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West- und Ostdeutschland 33 Jahre später

West- und Ostdeutschland 33 Jahre später

Am 3. Oktober jährt sich die deutsche Wiedervereinigung zum 33. Mal – dem Tag, an dem die Deutsche Demokratische Republik (Ostdeutschland) offiziell nach Jahrzehnten der Teilung der Bundesrepublik Deutschland (Westdeutschland) beitrat.

Doch kurz vor den Feierlichkeiten, die in der kommenden Woche stattfinden werden, zeigt eine neue Studie eine besorgniserregende Tendenz auf: Es scheint, dass Ost- und Westdeutschland sich erneut voneinander entfernen.

West- und Ostdeutschland 33 Jahre später

Eine Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Forsa für das Magazin Stern ergab, dass in der modernen Deutschland 60% der Befragten glauben, dass das Land eher gespalten als vereint ist, während nur 37% der Meinung sind, dass die Bewohner des Ostens in erheblichem Maße in eine Nation integriert sind.

Diese Daten stehen im scharfen Kontrast zu den Werten von 2019, als die Mehrheit (51%) glaubte, dass das Land vereint sei, und nur eine Minderheit (45%) dachte, dass es eher vereint als gespalten sei.

Die Spaltung im Land bleibt bestehen

Die Wahrnehmung der Einheit ist in Ostdeutschland deutlich schwächer, wo 75% der Befragten glauben, dass selbst 34 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer im Land immer noch eine Spaltung herrscht.

In den sogenannten “neuen Ländern” betrachten nur 21% Deutschland als eine Nation:

  • Mecklenburg-Vorpommern,
  • Sachsen,
  • Sachsen-Anhalt,
  • Brandenburg,
  • Thüringen.

Interessanterweise sind die Deutschen über 60 Jahren besonders pessimistisch: 69% von ihnen glauben, dass die Spaltung fortbesteht.

Die Freie Demokratische Partei (FDP) ist die einzige politische Gruppe, in der die Mehrheit die Einheit positiv bewertet: 48% glauben an die Wiedervereinigung des Landes, während 46% Unterschiede dominieren sehen.

Im Gegensatz dazu sind Anhänger der Sozialdemokratischen Partei (SPD) am skeptischsten eingestellt: 71% von ihnen glauben, dass die Spaltung überwiegt.

Wirtschaftliche und politische Differenzen

Es scheint jedoch, dass die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland nicht nur auf Gefühlen beruht.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes, die im Juli dieses Jahres auf eine Anfrage der Linkspartei hin veröffentlicht wurden, deuten auf erhebliche wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen Ost- und Westdeutschland hin.

Laut diesen Daten verdienen die Bewohner des ehemaligen Ostens etwa 13.000 Euro weniger pro Jahr als ihre westdeutschen Mitbürger, und das Bruttojahresgehalt der Vollzeitarbeiter im Osten des Landes lag 2022 deutlich unter dem im Westen, wobei sich dieser Unterschied in den letzten Jahren vergrößert hat.

AfD-Wahlplakat.  Foto: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Besonders schockierende Statistiken zeigen, dass der Unterschied im durchschnittlichen Einkommen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg mehr als 21.000 Euro pro Jahr beträgt.

In Reaktion auf diese Lohnunterschiede erklärte der Ostbeauftragte der Linkspartei, Seören Pellmann, dass es “nicht überraschend” sei, dass die AfD im ehemaligen Osten erhebliche Unterstützung genieße.

Der Aufstieg der AfD in den ostdeutschen Ländern kann auch als Anzeichen für eine wachsende Spaltung in Deutschland interpretiert werden.

In den letzten sechs Monaten wurde in einer ländlichen Region in Sachsen-Anhalt der erste AfD-Bürgermeister in Deutschland gewählt, ein AfD-Mitglied wurde Landrat in Südthüringen, und AfD-Kandidaten treten immer häufiger in der Stichwahl um höchste lokale Ämter in großen oder universitätsstädtischen Gebieten wie Schwerin und Cottbus an.

Es gibt sogar die Vermutung, dass die AfD bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr in vielen, wenn nicht allen Wahlkreisen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg aufgrund ihrer Direktkandidaten erfolgreich sein könnte.

Ostdeutschland: Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Leipziger Instituts für Psychologie der Universität Leipzig aus dem Juni zeigte auch, dass viele Bewohner Ostdeutschlands extrem rechte Ansichten hegen.

Die Studie – eine repräsentative Umfrage unter 3.546 Menschen in den ehemaligen ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Ost-Berlin – ergab eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen.

Allerdings, wie der Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Daniel Deckers, in seinem kürzlichen Artikel bemerkte, hat die AfD auch im Westen des Landes ihren Einfluss.

“15.000 Stimmen in Sonneberg mögen im Vergleich zu mehr als 800.000 AfD-Stimmen bei den Landtagswahlen 2016 in Baden-Württemberg oder einem potenziellen 15-Prozent-Anteil in Nordrhein-Westfalen unbedeutend erscheinen, aber die Wurzeln der AfD reichen in den Westen zurück. Die meisten führenden Köpfe der Partei haben ihre soziale Prägung in der alten kompromissorientierten Bundesrepublik, im Gegensatz zu Ostdeutschland, wo das Erbe zweier gescheiterter Diktaturen drei Generationen lang nachwirkt.

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