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Welche wirtschaftlichen Folgen hat ein Fachkräftemangel?

Die deutsche Wirtschaft klagt seit langem über Personalmangel. Dies hat viele Auswirkungen. Es sind keine Anzeichen einer schnellen Besserung in Sicht. Auch der DGB sieht strukturelle Probleme wie niedrige Löhne.

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Ein Mann vor einem Stromkasten: Nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer ist der Fachkräftemangel sehr ernst..aussiedlerbote.de

Welche wirtschaftlichen Folgen hat ein Fachkräftemangel?

Normale Restaurants sind an weniger Tagen pro Woche geöffnet, Unternehmen müssen Bestellungen ablehnen und Roboter übernehmen mehr Aufgaben: Das sind die konkreten Folgen des Fachkräftemangels in Deutschland. Laut einer Unternehmensbefragung deckt dies bereits die gesamte deutsche Wirtschaft ab.

Jedes zweite Unternehmen besetzt eine offene Stelle nicht, zumindest teilweise, weil es nicht die richtigen Mitarbeiter findet. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Fachkräftebericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK, sagte, dass die Situation für Fachkräfte trotz der wirtschaftlichen Stagnation weiterhin sehr ernst sei. Derzeit kommt es in fast allen Branchen und Berufen zu Fachkräftemangel. Laut DIHK wurden in dem Bericht Informationen von mehr als 22.000 Unternehmen ausgewertet.

Viele offene Stellen sind noch nicht besetzt

Nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer fehlt es am häufigsten an beruflich qualifiziertem Personal mit dualer Ausbildung. Die größten Probleme bei der Stellenbesetzung treten in Industrieunternehmen auf, beispielsweise im Werkzeugmaschinenbau, im Maschinenbau oder bei Elektrogeräteherstellern. Auch im Baugewerbe, im Sicherheitsgewerbe, bei Hausmeisterdiensten sowie bei Gesundheits- und Sozialdienstleistern herrscht Personalmangel.

Zu den Branchen mit relativ wenigen Meldungen zu Personalthemen gehören die Werbung und Marktforschung, die Immobilienbranche und die Druckindustrie. Dies liegt jedoch nicht in erster Linie daran, dass Personal leicht zu finden ist, sondern vielmehr daran, dass die Nachfrage nach Personal relativ gering ist.

Laut DIHK gibt es nach aktuellen Schätzungen 1,8 Millionen offene Stellen. Rechnerisch beläuft sich der Wertschöpfungsverlust damit in diesem Jahr auf mehr als 90 Milliarden Euro. Dies entspricht mehr als 2 % des BIP.

Der DIHK sagte, dass der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel aufgrund der demografischen Entwicklung voraussichtlich weiter zunehmen werde. Es treten weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein als ältere Menschen aus ihr austreten – etwa 400.000 Menschen weniger pro Jahr.

Folgen des Fachkräftemangels

Die Umfrage zeigt, dass 82 % der Unternehmen negative Folgen aus dem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel erwarten. Diese werden die ohnehin schon erheblichen Herausforderungen und Unsicherheiten, wie etwa hohe Energiekosten, noch verstärken. Die konkreten Folgen sind: Der Umfrage zufolge haben 16 % der Unternehmen ihre Investitionen in Deutschland reduziert. Der DIHK sagte, die Zahlen seien alarmierend. Diese Engpässe gefährden den Erfolg wichtiger Schlüsseltechnologien.

Sechs von zehn Unternehmen glauben, dass eine zusätzliche Belastung für ihre bestehende Belegschaft besteht. Fast 60 % der Unternehmen gaben an, dass sie einen Anstieg der Arbeitskosten erwarten. Dirks spricht von einem „Arbeitskräftemarkt“: Angesichts des Arbeitskräftemangels steigen die Löhne, um Arbeitskräfte und Fachkräfte anzuziehen und zu halten – was aus Arbeitnehmersicht eigentlich eine positive Entwicklung ist.

Laut DIHK rechnen vier von zehn Unternehmen damit, dass sie Aufträge ablehnen und Aufträge verlieren müssen, weil ihnen das nötige Personal fehlt – und dass sie ihre Produkte einschränken müssen. Das bedeutet zum Beispiel reduzierte Öffnungs- und Servicezeiten sowie längere Wartezeiten. Um den Fachkräftemangel zu verringern, rechnet fast ein Viertel der Unternehmen mit einem verstärkten Einsatz von Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und Robotik.

Was tun bei Personalmangel?

„Wenn es einen großen Fachkräftemangel gibt, liegen oft strukturelle Probleme wie niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen vor“, sagte Anja Peel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Für Unternehmen heißt das: Wer sucht.“ Fachkräfte Alle müssen sich zunächst bessere Bedingungen und einheitliche Löhne sichern. Auch bei der Aus- und Weiterbildung, der Erhöhung der Beschäftigung von Frauen und älteren Menschen, der Integration von Arbeitslosen und attraktiven Arbeitszeitmodellen können kluge Unternehmen etwas tun.“

Ziel des Ampelbündnisses ist es, alle politischen Maßnahmen zu ergreifen, um die vorhandenen Potenziale des Arbeitsmarktes besser auszuschöpfen. „Barrieren müssen für diejenigen beseitigt werden, die nicht auf dem Arbeitsmarkt sind oder arbeiten wollen, dies aber nicht tun können, weil pflegebedürftige Familienmitglieder, pflegebedürftige Kinder oder Schwierigkeiten mit ihrem Aufenthaltsrecht auf sie zukommen“, sagte Peel . Auch die Einwanderung von Fachkräften zu fairen und guten Bedingungen kann einen nachhaltigen Beitrag leisten.

Laut einer DIHK-Umfrage erwägen 55 % der Unternehmen die Einstellung von Mitarbeitern aus sogenannten Drittstaaten. Mit neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzen will die Bundesregierung die Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern erleichtern. „Es kommt auf die Umsetzung an“, sagte Dirks. Das Visumverfahren muss beschleunigt werden; die Wartezeiten werden Monate betragen. Der gesamte Einwanderungsverwaltungsprozess muss digitalisiert werden.

Quelle: www.dpa.com

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