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Wie komme ich aus einer toxischen Beziehung?

Im ersten Teil der Reihe ging es darum, was toxische Beziehungen eigentlich sind. Leider erkennen viele Menschen nicht sofort, dass sie in eine Falle getappt sind. Vielen fehlt es oft schwer, sich aus einer Beziehung heraus zu lösen. Oft kommt die Erkenntnis erst, wenn man über eine längere Zeit zusammen ist. In manchen Fällen sind es auch nicht unbedingt die Lebenspartner, sondern sogar Eltern, Geschwister oder Freunde, die einen das Leben regelrecht vergiften. Um welche Person es sich auch handelt, leicht fällt eine Trennung oder Kontaktabbruch nie.

Der erste Schritt

Das Schwierigste an der ganzen Sache ist, die toxische Beziehung überhaupt zu erkennen und sich einzugestehen, dass es um eine solche handelt. Die meisten Betroffenen versuchen sich ihre Beziehung schön zu reden oder ihren toxischen Partner zu rechtfertigen. Das gilt übrigens auch bei Angehörigen oder Freunden. Man schämt sich für seine Gedanken und fühlt sich dabei schuldig, dass die Menschen, die einem eigentlich nahestehen (sollten), als eine Last empfunden werden. Über die Schuldgefühle sowie fehlendes Selbstwertgefühl wurde schon ausführlich im ersten Teil dieser Reihe geschrieben.

Bevor man sich in die Trennungspläne stützt, sollte man sich über den Grund bewusst werden. Wie schwer es auch fällt, muss man sich das ganze Ausmaß der „Katastrophe“ ausmalen. Das mindert das Risiko, dass man bei Konfrontation schwach wird und wieder einlenkt. Narzissten und toxische Personen sind wahre Meister darin, die Situation in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Dabei fällt es schwer, zu erkennen, dass man in einer Beziehung steckt, die regelrecht vergiftet.

Eine Strategie schadet nie

Man sollte nichts überstürzen und unbedingt einen kühlen Kopf bewahren. Beim Gespräch sollte man sich nicht auf Provokationen einlassen und sich immer vor Augen halten, was der wahre Grund für den Trennungswunsch ist. Am besten sollte man sich eine gewisse Strategie überlegen: Wie geht es nach dem Gespräch weiter? Findet es an einem bestimmten Ort oder vielleicht in der Öffentlichkeit statt (z.B. in einem Café), um lauten Streit oder gar Übergriffe zu vermeiden. Was tun, wenn das Gespräch aus dem Ruder läuft? Wie wird man sich verhalten, wenn der toxische Partner seine Versöhnungsstrategien anwendet? Wie bleibt man stark?

Obwohl ein klärendes Gespräch für beide Seiten sicherlich sinnvoll sein kann, hilft in manchen Fällen leider nur die Flucht und ein Abschirmen von der Person: Nummer blockieren, alle Zugänge auf Social Media sperren, den Aufenthaltsort nicht verraten. Abstand ist ein gutes Mittel, um zu sich kommen zu können. Daher sollte man in der ersten Zeit auf jeden Fall auf Distanz gehen. Wird die Beziehung beendet, sollten klare Grenzen gezogen werden. Schwer wird es, wenn Kinder im Spiel sind. Dennoch sollte von Anfang an klar gemacht werden, bis wohin die Grenzen gehen und was bei ihrer Überschreitung passieren wird.

Hilfe und Unterstützung holen

Wenn man nicht genug Kraft aufbringt oder sogar Angst hat, kann man sich jederzeit Hilfe holen. Leider gibt es auch Situationen, in denen man auf niemanden aus seinem Privatumfeld greifen kann. In besonders harten Fällen helfen solche Instanzen wie die Polizei oder Fachkräfte von (Gewalt-)Schutzorganisationen. Bei psychischen Beschwerden kann man sich die Hilfe eines Therapeuten holen. Man sollte sich nicht scheuen, auf Unterstützung zurück zu greifen. Eine Trennung ist nie leicht und bei toxischen Beziehungen kann das den Betroffenen sogar als unmöglich erscheinen.

An das eigene Wohl denken!

Das tückische an toxischen Beziehungen ist, dass die Betroffenen dabei oft auf den Partner fixiert sind. Diesen Zustand wurde im Laufe der Beziehung aufgebaut und gefestigt, was die Trennung zusätzlich erschwert. Um keinen „Rückfall“ zu erleiden, sollte man sich vor Augen führen, wie das Leben ohne den toxischen Partner bzw. Partnerin aussehen würde. Vorteile, die sich daraus ergeben können, müssen bewusst sein. Oft schrecken Menschen vor Schwierigkeiten zurück und blenden aus, dass eine Trennung auch eine Erleichterung und positive Veränderung mit sich bringen kann.

In dem eigenen Leben sollte das eigene Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen und nicht die Bedürfnisse des toxischen Partners oder Partnerin. Denn was einem auch eingeredet wird, Liebe darf keine Last sein. Zumindest keine, die erdrückt. Wenn Liebe unglücklich oder gar krank macht, sollte man seine Beziehung ernsthaft überdenken. Krisen gibt es in jeder Partnerschaft, dennoch müssen auch diese ihre Grenzen haben und dürfen nicht ein Dauerzustand sein, bei dem eine Seite immer nur leiden muss.

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