Wie gefährlich ist eine Coronavirus-Infektion?
Maskenpflicht, regelmäßige Tests und Quarantäneregeln: Noch vor einem Jahr gehörte das zum Alltag. Die COVID-19-Pandemie ist nun vorbei. Doch das Virus bleibt bestehen und verursacht in der kalten Jahreszeit eine Vielzahl von Infektionen. Aber müssen Sie keine Angst vor einer Infektion haben? Ist es sinnvoll, die Impfungen zu verstärken? Wie sieht es also mit der Situation auf der Intensivstation aus? ntv.de beantwortet die wichtigsten Fragen:
Wie ist die aktuelle COVID-19-Situation?
Die kalte Jahreszeit ist in vollem Gange. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) leben derzeit rund 7,2 Millionen Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen, Tendenz steigend. Rhinoviren sind die häufigste Ursache dieser Erkrankung; diese Erkältungsviren machen 31 % aller Atemwegsinfektionen aus. Doch SARS-CoV-2 liegt mit 20 % knapp dahinter, und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Was passiert als nächstes?
Einige Experten gehen davon aus, dass der Druck auf Krankenhäuser und Intensivstationen durch das Coronavirus in den kommenden Wochen weiter zunehmen wird. Der Epidemiologe und Virologe Klaus Stöhr stimmt zu: „Ich denke, dass die Situation in diesem Winter noch ernster wird“, sagte er der Zeitung „Frankfurter Rückblick“ angesichts der Möglichkeit eines Ausbruchs des Coronavirus. Wellen von COVID-19-Infektionen. Drei Jahre nach Beginn der Pandemie hat Deutschland noch keinen Immunstatus erreicht, der mit den Jahren mit vorherrschenden Infektionen mit anderen Atemwegserregern vergleichbar wäre. Besonders gefährdet sind ältere Erwachsene mit Vorerkrankungen. Allerdings gehen die meisten Experten davon aus, dass die Gefahr schwerer Verläufe oder gar einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht mehr besteht.
Wie gefährlich ist die Infektion?
Markus Bell, Präsident des Deutschen Hausärzteverbandes, sagte gegenüber der Welt: „Ohne entsprechenden Impfschutz kann das neue Coronavirus für besonders gefährdete Gruppen immer noch eine schwere Erkrankung sein.“ Laut RKI ist dies bei etwa 28 % der Covid-19-Fälle der Fall , Patienten müssen stationär behandelt werden. Seit Anfang Oktober sind 1.336 Menschen an einer COVID-19-Infektion gestorben. Fast alle (97 %) waren 60 Jahre oder älter. Junge, gesunde Menschen hingegen leiden meist nur an leichten Erkrankungen.
Wie ist die Situation mit COVID-19 auf Intensivstationen?
Die Situation auf den Intensivstationen hat sich entspannt, obwohl die Zahl der auf Intensivstationen behandelten COVID-19-Fälle seit August wieder langsam ansteigt. Bundesweit liegt der Anteil der Covid-Patienten, die Intensivbetten belegen, im einstelligen Prozentbereich, wie aus dem DIVI-Intensivregister hervorgeht. Zum 28. November wurden insgesamt 469 Intensivbetten für COVID-19-Patienten benötigt. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Pandemie, etwa im Januar 2021, waren mehr als 5.700 Intensivbetten mit COVID-Patienten belegt.
Für welche Grunderkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko?
Besonders betroffen sind Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen. Auch Menschen mit Fettleibigkeit und Erkrankungen des Zentralnervensystems, Trisomie 21 oder angeborener oder erworbener Immunschwäche sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Welche Corona-Varianten sind derzeit im Umlauf?
Die Omicron-Variante (XBB.1) ist seit Mai im Umlauf. Im aktuellen ARE-Wochenbericht des RKI liegt der Anteil der Omicron-Sublinie EG.5 (auch bekannt als Eris) bei knapp 51 %. Damit ist es, wie bereits in den vergangenen Wochen, die dominierende Coronavirus-Variante in Deutschland. Pirola (BA.2.86) Bisher weitaus seltener. Es wurde nur in fünf Prozent der Proben nachgewiesen. Dieser Subtyp hat wegen der vielen Mutationen am Spike-Protein für erhöhte Besorgnis gesorgt, konnte sich aber bisher nicht etablieren. Ein direkter Nachkomme von Eris verbreitet sich derzeit besonders schnell in den USA: HV.1. Der HV.1 ist noch nicht in Deutschland angekommen, Experten gehen jedoch davon aus, dass er in den kommenden Monaten eintreffen wird. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Variante schwerwiegendere Erkrankungen verursachen könnte als ihre Vorgängerin.
Können Auffrischimpfungen vor neuen Varianten schützen?
Booster-Impfstoffe von Biontech und Moderna, beide für den Substamm XBB.1.5, sollen auch gegen die zirkulierende Omicron-Variante EG.5 wirksam sein. Studien zum Moderna-Impfstoff legen nahe, dass er auch bei Pirola wirkt. Es ist unklar, ob der Biontech-Impfstoff auch gegen Pirola wirkt. Da er dem Moderna-Impfstoff sehr ähnlich ist, wird laut der Pharmazeutischen Zeitung darüber spekuliert.
Wer sollte sich jetzt impfen lassen?
Für alle gesunden Menschen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren ist laut Ständiger Impfkommission (STIKO) die derzeit sogenannte Grundimmunisierung ausreichend. Das bedeutet: mindestens zwei Impfungen und eine Infektions- oder Auffrischungsimpfung. Dadurch sind sie vollständig vor schweren Krankheiten geschützt. Für Personen ab 60 Jahren oder bei denen das Risiko eines schweren Verlaufs von Covid-19 besteht, empfiehlt die STIKO eine weitere Auffrischungsimpfung 12 Monate nach der letzten Impfung bzw. Erkrankung (idealerweise im Herbst). Gesunde Kinder und Jugendliche müssen derzeit nicht gegen Covid-19 geimpft werden.
Könnte eine weitere Auffrischimpfung eine Infektion verhindern?
Kurzfristig könnte eine weitere Auffrischungsimpfung die Schleimhautimmunität stärken und so vorübergehend vor einer COVID-19-Infektion schützen, langfristig jedoch nicht. Nach der Impfung fallen die Antikörper relativ schnell ab. Aber: Ein Booster stärkt die T-Zell-Immunität und verhindert so langfristig schwere Krankheitsverläufe.
Können Sie den COVID-Impfstoff und den Grippeimpfstoff gleichzeitig erhalten?
Ja, Immunologen und viele Ärzte empfehlen dies älteren Erwachsenen und Hochrisikogruppen. Derzeit werden zwei separate Impfstoffe verabreicht. Ein kombinierter COVID-19-Impfstoff wird untersucht. Die Impfstoffhersteller Biontech und Moderna gehen davon aus, dass der Impfstoff im Jahr 2025 verfügbar sein wird.
Quelle: www.ntv.de