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Im niedersächsischen Salzgitter herrscht Trauer und Entsetzen: Die vermisste fünfzehnjährige Anastasia wurde ermordet. Die verdächtigen Täter: Zwei Jungen im Alter von 13 und 14 Jahren. Der ältere der beiden Verdächtigen sitzt gerade in Untersuchungshaft wegen Mordes. Der 13-Jährige befindet sich in psychiatrischer Begutachtung.

Nicht nur in der betroffenen Stadt, sondern in ganz Deutschland herrschte Fassungslosigkeit über die grausame Tat. Wie können Jugendliche und Kinder in so einem Alter bereits so grausam sein? Seit vielen Jahren versuchen Experten die Gründe dafür zu erläutern, warum Kinder zu Tätern werden.

Der Fall James Bulger

Im Jahr 1993 löste ein Fall internationales Entsetzen aus. Zwei Jungen aus England – beide zehn Jahre alt – entführten und töteten ein zweijähriges Kind. Zuvor quälten und schlugen sie ihr Opfer. Die Täter versuchten ihre Gräueltat wie einen Unfall aussehen zu lassen, wurden jedoch schnell zur Rechenschaft gezogen. Einer der Täter kam nach seiner Entlassung direkt wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Der Komplize wurde im Jahr 2001 entlassen und lebt seitdem unter einer neuen Identität.

Erfahrungen und Erziehung

In den meisten Fällen lassen sich die Ursachen auf die Zustände in der Familie, die Erziehung (oder eben keine Erziehung) oder eigene gewaltsame Erfahrungen zurückführen. Kinder und Jugendliche, die Misshandlungen und Vernachlässigung erfahren, entwickeln eine Wut gegen die ganze Welt. Sie wissen diese nicht zu steuern und können mit ihr nicht umgehen. Diese Wut entlädt dann auf andere Menschen.

Kinder und Jugendliche müssen unbedingt lernen, dass ihr Handeln Konsequenzen nach sich zieht. Wenn sie mit der Gewissheit aufwachsen, dass ihre Worte und Taten ohne Folgen bleiben, dann lernen sie auch nicht, die Situationen richtig einzuschätzen. Doch auffälliges Verhalten bei Kindern muss sie nichts zwangsläufig zu potentiellen Gewalttätern machen. Die Grenzen können sehr schnell verschwimmen. Selbst für Psychiater, Psychologen ist es schwierig, die Situationen einzuschätzen oder Vorhersagen zu treffen.

Einfluss von Internet

Eine große Rolle spielt das unkontrollierte Nutzen von Internet und sozialen Medien. Gewaltsame Videos, Bilder und Aufrufe zu gefährlichen Challenges werden massenhaft geteilt und können von den Kindern nicht immer richtig zugeordnet werden. Exzessiver Konsum von Gewaltvideos kann die Wahrnehmung der Jugendlichen stark verändern und sie dazu anstacheln, dass die Gewalttaten nachahmen.

Auch in dem Mordfall Anastasia aus Salzgitter soll ein Video eine Rolle gespielt haben. Die Ermittler sind gerade dabei, die Umstände zu prüfen.

Anzeichen und Präventionsmaßnahmen

Kinder werden nicht als Täter geboren: Darin sind sich alle einig. Es spielen mehrere Faktoren ein, warum Kinder zu Grausamkeiten neigen und Gewaltverbrechen begehen.

Bei manchen Jungtätern lassen sich die negativen Entwicklungen oft zurückverfolgen. Wichtig ist, die Signale zu erkennen. Doch in manchen Fällen zeigen Jungtäter wenige bis gar keine Auffälligkeit, bis die „Bombe platzt“.

Leider passieren immer wieder schreckliche Vorfälle, die das Umfeld der Betroffenen und der Täter in tiefe Bestürzung und oft Fassungslosigkeit versetzen. Dann beginnt man nach den Gründen und Auslösern zu suchen. Die Tat kann man damit leider nicht ungeschehen kann, doch vielleicht durch Präventivmaßnahmen weitere Taten verhindern.

Manche Gründe für Gewaltverbrechen durch Kinder und Jugendlichen erscheinen recht schauderhaft: Als Ursache können Langweile oder der Drang, die eigenen Grenzen austesten zu wollen, dienen. Einige Kinder oder Jugendliche können die Gefahr, die sie durch ihr Handeln für andere darstellen, manchmal auch gar nicht einschätzen. Ihnen fehlt einfach der Kontrollimpuls.

Obwohl es heutzutage sehr viele Angebote und Präventivmaßnahmen gibt, passieren Gewalttaten durch Kinder und Jugendliche immer wieder. Was hilft ist das genaue Hinschauen und Handeln zum richtigen Zeitpunkt. Dazu benötigt man die Aufmerksamkeit nicht nur von einzelnen Personen und Akteuren aus dem Feld der gefährdeten Kindern, sondern des gesamten Umfeldes.

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