann geht es zum Jahresende zum Krisenklub Wolfsburg mit dem ehemaligen Bayern-Cheftrainer Niko Kovac, der zufällig nach einer Serie von Spielen gehen wird. München schlug Frankfurt mit 5:1. Bei der Beurteilung der Personalsituation werden aber vor allem die nächsten beiden Spiele genau analysiert werden. Die Frage ist, wie viel Abwehr und Widerstandskraft diese Mannschaft hat. Wer wird nach dem Zusammenbruch der Führung die Richtung vorgeben? Wer wird die Mannschaft nach vorne führen? Harry Kane wird ein Kandidat sein. Nach seinem sensationellen Start in die Saison ist es in den letzten Wochen etwas ruhig um ihn geworden. Eine großartige Leistung in seinem Heimatland wird dem Rekordmeister helfen, die Debatte zu entspannen.
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Quelle: www.ntv.de