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Wer wird Landrat in Dahme-Spreewald? - Stichwahl entscheidet

Landratswahl Landkreis Dahme-Spreewald
Die beiden Kandidaten der Landratswahl von Dahme-Spreewald Steffen Kotré (oben, AfD) und Sven Herzberger (parteilos) und das Wappen vom Landkreis Dahme-Spreewald.

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Eine Stichwahl im November entscheidet über den künftigen Landrat in Dahme-Spreewald. In einem denkbar knappen Finish hatte am Ende der AfD-Kandidat und Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré die Nase vorn. Sein parteiloser Kontrahent, der Zeuthener Bürgermeister Sven Herzeberger, lag mit nur 400 Stimmen weniger dahinter. Wer entscheidet in fünf Wochen die Stichwahl in einem der einwohnerstärksten Landkreise für sich?

AfD-Kandidat liegt knapp vorn – ohne absolute Mehrheit

Kotré konnte bei der Wahl am Sonntag zwar die meisten Stimmen auf sich vereinen, erreichte aber nicht die absolute Mehrheit. Für den 52-Jährigen stimmten im ersten Wahlgang dem vorläufigen Ergebnis zufolge 35,4 Prozent. Einzelbewerber Herzberger landete knapp dahinter mit 34,8 Prozent der Wählerstimmen, wie die Wahlleitung am Sonntagabend mitteilte. Für die SPD-Kandidatin und Vize-Landrätin Susanne Rieckhof stimmten 29,8 Prozent. Damit kommt es am 12. November zu einer Stichwahl zwischen Kotré und Herzberger.

Rund 150 000 Wählerinnen und Wähler waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,8 Prozent, sie war damit deutlich höher als bei der letzten Landratswahl 2015. Damals hatten 36,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis abgestimmt.

AfD-Kandidat Kotré sah mit der Abstimmung noch keinen Trend für die kommende Stichwahl. Das Wahlergebnis sei «Quittung» einer Politik, die sich von den Bürgern abgewandt habe. «Eins ist klar: Dieser Landkreis hat hier eine wirkliche Wende verdient und daran arbeiten wir», sagte Kotré der Deutschen Presse-Agentur.

SPD-Kandidatin unterstützt parteilosen Bewerber

SPD-Kandidatin Rieckhof kündigte noch am Abend an, sie werde Herzberger in den nächsten fünf Wochen bis zur Stichwahl unterstützen. Mit ihrem Wahlergebnis ist die 59-Jährige durchaus zufrieden. Sie habe kein breites Bündnis hinter sich gehabt, wie Herzberger, den CDU, Linke, FDP und Freie Wähler unterstützten. Dafür habe sie mit fast 30 Prozent gut abgeschnitten, sagte Rieckhof, die noch bis 2027 vom Kreistag gewählte Vize-Landrätin ist. Einen Grund für ihr Abschneiden sah sie auch in den schlechten Umfragewerten ihrer Partei auf Bundesebene. Das «Etikett unabhängig» ziehe wohl eher als das einer «Altpartei», meinte die Juristin aus Lübben.

Der parteilose Bewerber Herzberger bedankte sich am Abend bei seinen Unterstützern. «Das Ergebnis zeigt, dass man mit einem breiten Bündnis etwas für die Demokratie erreichen kann», sagte der Rechtsanwalt laut der «Märkischen Allgemeinen» bei einer Wahlparty.

Herausforderungen für den Landkreis wachsen

Doch wie wollen beide Kandidaten künftige Herausforderungen für den Landkreis bewältigen? Mit den wirtschaftlich starken Jahren vor der Pandemie hat der Kreis fast 100 freiwillige Leistungen übernommen. Nun muss der Haushalt analysiert werden. Ein wesentlicher Kostenpunkt ist die Finanzierung von weiterführenden Schulen. Nach dem Wunsch der Kommunen übernimmt der Landkreis die Trägerschaft von Gesamt- und Oberschulen.

Herzberger will vor allem die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken, den strukturschwächeren Süden mehr mit dem Norden vernetzen. Zur Fachkräftegewinnung macht er sich für einen Ausbildungscampus stark. Gute Bildung und genügend Schul-und Kitaplätze sind ihm wichtig. Neue Straßen will er vor allem in Zusammenhang mit Radwegen denken.

Kotré, der im Havelland lebt, war in den vergangenen Vorstellungsrunden der Kandidaten auch mit Vorwürfen konfrontiert, er habe keine konkreten Vorschläge für Herausforderungen wie etwa Ärzteversorgung, Finanzierung des Mehrbedarfs an Kitas und Schulen, Migration oder Energiewende. Für ihn sei solche Kritik «überhaupt nicht repräsentativ», sagte er dazu.

Forscherin: AfD hat keine Antworten auf drängende Fragen

Für Heike Radvan, Rechtsextremismusforscherin an der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), zeigen das Wahlprogramm der AfD wie auch der Wahlkampf, dass die Partei keine Antworten auf die drängenden Fragen in der Region habe. «Die AfD polarisiert mit ihren rassistischen Parolen und grenzt marginalisierte Gruppen aus», sagte die Wissenschaftlerin der dpa.

Der AfD-Landesverband wird vom Verfassungsschutz Brandenburg seit 2020 als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft, die Jugendorganisation Junge Alternative seit 12. Juli als gesichert rechtsextremistische Bestrebung. Die AfD hält die Einstufungen für falsch und sieht darin eine Kampagne gegen sie.

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