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Wie wird der Cyberbunker jetzt aussehen?

Vom Käse-Camp bis zur Disco-Idee

Bis vor vier Jahren war ein ehemaliger Bunker in Traben Trabach ein Zentrum für Cyberkriminelle,....aussiedlerbote.de
Bis vor vier Jahren war ein ehemaliger Bunker in Traben Trabach ein Zentrum für Cyberkriminelle, die dort ihre illegalen Aktivitäten durchführten..aussiedlerbote.de

Wie wird der Cyberbunker jetzt aussehen?

Im Jahr 2019 hat die rheinland-pfälzische Polizei in einem ehemaligen Bundeswehrbunker ein Rechenzentrum ausgehoben, über das Tausende von Straftaten abgewickelt wurden. Die Betreiber sind inzwischen verurteilt worden. Doch wie funktioniert dieses System nun?

Kein Bunker in Deutschland hat in den letzten Jahren so viel Schlagzeilen gemacht wie dieser: der Cyber-Bunker in Trappentraubach an der Mosel, der vor vier Jahren als illegales Datenzentrum für millionenschwere kriminelle Transaktionen im Dark Web enttarnt wurde. Die Betreiber des Bunkers wurden in einem der größten Anti-Cybercrime-Prozesse des Landes verurteilt - und ihr Komplott war auch Gegenstand einer 100-minütigen Dokumentation auf Netflix. Was ist mit dem Bunkersystem? Es ist im Wesentlichen noch immer dasselbe wie bei dem spektakulären Level-5-Angriff.

"Ich habe eine Reihe von Anfragen erhalten. Einige davon sind sehr seltsam", sagt Patrice Lange, der Bürgermeister des idyllischen Ortes. Ein Niederländer will dort Käse lagern, ein anderer Interessent möchte den Bunker als Weinlager nutzen. Andere Ideen, die Lange schockierten, waren eine Bank-Backup-Basis in Frankfurt, eine offene Diskothek und ein Bunkerhotel, so Lange. Er habe aber nichts unternommen, weil das 13 Hektar große Gelände inzwischen dem Land Rheinland-Pfalz gehöre.

Die Cyberbunker-Gruppe betrieb Hunderte von Servern, über die fast eine Viertelmillion Straftaten - Drogenhandel, Datendiebstahl, Computerangriffe und Falschgeldhandel - begangen wurden. Sie bezeichnete sich selbst als "kugelsicheren Großrechner", der vor Polizei und Regierung geschützt war. Schließlich flog die Gruppe auf - Ende 2021 befand das Landgericht Trier die sieben Männer und eine Frau für schuldig, Mitglieder einer kriminellen Vereinigung zu sein. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen einem Jahr auf Bewährung und fünf Jahren und neun Monaten verurteilt.

Die Einrichtungen sind dringend renovierungsbedürftig.

In Rheinland-Pfalz gibt es die Einrichtung seit September. Oberstaatsanwalt Jörg Angerer, Leiter der Geschäftsstelle des Landeszentrums für Internetkriminalität Rheinland-Pfalz bei der Staatsanwaltschaft Koblenz, sagte, das Grundstück mit einem rund 5.500 Quadratmeter großen Bunker gehöre der Landesfinanzverwaltung. Die Staatsanwaltschaft hat die Bunkeranlage im Oktober 2019 beschlagnahmt und das Land hat sie nun eingezogen. Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht.

"Eine konkrete Nachnutzung steht noch nicht fest", sagte Wiebke Girolstein, Sprecherin des Landesamtes. Das Amt hat die Bunkeranlage der öffentlichen Hand angeboten: Gespräche laufen unter anderem mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Aber auch ein Verkauf an Privatpersonen ist möglich. "Über die konkrete Nutzung wird der Kaufinteressent entscheiden."

Wir arbeiten derzeit an einer detaillierten Übersicht über die gesamte Liegenschaft, einschließlich des Bunkers und der beiden oberirdischen Gebäude. Die beiden Gebäude sind zum Teil dringend sanierungsbedürftig und können in ihrem jetzigen Zustand nicht genutzt werden. Es gibt weder eine abschließende Bewertung der Tankcontainer noch einen Verkaufspreis. Kurzfristig werden einige Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, wie z. B. die Verhinderung des Eindringens von Grundwasser oder die Abschreckung unerwünschter Besucher. In einem unterirdischen Schutzbau auf dem Bergrücken des Mount Royal oberhalb von Traben-Trarbach befand sich früher das Geographische Informationsbüro der Bundeswehr. "Das Amt hat die Bundeswehr in allen wissenschaftlichen Fragen beraten", sagt Bürgermeister Lange, der dort gearbeitet hat.

Weltweit werden Haftbefehle vollstreckt.

Die aufbereiteten Daten, darunter auch Informationen über das Wetter an den Standorten, werden von dort an die Verbände, auch im Ausland, weitergeleitet. Das Büro wurde Ende 2012 geschlossen. Und Ende 2013 kaufte der Anführer der Cyber-Bunker-Bande den alten Bundeswehr-Bunker für 450.000 Euro. Die Niederländer bauten den Cyberbunker nach und nach aus. Als die Bande im September 2019 angegriffen wurde, rückten 650 Polizeibeamte aus Deutschland an, unterstützt von Spezialkräften wie der GSG 9: Sie fanden 886 physische und virtuelle Computer. Auch die Betreiber des Darknets, die das Zentrum nutzen, gerieten ins Visier, sagt Oberstaatsanwalt Engler: In den folgenden Verfahren wurden weltweit rund 150 Haftbefehle vollstreckt.

Für den Bürgermeister der knapp 6.000 Einwohner zählenden Stadt ist klar: Er will eine Behörde, die wieder einsteigen kann, so wie damals die Bundeswehr 345 Stellen hatte. Das liegt auch an der Einkommensteuer. Lange sagt: "Seit ich im Amt bin, habe ich eine halbe Million Euro pro Jahr aus der Gemeindekasse verloren." Er hat noch eine andere Idee: "Es gibt dort seit vielen Jahren eine hohe Kriminalität. Wie wäre es, wenn der Bund oder das Land dort eine Behörde zur Bekämpfung der Internetkriminalität einrichten würde? Das wäre doch sehr attraktiv."

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Quelle: www.ntv.de

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