Wettlauf gegen die Zeit: Tunneldrama hält Indien in Atem
Die Stimmen der 41 Eingeschlossenen wurden immer schwächer. Vor einem teilweise eingestürzten Autobahntunnel in Indien warten ihre verzweifelten Familien und klammern sich an jeden Hoffnungsschimmer. Retter arbeiten seit Tagen daran, die Männer aus ihrem Gefängnis unterhalb des Berges zu befreien.
„Nehmen Sie uns unsere Häuser und unser Land weg, wenn nötig, aber bringen Sie bitte unsere Söhne sicher zu uns zurück“, sagte Pushkar Singh Airi, die Familie eines 22-jährigen Arbeiters, gegenüber der Mediengruppe India Today.
Rettungskräfte haben zumindest Kontakt zu diesen Menschen. Auch Sauerstoff, Wasser und Nahrung erhalten sie – allerdings nur über sehr enge Röhren. Laut indischen Medienberichten eignen sich sowohl Trockenfrüchte als auch Popcorn. Den eingeschlossenen Arbeitern wurden auch Medikamente zur Verfügung gestellt. Sie sollen inzwischen unter anderem unter Kopfschmerzen, Verstopfung und Klaustrophobie leiden.
Gefangen hinter Dutzenden Metern Schutt
Am 12. November verliefen die Bauarbeiten an einem 4,5 Kilometer langen Autobahntunnel reibungslos, doch nach einem Erdrutsch stürzte der Tunnel teilweise ein. Die Unfallstelle lag in der Nähe der Kleinstadt Uttarakhand im Himalaya-Bundesstaat Uttarakhand – einem Gebiet mit vielen Hindu-Tempeln, die Pilger anziehen. Der Tunnel soll dort die Verbindungen verbessern.
Die Arbeiter waren hinter Dutzenden Metern Schutt eingeklemmt. Zunächst versprachen die Behörden eine schnelle Rettung. Doch Versuche auf unterschiedlichen Maschinen scheiterten immer wieder. Die Schotterstraße ist hart und das Gelände unsicher. Die Arbeiten an der Bohranlage wurden am Freitag eingestellt, nachdem deutliche Risse im Berg zu hören waren.
Assistenten versuchen nun, von drei Seiten Löcher zu bohren. Premierminister Narendra Modi erklärte, es sei von entscheidender Bedeutung, die Moral des Volkes aufrechtzuerhalten. Es ist jedoch nicht ganz klar, wie lange sie auf dem kleinen Raum aushalten müssen. Wie die lokale Nachrichtenagentur ANI berichtete, kündigten die Behörden am Wochenende an, dass sie den wartenden Familien Unterkunft, Essen und medizinische Versorgung zur Verfügung stellen würden. Mehrere Politiker und Beamte haben die Unfallstelle besucht.
Erinnerungen an ein thailändisches Höhlendrama
Ein indisches Tunneldrama erinnert an die heldenhafte Rettung einer Jugendfußballmannschaft aus einer plötzlich überfluteten Höhle in Thailand vor fünf Jahren. Medien aus aller Welt berichten seit Tagen über die spektakuläre und riskante Rettungsaktion in der Tham-Luang-Höhle. Schließlich retteten Spezialtaucher aus Großbritannien, Australien und anderen Orten die eingeschlossenen Menschen.
Die indische Regierung hat nun Kontakt zu den an dieser erfolgreichen Rettungsmission beteiligten Experten aufgenommen und hofft, dass auch die Gefangenen im Tunnel ein glückliches Ende haben. Auch Experten aus Norwegen wurden kontaktiert. Die gute Nachricht ist: Es gibt noch Hoffnung. Anurag Jain vom Verkehrsministerium ist überzeugt: „Es wird einige Zeit dauern, aber irgendwann werden wir sie rausbekommen.“
Quelle: www.dpa.com